B.KWK-Präsident Claus-Heinrich Stahl sprach sich für eine schnelle Verlängerung des 2026 auslaufenden KWKG aus. Die KWK spiele gerade für die Deckung der Residuallast in einem auf Wind- und Solarenergie ausgerichteten Energiesystem eine bedeutende Rolle. Franz-Wilhelm Iven, Referatsleiter im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium, betonte, dass künftig „mindestens 80 bis 85 GW gesicherte Leistung benötigt“ würden. Ein erster Vorstoß des BMWK hierzu sei die Kraftwerksstrategie.
Vorerst würden die durch die Kraftwerksstrategie geförderten Großkraftwerke auf Erdgasbasis laufen. Ziel sei es aber, bis 2030 auf 80 Prozent erneuerbare Energien in der Stromversorgung zu kommen und dazu bedürfe es eines neuen, flexiblen, stromgeführten KWK-Fördersystems: „Wir brauchen vor allem regional und im Winter gesicherte Leistung zur Residuallastdeckung Strom und Wärme und aus unserer Sicht ist die KWK da prädestiniert“, sagte Iven.
„Euphorie bezüglich Wasserstoff in der Strom- und Wärmeversorgung abgeflaut“
Ein wichtiges Thema in der Diskussion war auch in diesem Kontext die Verfügbarkeit erneuerbarer Brennstoffe, wie Wasserstoff. Laut Prof. Raphael Lechner von der OTH Amberg-Weiden sei bereits heute deutlich zu spüren, dass die Euphorie bezüglich des Wasserstoffs in der Strom- und Wärmeversorgung abgeflaut sei. Die Fragen der Mengenverfügbarkeit, des Preises und der Fortentwicklung des Wasserstoffnetzes seien nicht geklärt, bedingten sich gegenseitig und sorgten dafür, dass Investitionen nur sehr zögerlich getätigt würden.
Prof. Harry Hoster (Universität Duisburg-Essen) machte vor diesem Hintergrund den Vorschlag, dass Elektrolysebetreibern die Möglichkeit gegeben werden solle, den Wasserstoff ins Erdgasnetz einzuspeisen, einer Infrastruktur, die schon vorhanden sei. Die Mengen würden zunächst so gering sein, dass dadurch keine Einschränkungen in der Brennstoffverwertung zu erwarten seien. Auf diese Weise sorge man für die nötige Nachfrage, um die Produktion zu steigern und senke die Kosten des Infrastrukturausbaus. Einen „innovativen und modernen“ Ausbau der leitungsgebundenen Wärmeversorgung hält die Branche für einen wichtigen Bestandteil er Wärmewende.
Praxisbeispiele zeigen, in welche Richtung sich die KWK bewegt
Sabine Tiepelmann, Projektleiterin bei den Stadtwerken Duisburg, und Daniel Schäfer, Vertriebsingenieur bei Zeppelin Power Systems, stellten als Auftragnehmerin und Hersteller die neue innovative KWK-Anlage mit Abwasser-Wärmepumpe in Duisburg-Huckingen vor. Eine 1,9-MW-Großwärmepumpe nutzt hier bereits die Abwärme aus der Gemischkühlung der sieben 4,5-MW-Motoren des Groß-BHKW und führt die gewonnene Energie dem Fernwärmenetz zu. Bald soll auch die Restwärme im bereits geklärten Abwasser genutzt und mit Hilfe von Wärmepumpen dem Fernwärmenetz zugeleitet werden. Die Anlage soll im Jahr 2025 in Betrieb gehen und nach Angaben der Stadtwerke Duisburg die größte ihrer Art in ganz Deutschland sein.
Christoph Zeis, Geschäftsführer der EDG Rheinhessen-Nahe, sprach im Rahmen der Veranstaltung über Sektorenkopplung für Versorgungssicherheit und Systemstabilität am Beispiel der klimaneutralen Energiezelle der Kreisverwaltung Mainz-Bingen. Zeis bemängelte, dass in der öffentlich-politischen Debatte oft nicht klar werde, wie hocheffizient und wirtschaftlich die KWK auch und gerade in der Objekt- und Quartiersversorgung sei. So erreiche die KWK-Anlage, in dem von ihm vorgestellten Projekt, ganzjährig Gesamtwirkungsgrade von 98 Prozent, in Teilen sogar über 100 Prozent bei einem Eigenversorgungsanteil von 80 Prozent. Zusätzlich würden KWK-Systemlösungen für Versorgungssicherheit und Systemstabilität sorgen und das ginge – wie in der Kreisverwaltung Mainz-Bingen – klimaneutral.
„Wir brauchen ein neues Energiesystem und das erreichen wir durch Disruption“, sagte Robert Wasser, Geschäftsführer von Energethik. „Die Märkte verändern sich, die Preise neuer Technologien gehen mit der Zeit in dem Maße runter, wie die produzierte Stückzahl zunimmt.“ Ein maßgebliches Puzzleteil im neuen Energiesystem seien Speicherkraftwerke. Je extremer der Markt werde, desto besser funktioniere das Speicherkraftwerk. Immer dann, wenn Wärmepumpen während Dunkelflauten nach Strom riefen, seien die regenerativen Speicherkraftwerke da und lieferten Strom und Wärme. Wenn dies zusätzlich mit nachhaltiger Landwirtschaft kombiniert würde, ergäbe dies ein rundes System.