Pelletbranche sieht wesentliche Rolle der Holzenergie für die Wärmewende


„Wir brauchen alle erneuerbare Energien zur Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl“, sagte Krischer. „Daher werden alle modernen CO2-einsparenden Heiztechnologien in der Förderlandschaft der Bundesregierung Berücksichtigung finden.“ Vor Beginn des Ukraine-Kriegs hatte es wiederholt Kritik an der Holzenergie gegeben. Auch der Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Dirk Messner, hatte deutliche Bedenken geäußert und auf die Feinstaubbelastung aus der Holzverbrennung verwiesen.


Die Branche sieht dies naturgemäß anders, aber auch die veränderte geopolitische Situation spricht für eine Neubewertung. Die DEPV-Vorsitzende Beate Schmidt-Menig erklärte auf der Mitgliederversammlung, dass eine verantwortungsvolle und vorausschauende Energiepolitik für die Wirtschaft und das Klima, aber auch für die allgemeine Sicherheit entscheidend ist. Der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien sei unabdingbar, wenn Deutschland als Industrieland 2045 CO2-neutral werden soll.


Hinter der Branche liegt ein starkes Jahr. Pelletheizungen konnten von allen Wärmeerzeugern im vergangenen Jahr das stärkste Wachstum verzeichnen, berichtet der DEPV. Über 85.000 Feuerungen haben 2021 in Deutschland den Heizungsbestand auf 570.000 Anlagen erhöht und zusammen nach Branchenangaben erstmals eine Jahresmenge von über 4 Mio. Tonnen CO2 eingespart. „Damit führt die modernste Form der Holzenergie das Marktwachstum der Erneuerbaren Energien an und punktet zudem gegenüber anderen Technologien mit einem niedrigen CO2-Vermeidungspreis“, heißt es beim DEPV.


Deutschland habe auch seine Rolle in Europa als Land mit der größten Pelletproduktion – 3,3 Mio. Tonnen im vergangenen Jahr – ausgebaut. Die hier besonders ausgeprägte Sägeindustrie und das dort in großen Mengen anfallende Sägerestholz, das zu Pellets veredelt wird, sei ein „gutes Beispiel für erfolgreiche Kaskadennutzung“. Angesichts „zunehmend undifferenzierter Äußerungen“ forderte die DEPV-Vorsitzende Schmidt-Menig von der Politik eine objektive und zugleich pragmatische Sicht auf die moderne Holzenergie als „mit Abstand größte Erneuerbare Energiequelle im Gebäudebereich“.


„Möglichst schnell möglichst viele Pelletheizungen einbauen“


„Wenn jetzt auch noch zunehmend Gasheizungen ersetzt werden sollen, müssen möglichst schnell möglichst viele Pelletheizungen eingebaut werden“, sagt Schmidt-Menig. Vor diesem Hintergrund dürften die technischen Anforderungen bei der anstehenden Novellierung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) nicht verändert werden. BMWK-Staatssekretär Krischer erklärte, dass Pelletheizungen bei einer Überarbeitung der BEG weiterhin eine wichtige Rolle spielen würden. Er warnte davor, unterschiedliche Technologien wie Wärmepumpen und Pelletfeuerungen gegeneinander auszuspielen.


Um die Versorgungssicherheit im wachsenden Markt ging es im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Neben einer Erhöhung der heimischen, auf Sägerestholz basierenden Pelletproduktion würden auch Importmengen sowie die Ausdehnung der Rohstoffbasis auf Waldholz an Bedeutung gewinnen, fasst der DEPV den Tenor der Diskussion zusammen. Christian Rakos, Geschäftsführer bei proPellets Austria und Präsident der World Bioenergy Association, sieht die Möglichkeiten für Pelletimporte in mitteleuropäische Länder aktuell erheblich durch den stark angestiegenen Strompreis beeinflusst. Das mache Pellets für die Energieversorger zunehmend attraktiv. Auch in bisherigen Exportmärkten in Osteuropa würden Pellets künftig stärker für den Eigenverbrauch benötigt.



Mehr Lieferfahrzeuge und Erhöhung der Lagerfläche erforderlich


Importe aus Nordamerika können nach Einschätzung von Marius Hachenberg, Ge-schäftsführer von Enviva Deutschland, zur Versorgungssicherheit des deutschen Pelletmarkts beitragen. In Zukunft eröffne vor allem der industrielle Wärmebedarf neue Absatzmöglichkeiten für die gesamte Branche. Georg Dischner, Leiter des Zentrums für Energieholz (ZfE) bei den Bayerischen Staatsforsten geht davon aus, dass ausreichend nichtsägefähige Waldholzsortimente verfügbar sind um eine steigende Nachfrage zu stillen. Ob sie stärker stofflich oder energetisch verwendet würden, sei dabei jedoch unter anderem eine Frage des Preises.


Auch den Pellethandel stellt das Marktwachstum vor Herausforderungen, wie Emil Sopper von der Baywa AG anmerkte. Zur Gewährleistung von Versorgungssicherheit und Lieferfähigkeit erachtet der Branchenexperte mehr Lieferfahrzeuge sowie eine Erhöhung der Lagerfläche für notwendig.