Beim Energy Sharing erzeugen Bürger regional ihren eigenen Wind- und Solarstrom, den sie vor Ort in einem Umkreis von 25 Kilometern selbst nutzen. Bei entsprechender politischer Förderung und Anpassung des Marktrahmens könnten so 42 Prozent des Zubaus erneuerbarer Energien bis 2030 gemäß dem aktuellen Ausbauplan zum Erreichen der Klimaziele durch Bürger getragen werden, so die Studie.
„Wir erleben derzeit, dass sich die teilweise fehlende Akzeptanz für den Ausbau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie zu einem Bremsklotz entwickelt“, sagt IÖW-Studienautorin Astrid Aretz. Wenn Bürger an der Energiewende selbst teilhaben können, könnten sie zu einer tragenden Säule für den Ausbau erneuerbarer Energien werden. Nach IÖW-Berechnungen könnte ein Investitionsvolumen von bis zu 6,5 Mrd. € über eine Umsetzung von Energy-Sharing-Konzepten ausgelöst werden.
Gesetzlichen Rahmen zügig an das geltende EU-Recht anpassen
Die bestehenden Strukturen zur Förderung erneuerbarer Energien in Deutschland sehen Konzepte wie Energy Sharing bislang nicht vor. „Damit Energy Sharing im öffentlichen Stromnetz wirtschaftlich möglich ist, muss der gesetzliche Rahmen nun zügig an das geltende EU-Recht angepasst werden“, fordert Co-Autor Jan Wiesenthal. Dann könnten sich Erzeugungs- und Verbrauchsgemeinschaften bilden, die gemeinsam in Anlagen investieren. „Die Gemeinschaften sollten eine angemessene Vergütung erhalten, wenn sie ihren Verbrauch zeitlich und räumlich an die fluktuierende Erzeugung von Wind- und Solarstrom anpassen. Von einem solchen netzdienlichen Verhalten würde das gesamte Energiesystem profitieren“, erklärt Wiesenthal.
In einem aktuellen Politikbriefing gibt das IÖW Empfehlungen für eine schnelle Verbreitung von Energy Sharing in Deutschland. So sollte es vor allem finanzielle Anreize geben, um Energy-Sharing-Konzepte voranzubringen. Verringerte Stromnebenkosten oder eine Prämienzahlung können dabei unterstützen, wirtschaftlich tragfähige Modelle zu fördern. Auch sollte es für Stromverbrauchende unkompliziert möglich sein, in eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft zu wechseln.