„Mit der Rücknahme der Allgemeinverfügung im vergangenen Jahr wurde den grundzuständigen Messstellenbetreibern kurzzeitig der Druck im Rollout genommen. Durch die geplanten Regelungen des GNDEW müssen sie sich nun auf neue Herausforderungen einstellen. Die Uhr für den Smart-Meter-Rollout tickt“, sagt Ralf Kurtz, Partner bei PwC Deutschland.
Auch wenn der Großteil der gMSB das Smart Metering unterstütze, ständen viele vor der Frage, wie die Wirtschaftlichkeit innerhalb der Preisobergrenzen sichergestellt werden kann. 88 Prozent der Befragten nennen diesen Punkt als größte Herausforderung. Ebenso zeigen sich große Lücken bei der Anbindung und Realisierung der Tarifanwendungsfälle im ERP-System. Lediglich sieben Prozent rufen bisher die Ist-Einspeisung (TAF9), vier Prozent Netzzustandsdaten (TAF10) ab.
Neben Engpässen bei Montagekapazitäten, technischen Problemen beim Einbau oder teils fehlender Zuverlässigkeit der Smart-Meter-Gateways nannten die Messstellenbetreiber die fehlende Verfügbarkeit moderner Messeinrichtungen und kompetenter IT-Dienstleister als weitere Hürde. Der Gesetzesentwurf will mit mehreren Punkten den Ausbau beschleunigen. Helfen soll ein gesetzlicher Zeitplan mit konkreten Vorgaben und Fristen. Mit den festen Zeitfenstern für die Implementierung steigt der Druck bei den Betreibern. Allerdings besteht auch weiterhin große Unsicherheit: „81 Prozent der Betreiber sehen auch im neuen Gesetz keine Lösung für das Problem der Wirtschaftlichkeit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das GNDEW ohne offizielle Verabschiedung keine Planungssicherheit bietet“, sagt Kurtz.
Zweifel, ob Ziele des GNDEW bis 2030 tatsächlich erreicht werden
Der erwünschte Schub für den Roll-out wird nicht von allen Teilnehmern gesehen: lediglich 43 Prozent der Befragten gehen eindeutig davon aus, die im GNDEW angestrebte Roll-out-Verpflichtung von 95 Prozent eingebauten iMS bis 2030 tatsächlich zu erfüllen. In einigen Punkten sind dennoch Veränderungen zu erwarten. So empfindet die Hälfte der gMSB (51 Prozent) die Zusammenarbeit von Messstellenbetreibern und Verteilnetzbetreibern als wichtigen Baustein für die weitere Verbreitung der intelligenten Messsysteme.
Die sich in der Überarbeitung befindende Gesetzeslage werde die gMSB verstärkt zum Handeln zwingen. Eigene Strategien müssten im neuen Kontext beleuchtet und angepasst, sowie frühzeitig technische Vorbereitungen getroffen werden, betont PwC. „Das Tempo für den Rollout wird anziehen. Um den Ausbau des Smart Metering wirklich vorwärtszubringen und die Ziele bis 2030 zu erreichen, müssen die Betreiber ihre Roll-out-Planung agiler gestalten“, sagt Lukas Spitalny, Manager bei PwC Deutschland.
Die PwC-Marktbefragung „Smart-Meter-Roll-out – Standortbestimmung der grundzuständigen Messstellenbetreiber“ wurde im Zeitraum Januar / Februar 2023 durchgeführt. 69 Unternehmen unterschiedlicher Größe beteiligten sich an der Studie. Sie betreiben insgesamt 61 Prozent der bundesweiten Messlokationen in Deutschland. Die Studie erfolgte vollständig als Online-Umfrage und ermittelte anhand vordefinierter Antwortmöglichkeiten allgemeine Informationen zu Roll-out, Umsetzungsstand und Herausforderungen des Smart-Meter-Rollouts sowie zur Einordnung der Regelungen des GNDEW.