Ziel des Vorhabens ist es, den CO2-Fußabdruck in Land- und Forstwirtschaft zu verringern und gleichzeitig die Bodenqualität und die Artenvielfalt zu steigern. Dazu wollen die Wissenschaftler mithilfe konzentrierter Solarenergie Biomasse in wertvolle Ressourcen umwandeln. Ermöglichen soll dies ein mobiles Komplettsystem, das dezentral eingesetzt und eine möglichst weitgefächerte Bandbreite an land- und forstwirtschaftlichen Rückständen und Abfallstoffen verwerten kann. Kernstück der Anlage ist ein Pyrolyse-Reaktor, der mit einem Solarenergie-betriebenen Vergasungsbrenner und einem Biomasse-Trockner gekoppelt wird.
Bei der Pyrolyse wird Biomasse bei hohen Temperaturen und weitgehend unter Ausschluss von Sauerstoff in hochwertige Produkte umgewandelt. Der Schwerpunkt des Vorhabens liegt auf der Produktion von Biokohle und Holzessig. Biokohle gilt als vielversprechender Bodenverbesserer, der CO2 binden, einer Verschlechterung der Bodenqualität entgegenwirken und so helfen kann, die landwirtschaftlichen Erträge zu verbessern. Ähnliches gilt für Holzessig, einem Nebenprodukt der Pyrolyse, der als biologisches Pflanzenschutzmittel interessante Eigenschaften aufweist. Ziel von Pyragraf sei es, die Vielfalt der verwendeten Materialien und technologischen Ansätze zu erhöhen, um Biokohle und Holzessig verstärkt als Düngemittel und biologisches Pflanzenschutzmittel vermarkten zu können.
Prozess macht Pyrolysegas und Bioöl verfügbar
Darüber hinaus beschäftigen sich die Forschenden mit erneuerbaren Energieträgern wie veredeltem Pyrolysegas und Bioöl. Diese Produkte lassen sich als Biokraftstoff für verschiedene landwirtschaftliche Zwecke einsetzen: Beide können in Dual-Fuel-Motoren verwendet werden, Prolysegas zusätzlich in Brennstoffzellen. Sie tragen auf diesem Weg dazu bei, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sowie die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren, und fördern gleichzeitig die ländliche Entwicklung.
Für den Praxistest wurden Portugal, Deutschland und die Türkei als Pilotregionen mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und Bodeneigenschaften ausgewählt. Dort testen die Forschenden in Feldversuchen mit lokalen Akteuren den Betrieb der mobilen Pyrolyse-Einheit – für innovative Lösungen, die angesichts der wegen des Klimawandels fortschreitenden Verschlechterung der Boden- und Wasserqualität dringend benötigt werden.