„Lauwarmes“ Nahwärmenetz versorgt neues Quartier in Berlin-Pankow


Der Baustart ist für 2022, der Beginn der Wärmelieferung zur Heizperiode für 2023 geplant, berichtet Naturstrom.


Auf 23.000 m² Grundstücksfläche entsteht das ökologisch-gemeinschaftliche Quartier Kokoni One im Pankower Viertel Französisch Buchholz mit 84 Doppel- und Reihenhäusern. Gemeinsam mit dem Berliner Projektentwickler Incept GmbH, Teil der Ziegert Group, und den Architekten ZRS Architekten Ingenieure soll hier ein kinder- und familienfreundliches Wohngebiet errichtet werden. Zentral gelegen ist ein Gemeinschaftshaus mit anliegender Energiezentrale vorgesehen. Die Wärmeversorgung übernimmt Naturstrom. Die Energieversorgung erfolgt mittels Erdwärmesonden und zentralen Wärmepumpen, zusätzlich verfügen alle Häuser über dachintegrierte Photovoltaik-Anlagen.


68 Wärmesonden entziehen dem Erdreich Energie


68 Wärmesonden entziehen dem Erdreich Energie auf einem geringen, aber über das ganze Jahr konstanten Temperaturniveau von ca. 10 °C. Zwei zentrale Wärmepumpen mit jeweils ca. 50 kW elektrischer Eingangsleistung sowie knapp 200 kW thermischer Ausgangsleistung (kWth) heben die Temperatur auf 40 °C. Die so nutzbare Heizwärme wird über ein gedämmtes Niedertemperatur-Nahwärmenetz in die einzelnen Gebäude mit KfW-gefördertem Baustandard BEG 55 transportiert.


Das Netz besteht den Angaben zufolge aus zwei Strängen mit einer Gesamtlänge von ca. 1,2 Kilometern. In den Sommermonaten werden die Energieflüsse im Energiesystem umgedreht und die Gebäude gekühlt: Überschüssige Wärme wird den Gebäuden entzogen, durch das Netz zu den Wärmesonden geführt und an das Erdreich abgegeben. Naturstrom übernimmt neben Planung und Errichtung auch den Betrieb des gesamten Energiesystems inklusive Wartung, Service und Monitoring. Die Trinkwasserbereitung erfolgt jeweils dezentral über elektrische Durchlaufsysteme, die bilanziell von den Photovoltaik-Anlagen versorgt werden.


Bewohner haben Möglichkeit, Mieterstrom aus PV-Anlagen zu nutzen


„38 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen werden durch den Bau und Betrieb von Gebäuden verursacht. In Deutschland produziert die Baubranche knapp 55 Prozent des gesamten Abfalls“, sagt Kyrill Radev, CEO von Incept und Group CEO der Ziegert Group. Hinzu kämen Energie- und Ressourcenverbrauch bei Bau, Sanierung und Rückbau. „Mit Kokoni One in Berlin treten wir den Beweis an, dass es besser gehen kann: ein klimapositiv gebautes Quartier mit einem smarten, fossilfreien Energiekonzept.“


Die Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 222 bis 323 kWp auf den Häusern werden als vollflächige In-Dach-Varianten errichtet und ersetzten somit die Dachdeckung. Die einzelnen Anlagen werden über ein separates Netz zu einer großen Gesamtanlage verbunden und zentral gezählt. Den Bewohnern steht frei, den vor Ort erzeugten Solarstrom über einen günstigen Mieterstrom-Tarif zu beziehen.


„Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag schnell in die geltende Regulatorik überführen“


Das Wohnquartier Kokoni One sei ein „Paradebeispiel für eine gelungene, dezentrale Energieversorgung“, sagt Sarah Debor, Abteilungsleiterin für Projektentwicklung bei Naturstrom. Damit solche innovativen Konzepte im Neubau Standard werden, müsse die Politik unter anderem die Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag schnell in die geltende Regulatorik überführen.