Seit 2012 befragt das Centrale Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk (Carmen) im Rahmen einer Konjunkturumfrage die Betreiber von Biogasanlagen zu ihrer wirtschaftlichen Lage. In diesem Jahr nahmen 140 Betriebe an der Umfrage teil. Die Abfrage wurde im Zeitraum von Mitte Dezember 2023 bis Mitte Februar 2024 für das Kalenderjahr 2023 durchgeführt.
Noch überwiegen positive oder neutrale Bewertungen zum Geschäftsverlauf
Die eigene wirtschaftliche Lage wurde im Rahmen der Befragung vom überwiegenden Anteil (65 Prozent) der Betreibenden zwar als „gut“ bzw. „mittel“ eingeschätzt. 11 Prozent gaben diese sogar als „sehr gut“ an. Dagegen bewerten 24 Prozent der Unternehmen die Situation im abgelaufenen Geschäftsjahr bzw. im Jahr 2023 als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Dies sind laut Carmen 10 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr. Ein Zusammenhang zwischen installierter Leistung, Bemessungsleistung und der wirtschaftlichen Lage konnte im Rahmen der Befragung nicht festgestellt werden.
Für das kommende Geschäftsjahr sind die Erwartungen noch verhaltener. Auffällig ist laut Carmen zudem, dass sowohl die Bewertung des zurückliegenden als auch des kommenden Geschäftsjahres den schlechtesten Wert seit Beginn der Konjunkturumfrage im Jahr 2012 aufweist.
Die wirtschaftliche Lage im Geschäftsjahr 2023 entsprach bei 60 Prozent den Erwartungen. Betriebe mit sehr guter oder guter wirtschaftlicher Lage führten dies zum überwiegenden Teil (63 Prozent) auf die Einnahmesituation zurück. Solche mit schlechter bzw. sehr schlechter wirtschaftlicher Lage nannten insbesondere die Substratkosten (44 Prozent) als Begründung. Darüber hinaus waren auch die Einnahmesituation (29 Prozent) sowie außerplanmäßige Investitionen (22 Prozent) Ursache.
34 Prozent: „Vermarktungskonzept“ Stilllegung dominiert in der Befragung
Mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Betreibenden sehen für ihre Anlagen kein zukunftsträchtiges Vermarktungskonzept, sondern planen, die Anlage stillzulegen. Als Beweggrund dafür wurde fast ausschließlich die fehlende Wirtschaftlichkeit aufgeführt. Auch die Gesetzgebung und damit verbundene Hürden spielen aus Sicht der Teilnehmenden eine Rolle.
Der Umbau der Anlage zu einer hochflexiblen KWK-Anlage erscheint 31 Prozent der Biogasbetriebe als erfolgversprechend. Begründet wurde dies insbesondere mit vorhandenen Wärmekonzepten sowie mangelnder Eignung des Standortes für die Biogasaufbereitung. 8 Prozent der Rückmeldungen sehen ihre Zukunft in der Biomethanproduktion. Hierbei sind ein hoher Wirtschaftsdüngeranteil sowie der Wunsch nach Abschaffung des BHKW ausschlaggebend.
Über die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten hinaus wurden als Zukunftskonzepte mehrmals der Ausbau eines bestehenden Wärmenetzes, die Umstellung auf Eigenbedarf und die Direktlieferung von Rohbiogas genannt.
Wunsch nach klarem Bekenntnis der Bundespolitik zur Biogasbranche
„Leider planen 33,6 Prozent der Betreibenden, die Anlage nach Ende der Förderperiode 1 stillzulegen“, berichtet Carmen. In den Vorjahren lag der Wert bei 11,3 (Jahr 2022) bzw. 11,1 Prozent (Jahr 2021). Der Anteil der Stilllegungen lag bei Anlagen mit sehr guter oder guter wirtschaftlicher Lage im gewichteten Durchschnitt bei 16 Prozent, bei solchen mit schlechter oder sehr schlechter Lage bei 58 Prozent.
Als Vorschläge an die Bundespolitik wurden unter anderem die Anhebung der Gebotshöchstwerte für Bestandsanlagen sowie der Volumina in der Ausschreibung, Bürokratieabbau sowie mehr Planungssicherheit genannt. Auch der Wunsch nach einem klaren Bekenntnis zur Biogasbranche wurde mehrfach geäußert, berichtet Carmen.