TH Köln sucht Blaupause für optimalen Betrieb von Quartiersspeichern


„Der Umbau des Energiesystems wird nur gelingen, wenn die Menschen stärker von den Vorteilen profitieren, also sauberen Strom vor Ort erzeugen, speichern und verbrauchen können“, sagt Prof. Eberhard Waffenschmidt vom Institut für Elektrische Energietechnik der TH Köln. „Die Technik dafür ist vorhanden, jedoch erschweren komplizierte Gesetze und Bürokratie noch die Umsetzung in der Praxis.“


Abrechnung der Energieflüsse als Herausforderung


Wie rechtliche und technische Herausforderungen in diesem Zusammenhang gelöst werden können, ist eine Leitfrage des Projekts. In einem Neubaugebiet im nordrhein-westfälischen Bergneustadt werden Photovoltaik-Anlagen auf den Hausdächern installiert. Zudem ist geplant, dass der erzeugte Strom direkt verbraucht, in das öffentliche Stromnetz eingespeist oder in einen Batteriespeicher geleitet wird, um ihn bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen.


„Insbesondere die Abrechnung der Energieflüsse kann kompliziert werden, wenn die Haushalte genau wissen wollen, wer wann wieviel Strom in den Quartierspeicher eingespeist und aus ihm entnommen hat und wie hoch der Eigenverbrauch der Solaranlage ist“, führt Waffenschmidt aus. „Davon hängen viele weitere Aspekte ab. Welche Messtechnik muss installiert werden? Wie verhält es sich mit Steuern und Netzentgelten für den Strombezug aus dem öffentlichen Netz und aus dem Speicher? Unser Ziel ist es, den administrativen und technischen Aufwand so gering wie möglich zu halten.“


Praxishandbuch und Blaupause für Speicherlösungen


Dazu erarbeiten die Wissenschaftler unterschiedliche Abrechnungs- und Messkonzepte in Abstimmung mit den Stadtwerken Solingen, die den Speicher in dem Neubaugebiet betreiben sollen. Anschließend werden die Konzepte auf ihre rechtliche Anwendbarkeit geprüft und die Betriebsdaten des Speichers über einen längeren Zeitraum erfasst. Die aus der Datenanalyse gewonnenen Erkenntnisse sollen später in einem praxisorientierten Handbuch enthalten sein. „Bisher werden kaum Quartierspeicher realisiert, weil die Umsetzung aufwändig erscheint und die Wirtschaftlichkeit oft unklar ist. Wir erwarten daher, dass eine beispielhafte Planung mit Best-Practice-Anwendungen zur Standardisierung von Speicherlösungen als Blaupause für weitere Projekte dient.“


Das Projekt „Quartierspeicher für eine Klimaschutzsiedlung“ wird von Waffenschmidt vom Institut für Elektrische Energietechnik der TH Köln geleitet. Projektpartner sind der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) und die Kanzlei Gaßner, Groth, Siederer & Coll., die für die energierechtliche Beratung zuständig ist. Als assoziierte Partner agieren die Eikamp GbR als Projektentwickler und Erschließungsträger sowie die Stadtwerke Solingen, die das Strom- und Wärmekonzept des Quartiers in der Praxis umsetzen wird. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert das Vorhaben über die zweijährige Laufzeit mit rund 120.000 €.