Modellprojekt in Erkelenz: Kann Wasserstoff Klinik mit Strom und Wärme versorgen?


Brennstoff ist anfangs Erdgas. Nach und nach soll dann immer mehr Wasserstoff zugesetzt werden – am Ende soll die neue Kombination der Wasserstoff-Technologien 20 Prozent des Bedarfs an Strom und Wärme des Krankenhauses Erkelenz abdecken können. Das sei eine relevante Größenordnung, mit der es möglich sei, die Technologie für größere Bedarfe und andere Anwendungszwecke zu skalieren, so die Forschenden.


Die SOFC-Technologie von Bosch befindet sich den Angaben zufolge in der Vorindustrialisierungsphase – der Markteintritt werde gerade vorbereitet. Schon mit der Erdgas-Versorgung des SOFC-Systems erwarten die Projektpartner eine signifikant verbesserte Klimabilanz im Vergleich zur konventionellen Stromversorgung des Krankenhauses mit einem Blockheizkraftwerk. Denn im Betrieb mit Erdgas spare das Brennstoffzellensystem bis zu 40 Prozent CO2-Emissionen ein. Grund hierfür sei der höhere elektrische Wirkungsgrad. Im Erdgas-Betrieb generiere das Bosch-Brennstoffzellensystem einen elektrischen Wirkungsgrad von bis zu 60 Prozent. Im Vergleich dazu erreiche das Blockheizkraftwerk nur etwa 36 Prozent.


Noch in diesem Jahr wollen die Projektpartner beginnen, dem Erdgas Wasserstoff beizumischen, dessen Anteil sie Schritt für Schritt steigern wollen. Der Wasserstoff werde zuerst unter Druck in Gasflaschen bereitgestellt. Mit dem steigenden Wasserstoffanteil würden die CO2-Emissionen weiter sinken.


2025 soll die LOHC-Technologie die Gasflaschen ablösen. Bis dahin habe das Unternehmen Hydrogenious LOHC NRW ihre Infrastruktur installiert. Diese ermögliche, Wasserstoff in einem herkömmlichem Tank-Lkw bei Umgebungsbedingungen in Erkelenz anzuliefern. Um den Wasserstoff aus dem LOHC freizusetzen, müsse dem Thermalöl Energie in Form von Wärme zugeführt werden. Die Partner wollen zeigen, dass es möglich ist, dafür die Abwärme zu nutzen, die das SOFC-System beim Verstromen des Gasgemischs erzeugt.


Ist der Wasserstoff freigesetzt, fließt das entladene Trägermaterial in einen zweiten unterirdischen Tank. Es könne dann zu einem Wasserstoff-Erzeuger zurück transportiert und erneut mit Wasserstoff beladen werden – ähnlich dem Pfandflaschen-Prinzip.


Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger (FDP) hofft auf weltweite Beachtung


„Das Besondere dabei ist die Kombination zweier Technologien, die in der Demonstratoranlage schrittweise zum Einsatz kommen“, erklärte Stark-Watzinger laut einer Mitteilung. „So soll gezeigt werden, dass auch große Gebäudekomplexe mit Wasserstofftechnologien ausreichend versorgt werden können.“ Das Projekt könne weltweit als Vorlage dienen, wenn es um die Versorgung großer Verbraucher und die Reduktion der CO2-Emissionen gehe. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt „Multi-SOFC“ mit knapp 24 Mio. €.


Die neu installierte Technologie löse die bewährte Versorgung des Krankenhauses nicht ab. Am Klinikum seien weiterhin ein Blockheizkraftwerk und als Rückfalloption ein Gasmotor im Einsatz, die das Haus bei Bedarf auch allein versorgen können, so die Forschenden.