Boehringer Ingelheim nimmt neues Altholz-Kraftwerk in Betrieb


Das neue Biomasseheizkraftwerk verfügt über eine installierte Gesamtfeuerungsleistung von ca. 151 MW, verteilt auf einen Biomassekessel mit 55 MW Feuerungswärmeleistung und vier Spitzenlast- und Reservekessel mit jeweils 24 MW Feuerungswärmeleistung. Die gleichzeitig betriebene Gesamtfeuerungsleistung ist aber auf unter 100 MW begrenzt. Bei einem mittleren Heizwert von ca. 11 MJ/kg rechnet Boehringer Ingelheim laut Genehmigungsunterlagen mit einer mittleren Jahresmenge an Biomassebrennstoff in Höhe von rund 158.000 Tonnen.


Habeck lobt industrielle Dekarbonisierung bei Boehringer Ingelheim


An der feierlichen Einweihung nahmen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sowie die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (beide Grüne) teil. „Die Dekarbonisierung aller Bereiche unserer Volkswirtschaft ist notwendig, um einerseits globale Klimaziele und andererseits eine Verringerung der Energieimporte zu erreichen“, betonte Habeck. Boehringer Ingelheim nutze erneuerbare Energien für die Produktion und gebe damit ein gutes Beispiel.


„Die wichtige Investition in ein neues Kraftwerk durchlief einen konfliktarmen und zügigen Genehmigungsprozess“, betonte Eder. „Schnelle Genehmigungsverfahren, eine neue ‚Rheinland-Pfalz-Geschwindigkeit‘, sind zentral sowohl für die Sicherung des Wirtschaftsstandorts als auch für das Erreichen unserer Klimaziele.“


Die Entscheidung für die Investition wurde im März 2020 getroffen. Rückblickend sei die Fertigstellung des Kraftwerks eine größere Aufgabe gewesen als anfangs gedacht, heißt es von Seiten des Unternehmens. Durch die Pandemie sei die Bauplanung digital geworden – und die Beschaffung und Lieferung von Materialien zur Sisyphos-Aufgabe. „Aber wir haben es geschafft. Weil wir als starkes Team über viele Funktionen zusammengearbeitet, uns immer wieder neu erfunden und alles gemeinsam umgesetzt haben“, sagt Projektleiter Frank Zornow.


„Echte und nachhaltige Kreislaufwirtschaft auf Basis nachwachsender Brennstoffe“


Die Biomasse, die im Kraftwerk verbrannt und in Energie umgewandelt wird, besteht zu 100 Prozent aus Altholz der Klassen I bis IV, das aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Ingelheim transportiert und nach strengen Kriterien kontrolliert wird. Zum Beispiel abgenutzte Paletten, Bauholz oder Messebaureste, die nicht mehr weiterverarbeitet werden können. „Kein Baum soll zusätzlich gefällt werden“, sagt Zornow. „Es ist echte und nachhaltige Kreislaufwirtschaft auf Basis nachwachsender Brennstoffe.“ Holz in der Kaskadennutzung spiele in Rheinland-Pfalz eine wichtige Rolle, „in unserem Wald, bei der Wende im Gebäudesektor und dann, wenn es nicht mehr weiterverwendet werden kann als Brennstoff im Industriestandort Ingelheim“, betont auch Umweltministerin Eder.


Vielfältige angepasste Lösungen seien wichtig in der Transformation. „Dafür beschleunigen und vereinfachen wir insbesondere beim Ausbau der erneuerbaren Energien die Verfahren, reduzieren die Hemmnisse und wollen mit positiven Erfolgsgeschichten wie hier die Akzeptanz erhöhen“, so Eder weiter.


Boehringer Ingelheim habe sich das Ziel gesetzt, bis 2030 alle deutschen Standorte CO2-neutral zu betreiben. Dafür werden viele Einzelprojekte zur Einsparung von Energie umgesetzt. Durch den Bau energieeffizienterer Gebäude etwa konnte das Unternehmen bisher rund 25 Prozent seines Energiebedarfs pro Quadratmeter Grundfläche einsparen. Der Standort Dortmund ist bereits im Jahr 2020 als CO2-neutraler Standort zertifiziert worden.


Auch in Ingelheim ist das Unternehmen mit dem Biomasseheizkraftwerk und dem im Jahr 2023 ans Netz gegangene Solarpark auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen. Am größten Forschungs- und Entwicklungsstandort Biberach sind zahlreiche Maßnahmen in Vorbereitung. Hier könnte, neben Photovoltaik, unter anderem zukünftig Wasserstoff zur Gewinnung von grünem Strom zum Einsatz kommen.