Krause führte aus, dass es vor diesem Hintergrund zur Zeit keine Sicherheit gebe, ob über die Wertschöpfungsstufen hinweg der erzeugte und eingesetzte Windstrom sowie der Wasserstoff durchgehend als „grün“ und klimaneutral eingestuft werden könne. Dies müsse „schnellstens“ geregelt werden. „Die aktuelle Situation im regulatorischen Bereich birgt für das Konsortium eine große Investitionsunsicherheit und hindert uns daran, einen marktfähigen Preis für unser Produkt zu benennen und somit auch Verträge mit interessierten Kunden zu schließen“, sagt Krause.
Gesamtinvestitionssumme muss nach oben korrigiert werden
Die zeitliche Verzögerung bei der Gestaltung des Rechtsrahmens verschärfe diese Situation für uns mit Blick auf die Investitionskosten. „Wir sind ursprünglich von einer Gesamtinvestition von 139 Mio. € ausgegangen – von denen 34 Millionen über das BMWK gefördert werden. Wir wissen bereits, dass diese Gesamtinvestitionssumme nach oben korrigiert werden muss, da die Beschaffungspreise täglich steigen.“ Als Konsortium sehe man sich aktuell nicht, wie ursprünglich geplant, in der Lage, diese erheblichen Investitionen freizugeben, ergänzt Cornelia Müller Pagel, Projektleiterin und Leiterin Grüne Gase der VNG AG.
Der Energiepark soll eine geschlossene Kette von der regenerativen Stromerzeugung über die Wasserstoffproduktion und -speicherung bis hin zu Transport und Nutzung abbilden. Mit der Übergabe der Fördermittel im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) im September des vergangenen Jahres haben die Konsortialpartner ihre Arbeit an den einzelnen Teilprojekten des Energieparks Bad Lauchstädt aufgenommen. Im Fokus standen ingenieurtechnische Planungen, die gleichzeitig Grundlage für die verschiedenen Genehmigungs- und Anzeigeverfahren sind.
So habe die Terrawatt Planungsgesellschaft mbH – verantwortlich für die Errichtung des Windparks – ihr Engagement auf das Genehmigungsverfahren ausgerichtet und erwartet den Abschluss und damit den Genehmigungsbescheid in den kommenden Wochen. Auch für Uniper standen zunächst die Planung und Genehmigung des Elektrolyseurs im Fokus. Der Abschluss des Verfahrens und damit der Genehmigungsbescheid werde ebenfalls in Kürze erwartet. Darüber hinaus wurde über eine Ausschreibung bereits ein Lieferant für den Elektrolyseur gebunden.
Die VNG Gasspeicher GmbH hat für die Speicherung des Wasserstoffs bereits die Genehmigung zur Errichtung/Umbau der Obertageanlage an der umzuwidmenden Salzkaverne vom Landesbergamt Sachsen-Anhalt erhalten und beschäftigt sich aktuell mit der Detailplanung zur Obertageanlage, berichtet das Konsortium. Für die Umstellung der vorhandenen Gasleitung auf den Transport von Wasserstoff wurde durch die Ontras Gastransport GmbH eine umfassende Molchung durchgeführt. Die Ergebnisse dieses Reinigungs- und Diagnoseverfahrens werden in Kürze zeigen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um einen sicheren Transport des hochreinen Wasserstoffs zu gewährleisten.
Parallel hat das DBI im Rahmen der begleitenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zusammen mit den Partnern ein Gesamtlayout mit allen Schnittstellen sowie Einzellayouts der Baugruppen entwickelt, um die „bisher einmalige“ Kopplung aller Wertschöpfungsstufen zu ermöglichen. „Lediglich die abschließende Entwicklung des Geschäftsmodells stellt die Konsortialpartner rund um die VNG AG trotz der abgeschlossenen Szenarien-Analyse für verschiedene Geschäftsmodelle aktuell noch vor Herausforderungen“, heißt es weiter.
Durchgängiger Forschungsbetrieb Stand jetzt ab drittem Quartal 2025 möglich
Auf technischer Seite wollen die Partner die Arbeiten im Projekt gleichwohl weiter vorantreiben. So sollen in den kommenden Monaten Maßnahmen zur baulichen Standortvorbereitung für Windpark, Elektrolyseur sowie die Obertageanlage des Speichers vorbereitet werden. „Darüber hinaus werden bis Mai kommenden Jahres für den Speicherbetrieb das Sicherheitskonzept sowie ein Konzept zur bidirektionalen Gasmengenmessung erstellt“, heißt es weiter.
„Unter der Voraussetzung, dass die notwendigen Investitionsentscheidungen 2023 wie derzeit vorgesehen getroffen werden können“, würden der Windpark voraussichtlich zum Jahreswechsel 2023/24 und der Elektrolyseur zusammen mit der Gasreinigung und Gasmengenmessung im 3. Quartal 2025 in Betrieb genommen. Die Umstellung der Transportleitung könne bereits zum 3. Quartal 2024 erfolgen und dann erste Tests durchlaufen. „Einen durchgängigen Forschungsbetrieb über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg kann das Konsortium nach aktuellem Stand ab dem 3. Quartal 2025 aufnehmen.“