Bei einer europaweiten Ausschreibung konnte sich der Klimalösungshersteller Viessmann Climate Solutions aus dem benachbarten Landkreis Waldeck-Frankenberg nach eigenen Angaben den Zuschlag für die Heiztechnik sowie den Bau des Nahwärmenetzes sichern. Das Projektvolumen umfasst ca. 16,5 Mio. €, wovon mehr als die Hälfte (10,5 Mio. €) für die benötigte Technik zur Wärmeenergieversorgung und die Wärmeverteilung über ein Nahwärmenetz veranschlagt wurde.
Das Vorhaben gehöre zu den ersten Projekten, die von der Kombination zwischen Viessmann Climate Solutions und Carrier Global profitieren. 70 Prozent der benötigten Wärme für die etwa 180 angeschlossenen Liegenschaften soll aus Solarwärme bestehen. Hierzu soll ein Solarthermiefeld mit dem für solare Großanlagen konzipierten Flachkollektor Vitosol 100-F XF13 von Viessmann Climate Solutions errichtet werden.
Solarwärme wird auf Fläche von drei Fußballfeldern erzeugt
Auf einer Fläche von 23.500 m² (rund drei Fußballfeldern) werden 855 Kollektoren (11.638 m² Bruttokollektorfläche) errichtet. Sie erhitzen an sonnenreichen Tagen Wasser in einem Erdbeckenspeicher und sichern die Warmwasserversorgung. In der kalten Jahreszeit oder an weniger sonnigen Tagen sichert der saisonale Erdbeckenspeicher – wenn nötig über Wochen und Monate – warmes Wasser. Mit einem Fassungsvermögen von ca. 27.000 m³ könne über das Jahr hinweg genügend Wärme für den Rauschenberger Ortsteil Bracht bereitgestellt werden.
Um die Wärmegewinnung so energieeffizient wie möglich zu gestalten, werden ergänzend zwei Carrier Aquaforce 61XWH-ZE Wasser/Wasser-Wärmepumpen mit einer Leistung von je ca. 630 kW aufgestellt. Diese übernehmen weitere ca. 10 Prozent der Wärmeversorgung. Für die Spitzenlast und Redundanz sorgt ein Mawera Biomassekessel mit 700 kW thermischer Leistung. Der Anteil an der Wärmebereitstellung über Biomasse im Projekt beträgt somit noch rund 20 Prozent.
Gleicher Effekt wie flächendeckende Dämmung – aber schneller zum Ziel
Das geplante 8.800 m lange Nahwärmenetz mit den Übergabestationen bindet die bis zu 180 kommunalen, gewerblichen und privaten Gebäudeanschlüsse in Bracht ein. Gesteuert wird das Projekt mit der Vitocontrol 200-M Systemregelung von Viessmann. Über einen Zeitraum von drei Jahren wird das Projekt wissenschaftlich durch die Uni Kassel begleitet.
Zu Beginn des Projekts seien Zweifel aufgekommen, ob eine flächendeckende Dämmung der Häuser einhergehend mit einer dezentralen Energieerzeugung nicht günstiger sei. Berechnungen der Uni Kassel ergaben, dass die Kosten zwar identisch seien, der Unterschied aber darin liege, dass es Jahrzehnte dauern würde, jedes Haus einzeln zu sanieren. Die Solarwärme kann indes bereits innerhalb von zwei Jahren die CO₂-Emissionen um 98 Prozent reduzieren. „Damit gewinnen die Brachter Einwohnerinnen und Einwohner einen Modernisierungsschub von ca. 20 Jahren“, betont Viessmann.