Der regionale Energieversorger Badenova will Bohrungen voraussichtlich 2025 starten. Wärme solle dann erstmals zwei Jahre später geliefert werden, kündigte Klaus Preiser an, Geschäftsführer der Badenova-Tochtergesellschaft Wärmeplus. „Wenn alle Erwartungen erfüllt werden, könnten 2035 etwa 40 bis 50 Prozent des Fernwärmebedarfs in Freiburg aus Tiefengeothermie gedeckt werden“, sagte Preiser. Der regionale Versorger wolle etwa 420 Mio. € investieren – für die Anlagen fließen aber auch öffentliche Fördergelder.
In Zukunft soll etwa die Hälfte des gesamten Wärmebedarfs über Fernwärme abgedeckt werden. Die andere Hälfte soll aus dezentralen Quellen stammen wie der Wärmepumpe. 2035 wolle die Stadt klimaneutral sein. Freiburg mit einer grün-linken Mehrheit im Gemeinderat entwickelte nach eigenen Angaben von 2019 bis 2021 – und damit vor der allgemeinen Verpflichtung im Südwesten – seinen sogenannten Wärme-Masterplan.
Nach dem Willen der Bundesregierung sollen nun alle Kommunen in den kommenden Jahren Pläne für klimafreundliches Heizen vorlegen. Bei der kommunalen Wärmeplanung müssen Bund und Land aus Sicht des neuen Städtetagspräsidenten Frank Mentrup aber schleunigst ihre Vorgaben miteinander abstimmen. „Sonst haben wir nämlich eine Wärmeplanung, bei der wir den Bürgern anschließend nicht erklären können, was man damit jetzt anfangen kann“, sagte der SPD-Politiker der dpa.
„Die Wärmepläne, die im Moment in Baden-Württemberg bis Ende des Jahres von Städten einer bestimmten Größe fertiggestellt werden sollen, beinhalten noch keine Ausbauplanungen“, erklärte der Karlsruher Oberbürgermeister. Die Pläne seien letztlich in ihrer Rechtsverbindlichkeit wesentlich offener als das, was der Bund aktuell vorsehe.
Appell vom Städtetagschef Mentrup: Absprachen bis Ende des Jahres
Laut Mentrup werden „Vorreiter“-Städte wie Bruchsal und Freiburg durch die unklare Situation auf Bundesebene ausgebremst. „Denn sie wissen nicht, ob ihre Planungen anerkannt werden und welche rechtliche Sicherheit es für sie gibt, dass sie den Anforderungen des Bundes genügen.“ Mentrup mahnte Absprachen zur Wärmplanung bis Jahresende an: „Ich glaube, dass die Zeit ausreichen müsste, weil Landes- und Bundespolitik sich an der Stelle einig in der Sache sind. Die Zielsetzungen sind klar. Jetzt fehlt es ein bisschen an Mut, bestimmte Detailentscheidungen zu treffen.“
Umweltministerin Thekla Walker teilte mit, sie erwarte, dass der Bund die Wärmepläne der baden-württembergischen Kommunen voll anerkennt. „Wir wollen, dass diese darüber hinaus für ihre Vorreiter-Rolle auch belohnt werden“, sagte die Grünenpolitikerin nach Angaben eines Sprechers. Falls klimafreundliche Wärmenetze nach den Plänen möglich seien, sollten sie dann auch möglichst gebaut werden können.
Der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Hans-Ulrich Rülke, forderte die grün-schwarze Landesregierung auf, die Pflicht zur kommunalen Wärmeplanung auszusetzen. Es sei zwingend notwendig, die kommunale Wärmeplanung des Landes mit dem Gebäudeenergiegesetz des Bundes abzustimmen, erklärte Rülke laut einer Mitteilung. Sonst drohten Bürgern Nachteile wie beispielsweise eine geringere Förderung.
In Bruchsal im Kreis Karlsruhe haben unter anderem Stadt, Stadtwerke und Energieagentur schon 2019 einen Energieleitplan fertiggestellt, den der Gemeinderat im Januar beschloss. Er beinhaltet auch die seit 2020 verpflichtende kommunale Wärmeplanung. In Bruchsal läuft seit 2009 das erste Geothermiekraftwerk des Landes. (dpa)