EWE und GMH Gruppe kooperieren bei H2 für die „grüne“ Stahlproduktion


„Ohne Wasserstoff wird die Energiewende nicht gelingen. Davon bin ich überzeugt“, sagt EWE-Chef Stefan Dohler. Nur durch die Umwandlung fluktuierender erneuerbarer Energien in Wasserstoff werde die Möglichkeit geschaffen, grüne Energie bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. „Wasserstoff ist damit eine unverzichtbare Komponente, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen und um die drei Sektoren Strom, Mobilität und Industrie zu koppeln.


EWE plane entlang der gesamten Wertschöpfungskette gemeinsam mit Partnern Projekte und setze diese sukzessive um. Sie reichen von der Erzeugung aus Erneuerbaren, über die Speicherung und den Transport bis zur Anwendung, vor allem in der Industrie und im Schwerlastverkehr. „Mit unserer Infrastruktur, insbesondere im Bereich der Kavernenspeicherung und dem leitungsgebundenen Transport von Wasserstoff, bieten wir die Grundlage dafür, einen Industrieverbraucher wie GMH im großen Maßstab sicher mit grünem Wasserstoff versorgen zu können“, so der EWE-Vorstandsvorsitzende weiter.


Georgsmarienhütte war Pionier beim Einsatz von Elektrolichtbogenöfen


Bis 2039 soll die Stahlproduktion der Georgsmarienhütte klimaneutral sein. Als Zwischenschritt wolle man die Emissionen bis zum Jahr 2030 halbieren, sagt Alexander Becker, CEO der GMH Gruppe. „Mit unserer Leittechnologie Elektrostahl und optimierten Prozessen sowie dem Einsatz von Wasserstoff statt Erdgas ist das realistisch machbar.“


Die Georgsmarienhütte war den Angaben zufolge Pionier im Einsatz von Elektrolichtbogenöfen, in denen nahezu 100 Prozent Stahlschrott recycelt wird – anstatt Primärrohstoffe zu verarbeiten. Gegenüber der üblichen Hochofenroute entstehen im Elektrostahlwerk fünf Mal weniger CO2-Emissionen. Durch die Nutzung von Ökostrom  werde dieser Wert nochmals deutlich reduziert. Darüber hinaus könne das Unternehmen seit kurzem auch biogene Kohle für die Stahlproduktion einsetzen, wodurch dieser Wert um weitere 25 Prozent reduziert wird. Mit weiteren Transformationsprojekten will die GMH Gruppe die angestrebte Klimaneutralität bis 2039 erreichen.


Ausgangspunkt der großtechnischen Herstellung des grünen Wasserstoffs von EWE das verbindende Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“, sagt Dohler. Dieses bringe Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung in Industrie und im Schwerlastverkehr zusammen. Mit dem Großprojekt hatte sich EWE im Februar 2021 im Rahmen des europäischen IPCEI-Programmes (Important Project of Common European Interest) für eine Förderung beworben und im Mai 2021 die zweite Stufe des Verfahrens erreicht. Aktuell wird die Förderung auf europäischer Ebene geprüft.


„Fördergenehmigung auf europäischer Ebene notwendig“


„Wir wollen an systemdienlichen Standorten nahe der deutschen Nordseeküste bis zu 400 MW Elektrolysekapazität aufbauen, aus der wir je nach Absatzmarkt ab 2026 jährlich bis zu 40.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren können“, führt Dohler aus. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, die Erzeugungskapazitäten in den nächsten zehn Jahren „bedarfsgerecht bis in den Gigawatt-Maßstab auszubauen“. Der grüne Wasserstoff soll auch bei GMH zum Einsatz kommen.

Transportiert werden soll der Wasserstoff aus den EWE-Anlagen über neu entstehende Wasserstoffpipelines, die unter anderem im Großprojekt „Clean Hydrogen Coastline“ gebaut werden, ebenso wie im geplanten Vorhaben „HyPerLink“ des Ferngasnetzbetreibers Gasunie. Dazu fänden bereits Gespräche mit möglichen Infrastrukturbetreibern statt, so Dohler weiter. Über die Pipelines könnte eine infrastrukturelle Einbindung der GMH-Anlagen sichergestellt werden. Durch die Positionierung der EWE-Produktionsanlagen an wichtigen Offshore-Anbindungspunkten bestehe zudem die Möglichkeit, den Import von grünem Wasserstoff zu integrieren. Für die Vorhaben sei jedoch eine zügige Fördergenehmigung auf europäischer Ebene notwendig.


Weitere gemeinsame Wasserstoffaktivitäten geplant


Neben dem geplanten Einsatz von grünem Wasserstoff aus EWE-Erzeugungsanlagen im Nordwesten engagierten sich die Partner für weitere Wasserstoffprojekte. Im Oktober vergangenen Jahres haben Georgsmarienhütte und EWE mit den Unternehmen KME Germany, Q1, EWE, Felix Schoeller und dem Logistiknetzwerk KNI eine Absichtserklärung für gemeinsame Wasserstoffprojekte in der Wirtschaftsregion Osnabrück unterzeichnet. Geplant sind hier der Bau eines Elektrolyseurs und einer Wasserstofftankstelle. Derzeit läuft eine Machbarkeitsstudie, die die Größe und die Ausgestaltung der Elektrolyseanlage näher betrachtet. Mit Ergebnissen rechnet das Konsortium im Spätsommer. Parallel hat Partner EWE die Fördermittel-Akquise für das Elektrolyse-Projekt begonnen, „denn ohne finanzielle Unterstützung sind Wasserstoff-Erzeugungsanlagen bisher nicht wirtschaftlich finanzierbar“. Bei Zusage der Förderung erfolgten die nächsten Schritte, unter anderem die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages mit anschließender konkreter Projektplanung.