Ein wesentlicher Hebel dafür liegt im Wärmesektor. Die Fernwärme, die heute noch zu knapp mehr als der Hälfte aus fossilen Energien erzeugt wird, soll nun sukzessive auf nachhaltige Quellen umgestellt werden. Die jetzt in Betrieb genommene Großwärmepumpe sei ein großer Meilenstein auf diesem Weg, erklärte Bürgermeister Michael Ludwig bei der feierlichen Eröffnung.
Aus Abwasser wird Fernwärme
Für die Wärmeerzeugung nutzt die Anlage das gereinigte Abwasser aus der benachbarten ebswien Kläranlage. Normalerweise fließt das Abwasser der Kläranlage nach der Reinigung in den Donaukanal. Ab sofort wird es in die Großwärmepumpenanlage umgeleitet: Dort stehen die Wärmepumpen, die mit Wärmetauschern dem gereinigten Wasser rund sechs Grad Celsius entziehen. Diese geringe Temperatur kann in der Anlage genutzt werden, um Wärme mit mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese Wärme fließt dann in Form von heißem Wasser über das Fernwärmenetz in die Wiener Haushalte.
Direktleitung vom Wasserkraftwerk
Den Ökostrom für den Betrieb der Anlage bezieht Wien Energie direkt vom nahegelegenen Verbund-Donaukraftwerk Freudenau. Für den effizienten Betrieb der Wärmepumpe wurde eine Direktleitung zwischen Kraftwerk und Anlage errichtet. Beim Kraftwerk wurde dazu eine eigene Abzweigstelle gebaut. Von dort fließt der Strom über die rund ein Kilometer lange Leitung bis zur Wärmepumpe.
Neue Pumpstation für Fernwärmenetz
Um diese großen Wärmemengen auch im Fernwärmenetz verteilen zu können, hat Wien Energie zudem eine neue Fernwärme-Pumpstation errichtet. Am Kraftwerksstandort Simmering gibt es nun eine zweite Pumpstation, die pro Stunde bis zu 7.500 Kubikmeter Warmwasser durch das Fernwärmenetz pumpt. Diese neue Pumpstation kann den Angaben zufolge nicht nur die Wärme der Wärmepumpen bei der Kläranlage, sondern auch weitere Kapazitäten verteilen. Das sei notwendig, da das Fernwärmenetz in Wien kontinuierlich wächst. Mit über 1.300 Kilometern Länge sei das Fernwärmenetz der Stadt Wien eines der größten Europas. Wien Energie versorgt 440.000 Wiener Haushalte und 7.800 Großkunden mit Fernwärme. Bis 2040 will Wien Energie rund 56 Prozent der Wiener Haushalte mit klimaneutraler Fernwärme versorgen.
„Wir schreiben hier ein Stück Wärmewende-Geschichte für Wien. Mit der ersten Ausbaustufe der Großwärmepumpe erhöhen wir den Anteil erneuerbarer Fernwärme auf einen Schlag um rund sieben Prozent“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. Die Investitionskosten der ersten Ausbaustufe liegen den Angaben zufolge bei rund 70 Mio. €. Zu den aktuell drei errichteten Wärmepumpen sollen bis 2027 drei weitere Anlagen folgen. Im Vollausbau könne Wien Energie an diesem Standort künftig Fernwärme mit einer Leistung von 110 MW erzeugen.