Mit der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze wird der Neubau von Wärmenetzen mit hohen Anteilen erneuerbaren Energien sowie die Dekarbonisierung von bestehenden Netzen gefördert. Nach aktueller Haushaltsplanung stehen dafür nach Angaben des Ministeriums bis 2027 derzeit rund 3 Mrd. € zur Verfügung.
Nach aktuellem Stand seien seit dem Start Mitte September 2022 rund 200 Mio. € an Fördermitteln aus dem Klima- und Transformationsfonds – einem Sondertopf des Bundes – für die Dekarbonisierung der Wärmenetze bewilligt worden. Es seien mehr als 400 Anträge bewilligt worden. Das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle habe bisher 753 Anträge erhalten.
Wärmenetze sollen vor allem in Städten ein Schlüssel sein für die Wärmewende, also den Ausstieg aus fossilen Energien wie Öl und Gas. Eine besondere Rolle soll die kommunale Wärmeplanung spielen. Dies ist auch die zentrale Änderung bei den von der Ampel-Koalition vereinbarten Änderungen des Heizungsgesetzes. Liegt keine kommunale Wärmeplanung vor, soll das Heizungsgesetz mit dem Umstieg auf klimafreundlichere Heizungen noch nicht gelten.
Kommunale Wärmeplanung soll deutschlandweit bis 2028 kommen
Deutschlandweit soll eine kommunale Wärmeplanung bis spätestens 2028 kommen. Länder und Kommunen sollen konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen wollen. Dann sollen sich Hauseigentümer entscheiden können, ob sie falls möglich etwa an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden – oder zum Beispiel eine Wärmepumpe einbauen.
Aktuell stammt die Energie bei Fernwärme noch zu rund 70 Prozent aus klimaschädlichen, fossilen Energieträgern, vor allem Kohle und Gas. Bis 2045 soll Fernwärme treibhausgasneutral sein.
Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze unterstützt erneuerbare Wärmeerzeugung etwa aus Geothermie, Solarthermie und den Einsatz von Großwärmepumpen. Vor allem in Städten sei der Anschluss an eine zunehmend klimaneutrale Fernwärme der entscheidende Weg, um von Öl- und Gasheizungen wegzukommen, hieß es.
Thermische Energiespeicher als Schlüsselelement für die Wärmewende
Der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) zog derweil ein positives Fazit des Fernwärmegipfels mit Bauministerin Klara Geywitz und Wirtschaftsminister Habeck am 12. Juni in Berlin. Ein entscheidender Erfolg des Wärmegipfels sei die Anerkennung der Rolle von Energiespeichern in der Wärmeversorgung und für die flexible Verbindung der Sektoren Strom und Wärme. So seien thermische Energiespeicher als ein Schlüsselelement für die Wärmewende eingeordnet worden. „Diese Würdigung unterstreicht die Rolle der Speichertechnologien als vierte Säule der nachhaltigen Energieversorgung – jetzt auch im Wärmesektor“, heißt es beim BVES.
Dies spiegele sich auch in der Abschlusserklärung wider. Zur effizienten Nutzung der vielfältigen klimaneutralen Wärmequellen soll der Bau von Wärmespeichern vorangebracht werden, heißt es darin. Damit werde gleichzeitig die effiziente Kopplung von Strom- und Wärmesektor gestärkt, etwa durch die Nutzung überschüssig erzeugten Stroms, entsprechend dem Prinzip „Nutzen statt Abschalten“.
„Nahwärmenetze nehmen eine Schlüsselrolle bei der Wärmewende ein. Sie sind das Rückgrat, um mithilfe erneuerbarer Energien schnell, sicher und günstig das Heizen zu dekarbonisieren“, sagt Heinrich Gärtner, Mitgründer und CTO von GP Joule und Präsidiumsmitglied beim BVES. Die Umwandlung von Wind- und Solarstrom in Wärme helfe dabei nicht nur den Haushalten, sondern unserem gesamten Energiesystem: Wärme kann vor Ort erzeugt und gespeichert werden, wenn viel Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen produziert wird. „Das entlastet die Stromnetze und verhindert das Abschalten von Wind- und Solarkraftanlagen. Für diese systemdienliche Art der Wärmeerzeugung und -verteilung müssen alle regulatorischen Hürden fallen.“
„Die Bundesregierung begibt sich endlich auf den Weg der flexiblen Sektorenkopplung und geht die Wärmewende damit systematisch, unter der wichtigen Mitwirkung von Energiespeichern, an“, merkte Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer des BVES, an. Dies zeige sich ebenfalls im Hinblick auf die Maßnahmen rund um die Förderrichtlinie Klimaschutzverträge und die jüngste Novelle der Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz (EEW) in der Wirtschaft, in denen nun auch thermische Speicher für Industrie und Gewerbe berücksichtigt sind.
WärmeLV erschwert seit fast 10 Jahren dringend notwendige Dekarbonisierung
Der Energiedienstleisterverband vedec begrüßte es, dass im Zuge des Fernwärmegipfels die zeitnahe Novellierung sowohl der Wärmelieferverordnung (WärmeLV) als auch der Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme (AVBFernwärmeV) angekündigt worden sei. „Die Novelle der WärmeLV ist überfällig. Seit fast 10 Jahren erschwert sie die dringend notwendige Dekarbonisierung des Wohngebäudebestands“, sagte Tobias Dworschak, Vorstandsvorsitzender im vedec.
Wichtig sei mit Blick auf die WärmeLV der Verzicht auf den Weg mit fossiler Brennstoffe und ein klarer Fokus auf den Einsatz erneuerbarer Energien. Zudem müssten Effizienzmaßnahmen im Kostenvergleich mit berücksichtigt werden. Der Mieterschutz wiederum müsse durch einen Zuschuss vom Staat beim Einsatz von erneuerbaren Energien berücksichtigt werden, damit die Kostenneutralität für die Mieter weiter gewährleistet werden könne.