Wärmewende in Kassel: Städtische Werke bauen Fernwärmenetz weiter aus


Die Städtische Werke Energie + Wärme GmbH (EWG) schließt die Mattenberg-Siedlung an das Fernwärmenetz der Stadt Kassel an. Der Aufsichtsrat des kommunalen Unternehmens hat die Freigabe von 9,6 Mio. € zum Bau einer rund sechs Kilometer langen Versorgungsleitung, der rund 80 Hausanschlüsse für etwa 250 Gebäude und der Lieferung der benötigten Übergabestationen beschlossen. Damit stärken die Stadtwerke die Fernwärmenutzung, die schnelle Fortschritte bei der Dekarbonisierung verspricht. Im Zuge des geplanten Ausstiegs aus der Kohlenutzung wird das Biomasse-Heizkraftwerk Mittelfeld nicht mehr benötigt, es schließt zum 1. August 2022.


Der Baubeginn für die Fernwärmeanbindung der Mattenberg-Siedlung ist für das kommende Jahr geplant. Die Fernwärmeversorgung von rund 1.100 Haushaltskunden und städtischen Liegenschaften könne dann in der Heizperiode 2023/2024 beginnen, heißt es bei den Stadtwerken. Aktuell laufen die Planungen, im nächsten Schritt werden die Genehmigungsbehörden eingebunden und die Baumaßnahmen beantragt.


In Kassel stamme die Fernwärme hauptsächlich aus Anlagen, die in Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten, sagt Michael Maxelon, Vorstandsvorsitzender der Städtischen Werke. „Das steigert den Brennstoffausnutzungsgrad auf über 80 Prozent, weil wir Strom und Wärme in einem Prozess produzieren.“ Dass der Fernwärmeausbau sich auch wirtschaftlich rechnet, betont Olaf Hornfeck, Vorstand der Städtischen Werke. „Seitens der Stadt Kassel, der GWG, der Wohnstadt und privater Abnehmer liegen bereits konkrete Bestellungen und Absichtserklärungen vor.“ Man gehe aktuell von einer Anschlussleistung von knapp acht MW und einer jährlichen Jahresverbrauch von über 12.000 MWh aus. „So können wir bei einem Invest von fast 10 Mio. € mit einer Amortisation innerhalb von etwa 13 Jahren rechnen.“


Perspektivisch wollen die EWG den CO2-Fußabdruck der Fernwärmeversorgung weiter senken. „Wir stellen das Fernwärmekraftwerk an der Dennhäuser Straße gerade auf CO2-neutrale Brennstoffe um“, erläutert die technische Geschäftsführerin der EWG Gudrun Stieglitz. „Ab dem Jahr 2025 werden wir hauptsächlich Klärschlamm und Altholz verbrennen. Wir sind hier der Vorreiter in Deutschland.“ Vor diesem Hintergrund sei es „umso bemerkenswerter, dass wir den Umbau zu großen Teilen selbst stemmen“.


30 Mitarbeiter des HKW-M wechseln zu Kraftwerk Kassel und MHKW Kassel


Nicht mehr Teil der Fernwärmekonzeption der Städtischen Werke gehört dann das Biomasse-Heizkraftwerk im Industriepark Mittelfeld (HKW-M), das zum 1. August 2022 schließt. Die rund 30 Mitarbeiter wechseln ins Kraftwerk Kassel und in das Müllheizkraftwerk Kassel. „Die bisher im Biomasse-Kraftwerk erzeugten Fernwärme- und Strommengen sind vergleichsweise gering und werden an den beiden anderen Kraftwerksstandorten miterzeugt“, heißt es von Seiten des Versorgers. „Die Schließung erfolgt aus wirtschaftlichen Gründen und ist ein Ergebnis des Strategieprozesses ‚Fit für die Zukunft‘ unserer Konzernmutter Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH“, sagt Stieglitz.


Die Schließung des Heizkraftwerks erfolgt im Zusammenhang mit der Modernisierung des Fernwärmekraftwerks Kassel. Mit Blick auf die geplante Umstellung von der Kohleverbrennung auf Altholz und Klärschlamm wurde bereits vor zwei Jahren eine Klärschlammbandtrocknung in Betrieb genommen. Gegenwärtig wird eine neue Turbine zur flexiblen Strom- und Fernwärmeauskopplung installiert. Der Umbau des Kessels und der Bau einer neuen Rauchgasreinigung folgen, um die bisher im Heizkraftwerk Mittelfeld eingesetzten Altholzmengen zu verwerten. Der Einsatz von Klärschlamm erfolgt bereits im Regelbetrieb.