Es gebe beim Biogas ein Potenzial. Die Frage sei, wie groß dieses sei, sagte Graichen. Die Potenziale für eine Gassubstitution durch einen diskutierten dreimonatigen Streckbetrieb der drei verbliebenen Atomkraftwerke würden als gering eingeschätzt. Grundsätzlich verfolge die Bundesregierung eine Dreifachstrategie: Ersatzbeschaffung, Ersatz und Einsparen von Gas, sagte Graichen in einem Interview mit den Organisatoren der Energietage. Alle drei seien in vollem Gange, es bedürfe aber weiterer großer Anstrengungen.
Die Energiewirtschaft begrüßte die Ankündigung, Hemmnisse zur Biogas-Nutzung abzubauen. Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), erklärte: Die Erhöhung von Erzeugung und Nutzung von Biomethan trägt nicht nur dazu bei, schnell unabhängig von Gasimporten aus Russland zu werden, sondern ist auch ein wesentlicher Baustein zur zügigen Treibhausgas-Minderung. Es ist daher wichtig, dass wir schnell einen Regulierungsrahmen bekommen, der uns ermöglicht, die bislang ungenutzten Potenziale in der Erzeugung von Biomethan zu heben.“
Bis zum Jahr 2030 könnten in Deutschland nach Einschätzung des BDEW pro Jahr 100 TWh Biomethan erzeugt und ins Gasnetz eingespeist werden. Dies entspreche etwa einem Fünftel der Erdgasmenge, die Deutschland im vergangenen Jahr an russischem Erdgas verbraucht habe. Zur Umsetzung eines vorgeschlagenen BDEW-Programms zur verstärkten Biomethan-Einspeisung würden nahezu keine weiteren Flächen für den Anbau von Lebensmittel und Futterpflanzen benötigt.