Großwärmepumpen: Finanzierung und Genehmigung als große Herausforderung


RheinEnergie hat den BEW-Förderbescheid für die Errichtung von Europas größter Fluss-Wärmepumpe erhalten. Das 150-MW-Projekt in Köln habe kalkulierte Projektkosten in einer Größenordnung von über 200 Mio. € und kann laut RheinEnergie bis zu 50.000 Wohneinheiten mit Fernwärme versorgen. Der Förderbescheid enthält eine Zusage von Fördermitteln in Höhe bis zu 100 Mio. €. Als große Herausforderung für dieses und weitere Vorhaben im Bereich Großwärmepumpen sieht die Branche die Genehmigungsverfahren an.


„Die Umstellung der Fernwärme auf erneuerbare Energien ist ein Kernstück der Energiewende“, sagte Michael Kellner, Parlamentarischer Staatsekretär beim Bundeswirtschaftsministerium, bei der Übergabe des Bescheids. „Ich freue mich sehr, dass wir dieses Projekt durch Fördermittel anschieben und damit eine private Investition von fast 260 Mio. € ermöglichen können.“ Mit der öffentlichen Förderung leiste man auch einen Beitrag zu einer sozialverträglichen Wärmewende. „Der klimafreundliche Umbau der Wärmenetz-Infrastrukturen ist eine Investition in die Zukunft.“


Im Kölner Innenstadtnetz für Fernwärme werde die Großwärmepumpe eine Schlüsselrolle einnehmen, erläutert sagt Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie. „Sie bildet den wichtigsten Beitrag bei dessen Dekarbonisierung, aber auch für Versorgungssicherheit.“ Da es sich in Investitionen in werthaltige Zukunfts-Infrastrukturen handelt, sei es auch folgerichtig, dass sich die öffentliche Hand an solchen Projekten beteiligt.


RheinEnergie bestreitet Großteil der Investitionen aus eigener Kraft


RheinEnergie bestreite aus eigener Kraft den Großteil der Investitionen und werde insbesondere die Verdichtung oder Vorstreckung des Netzes finanzieren. Auch mit der zugesagten Förderung bleibe die Investition für die RheinEnergie sehr „herausfordernd“, es bedürfe vieler Anstrengungen, um sie wirtschaftlich auszugestalten.


Als Ergebnis einer europaweiten Ausschreibung lägen dem Unternehmen bereits mehrere Angebote und Konzepte zur Realisierung der Anlage vor. Im nächsten Schritt erfolgt die finale Lieferantenauswahl mit der konkreten Kalkulation der Projektkosten. Unmittelbar danach soll der Baubeschluss fallen. Dies ist für diesen Sommer vorgesehen.


Das Genehmigungsverfahren für das Vorhaben sei allerdings noch eine erhebliche Hürde. „Da die Genehmigung von Großwärmepumpen absolutes Neuland ist, treffen wir auf ein anspruchsvolles Genehmigungsverfahren; wir hoffen auf realistische und gut abgewogene Anforderungen“, sagt Feicht. „Denn es darf nicht sein, dass bereits am Anfang vor den Dekarbonisierungs-Projekten zu hohe und nicht mehr darstellbare Hürden aufgebaut sind.“


Beschleunigungsgesetz: Kürzere Verfahren auch für Großwärmepumpen geplant


Genau um dieses Thema ging es auch beim Deutschen Großwärmepumpen-Kongress, der am 2. und 3. Juli in Düsseldorf stattgefunden hat. „Großwärmepumpen bieten ein enormes Potenzial zur Dekarbonisierung von Nah- und Fernwärmenetzen sowie der Industrie. Aber viele planungsrechtliche Vorgaben und vor allem Verfahren sind unklar“, sagte Andreas Kaiser, Prokurist beim Planungsunternehmen goodmen energy, im Zuge der Veranstaltung. Wie der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) berichtet, verwies Kaiser auf die Fluss-Wärmepumpe als konkretes Beispiel. Seit Jahrzehnten entnehme man große Wassermengen zur Kühlung von Kraftwerken und leite das Wasser wieder erwärmt in Flüsse ein. „Jetzt wollen wir den Flüssen mit Großwärmepumpen Wärme entziehen, weil hier sehr häufig sogar ein positiver Nutzen für die Umwelt liegt und wir dadurch die Temperatur der Gewässer gezielt abkühlen können. Für viele Behörden ist das aber komplett neu. Prozesse dafür gibt es noch nicht, sie müssen jetzt aber schnell und einheitlich entwickelt werden.“


Ute Hörrmann, Ministerialrätin des Wärmenetze-Referats im BMWK kündigte mit Bezug auf die Forderungen aus der Branche auf dem Kongress Erleichterungen an: Im noch nicht ressortabgestimmten Referentenentwurf zum Beschleunigungsgesetz für Geothermie, Wärmepumpen und Wärmespeicher seien Planungserleichterungen und kürzere Verfahrenswege auch für Großwärmepumpen-Anlagen vorgesehen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass nun viel auf die richtige Ausgestaltung dieser Neuerungen ankomme.


Im Bereich Industrie wurde ein großes Potenzial für Wärmepumpen deutlich. Insbesondere in den Bereichen, in denen Kälte und Wärme bis 200°C benötigt wird, können Großwärmepumpen auch in bestehende Anlagen ergänzt werden. Oft ließen sich gute Amortisationszeiten von 3-7 Jahren erreichen. Wie leicht sich eine Wirtschaftlichkeit darstellen lässt, hänge auch bei den industriellen Anlagen am Energiepreis: „Der wichtigste Punkt ist: Wie viel kostet Strom gegenüber dem Gas?“ betonte Andrea Duvia, Senior Consultant des Herstellers Turboden. „Wir müssen gegenüber unseren Kunden mindestens darstellen können, dass die Betriebskosten sinken.“


Die Effizienzwerte der Anlagen in der Branche seien sehr gut, sodass Großwärmepumpen bei einem fairen Energiepreisverhältnis ausgezeichnete Chancen hätten, sich durchzusetzen. Das zeige nicht zuletzt der Blick nach Skandinavien, der auf dem Kongress immer wieder bemüht wurde. Hier seien Großwärmepumpen auch dank vorteilhafter Strompreise bereits seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Wärmeversorgung in Gebäuden, Wärmenetzen und Industrie. Mit immer besseren Effizienzwerten und immer höheren Temperaturniveaus schafften sie jetzt aber auch den großen Sprung auf den deutschen Markt.