Die neue Heizzentrale versorgt insgesamt fünf Gebäude und spart jedes Jahr rund 210 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) ein. Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) hat das Ausschreibungsverfahren des Landkreises begleitet. Laut KEA-BW ist Contracting auf dem Vormarsch: „Der Markt für die Dienstleistung wächst stark.“
Den Zuschlag erhielt die Firma Engie Deutschland. Nach rund sechs Monaten Bauzeit erfolgte die offizielle Einweihung am 29. November 2022. Die Berufliche Schule und das Wohn- und Ärztehaus sind Eigentum des Landkreises, das mitversorgte Pflegeheim der St. Elizabeth-Stiftung gehört der Stiftung. Beide Institutionen haben die Wärmeversorgung ohne eigene Finanzmittel und Fachwissen energetisch modernisieren lassen.
„Ziel war ein verringerter Energiebedarf durch Effizienzmaßnahmen in den Gebäuden des Landkreises sowie eine mehrheitlich erneuerbare Wärmeversorgung über ein Wärmenetz“, erklärt Anders Berg, Leiter des Kompetenzzentrums Contracting der KEA-BW. Das war dringend erforderlich: Die Berufliche Schule wurde bislang über einen alten Gaskessel beheizt. Das Wohn- und Ärztehaus war an die alte Heizzentrale des benachbarten ehemaligen Krankenhauses angeschlossen. Beide Heizanlagen waren weder effizient noch klimafreundlich zu betreiben.
Pelletkessel deckt 92 Prozent des Jahreswärmebedarfs
Für die Umsetzung der Maßnahmen schrieb der Landkreis ein Energieliefer-Contracting-Projekt mit Effizienzmaßnahmen für das Areal aus. Die KEA-BW begleitete das Ausschreibungs- und Vergabeverfahren inklusive Teilnahmewettbewerb, Bieterverfahren und Angebotsprüfung. Seit Oktober erzeugt nun ein Pelletkessel mit 330 kW Leistung in der neuen Heizzentrale bis zu 92 Prozent des Jahreswärmebedarfs regenerativ. Vorgabe des Landkreises war ein Mindestanteil von 80 Prozent erneuerbaren Energien. Für die Spitzenlast steht ein neuer Gasbrennwertkessel mit 740 kW Leistung bereit, der zu 100 Prozent Biomethan nutzt.
Die neue, 350 Meter lange Nahwärmeleitung versorgt die drei Gebäude der Beruflichen Schule, das Wohn- und Ärztehaus und das Pflegeheim der St. Elisabeth-Stiftung. In der Schule und dem Wohn- und Ärztehaus haben Fachleute Effizienzmaßnahmen an den Wärmeverteilungsanlagen vorgenommen, indem sie die Heizungsverteiler und Heizkreisregelungen erneuerten und die Warmwasserbereitung im Wohn- und Ärztehaus austauschten. Der geplante Erweiterungsbau der Beruflichen Schule soll ebenfalls an das Nahwärmenetz angeschlossen werden.
Die Umsetzung gelang in Rekordzeit: Baustart war Ende April 2022, im Oktober gingen die Anlagen in Betrieb. Engie investierte knapp 1,1 Mio. € in die Baumaßnahmen. Der Betrieb der Heizungsanlage läuft ebenfalls über das Unternehmen, die Vertragslaufzeit beträgt 15 Jahre. Engie refinanziert die Investition über einen Grundpreis für die Wärmeerzeugung, für das Nahwärmenetz und für die Effizienzmaßnahmen, einen Arbeitspreis sowie einen Servicepreis. Nach der Vertragslaufzeit gehören die Anlagen dem Landkreis.
Energie-Contracting wird in kommunalen und sozialen Einrichtungen, aber auch in Industrie und Gewerbe immer häufiger eingesetzt. Über 25 erfolgreich umgesetzte Projekte aus Energiespar- und Energieliefer-Contracting, darunter das aus Riedlingen, präsentiert die Agentur in Form einer interaktiven Karte. Sie zeigt, wo sich die Contracting-Projekte im Südwesten befinden. Darüber hinaus können Fachleute aus Kommunen und Gesundheitseinrichtungen eine kostenlose Contracting-Initialberatung bei der Landesenergieagentur in Anspruch nehmen.