Der Baubeginn des Rechenzentrums ist für 2025, die Inbetriebnahme für 2027 geplant. Die Stadtwerke haben ein Grundstück mit rund 10.000 Quadratmetern erworben, das bereits durch eine leistungsfähige Glasfasertrasse angeschlossen ist. „Darüber hinaus investieren wir in den Ausbau der Stromnetze“, sagt Uwe Linder, Geschäftsführer der Stadtwerke Langen. Die entstehende Abwärme reiche aus, um alle bestehenden Fernwärmenetze in Langen und deren bisher geplante Erweiterungen zu 100 Prozent zu versorgen. „Die vorgesehene Einspeisung in das Fernwärmesystem ermöglicht somit auch dessen weiteren Ausbau im Nordend als Alternative zu gas- und ölbetriebenen Anlagen.“
Eines der ersten Rechenzentren, das Vorgaben des EnEfG erfüllt
Mit der Einspeisung der Abwärme ins Fernwärmenetz werde das Langener Rechenzentrum als eines der ersten die Vorgaben des neuen Energieeffizienz-Gesetzes erfüllen, das deren Nutzung zu Heizzwecken vorsieht, sagt Mainova-WebHouse Geschäftsführer Oliver Schiebel. Das Rechenzentrum soll zudem komplett mit Ökostrom betrieben und Notstromersatzanlagen „mit modernster Abgasnachbehandlung“ ausgestattet werden.
Rechenzentren verbrauchen viel Strom und erzeugen enorme Mengen an Abwärme. Projekte, mit denen die Abwärme genutzt wird, sind in Hessen bereits an verschiedenen Stellen geplant, unter anderem in Frankfurt, Offenbach und Hanau. Tausende Wohnungen sollen auf diese Weise geheizt werden. Die Kommunen sehen hier einen wichtigen Pfeiler ihrer künftigen Wärmeversorgung.
Das Rhein-Main-Gebiet ist ein bundesweiter Schwerpunkt für große Rechenzentren, die beispielsweise Platz an Unternehmen wie Google und Amazon vermieten. Grund ist einer der weltgrößten Internetknoten, der sich in Frankfurt befindet.
Vorgaben des Energieeffizienzgesetzes „aktuell vollkommen unpraktikabel“
Trotz Vorbildprojekten wie in Langen Hessens gibt es viel Kritik an den Vorgaben des geplanten Energieeffizienzgesetzes, dessen Verabschiedung im Juli im Bundestag an einer zu geringen Zahl an Abgeordneten im Plenum scheiterte. Die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) kritisiert, dass das Gesetzesvorhaben zwar ein richtiges Anliegen verfolge, aber insbesondere für Rechenzentren hohe Belastungen darstelle. Wo Abwärme abgegeben und genutzt werden solle, brauche es einen Abnehmer. Doch vielerorts fehlten die nötigen Fernwärmenetze.
Die im Gesetzentwurf vorgesehenen Vorgaben seien „aktuell vollkommen unpraktikabel“. Rechenzentren bräuchten Dialog statt Überregulierung, betonte Sinemus. Das Potenzial sei allerdings groß: Rein rechnerisch könne bis 2030 der gesamte Wärmebedarf von Privathaushalten und Bürogebäuden in Frankfurt durch Abwärme der Rechenzentren gedeckt werden, teilte das Ministerium mit.
Im Rhein-Main-Gebiet seien 30 Prozent aller deutschen Rechenzentrumskapazitäten angesiedelt. Aktuell fließt den Angaben zufolge rund eine Mrd. € Investitionen jährlich in den Bereich, der rund 35.000 Beschäftigte zähle. (ContextCrew/dpa)