Facility Management

Dekarbonisierung des Wohnungsbestands mit technischen Maßnahmen erreichbar


So sind fossile Energieträger für die Wärmeerzeugung weiterhin sehr dominant. Rund 90 Prozent des Mehrfamilienhausbestands erzeugen Wärme für Raumheizung und Warmwasser noch fossil. Der am häufigsten genutzte Energieträger ist dem Techem Atlas zufolge weiterhin Erdgas, mit dem rund 52 Prozent der Fläche beheizt werden. Während der Anteil von Heizöl an den Energieträgern seit 2013 von 16 Prozent auf rund 9 Prozent gesunken ist, wird Fernwärme mit einem Anteil von zuletzt 38 Prozent zunehmend beliebter.

Endenergiepreise belasten Nutzer weiterhin stark

Die in den Heizkostenabrechnungen wirksamen Endenergiepreise sind im Zeitraum von 2021 bis 2023 im Mittel um 70 Prozent gestiegen. Die Verbrauchkosten legten aufgrund des ausgeprägten Sparverhaltens der Nutzer und günstiger Witterung zwar weniger stark zu (plus 32 Prozent), dennoch haben sowohl Kosten als auch Energiepreise damit pro Nutzeinheit das höchste Niveau seit Beginn der Auswertungen erreicht, so Techem.

Der Endenergieverbrauch ist witterungsbereinigt im Jahr 2023 gegenüber 2021 angesichts der Sparanstrengungen vieler Nutzer um etwa 9 Prozent deutlich gesunken. Besonders stark sank in Bezug auf die Raumheizung der Stromverbrauch für Wärmepumpen – knapp 14 Prozent wurden hier eingespart.

Höhere Verbräuche im Nordwesten und geringere im Osten

Im Endenergieverbrauch für Raumheizung zeigten sich deutliche regionale Unterschiede. Insbesondere im östlichen Teil Deutschlands zeigte die Auswertung sparsames Nutzerverhalten und eine bessere energetische Qualität des Gebäudebestands als Ursache für die niedrigen Verbräuche.

Die Treibhausgas-Emissionen in Wohnungen bleiben trotz sinkender Energieverbräuche auf hohem Niveau. Im Jahr 2023 stießen Nutzer einer Mehrfamilienhaus-Wohnung im Schnitt insgesamt 1,92 Tonnen CO2-Äquivalente allein durch die Raumheizwärme (1,55 t) und Trinkwasser-Erwärmung (0,37 t) aus. Dies entspricht in etwa dem Niveau des Vorjahres 2022. In Kombination mit den Emissionen durch den haushaltsbezogenen Elektroenergieverbrauch von im Mittel 1,1 Tonnen lag der Ausstoß einer einzigen Wohnung in 2023 bei insgesamt drei Tonnen Treibhausgasen.

Energetisches Verbrauchsniveau gute Grundlage für Dekarbonisierung

Klimaneutralität bis 2045 könne im Mehrfamilienhausbestand durch eine Kombination verschiedener Maßnahmen, wie z.B. eine optimierte Betriebsführung von Heizungsanlagen, die Umstellung auf hybride Systeme oder die Dekarbonisierung der zentralen Stromerzeugung, erreicht werden. „Das energetische Verbrauchsniveau des Bestands ist eine gute Grundlage, um die Dekarbonisierung des deutschen Gebäudebestands bis 2045 möglich zu machen“, kommentiert Matthias Hartmann, CEO von Techem, die Ergebnisse. „Eine zentrale Rolle spielen dabei geringinvestive, KI-basierte Lösungen, wie etwa ein kontinuierliches Heizungsmonitoring sowie die darauf aufbauende Optimierung der bestehenden Heizsysteme. Mit diesen können erhebliche Effizienzgewinne und eine Reduktion um 10-15 Prozent, bei Wärmepumpensystemen sogar um 27 Prozent, erzielt werden”, Hartmann.

„Im Kern zeigen wir im neuen Techem-Atlas, dass die Dekarbonisierung des Mehrfamilienhausbestands mit rein technischen Maßnahmen umsetzbar ist“, ergänzt Arne Kähler, Head of Techem Research Institute on Sustainability (TRIOS). Der Techem CO2-Index, welcher die tatsächlichen Emissionen von Mehrfamilienhäusern ins Verhältnis zu den Sektorzielen für 2030 setzt, sei dabei ein wichtiges Instrument, welches die erzielten Fortschritte bei der CO2-Reduktion sichtbar macht und Nachsteuerungsbedarfe aufzeigt. „Gebäude, die mit elektrisch betriebenen Wärmepumpen versorgt werden, stoßen erfreulicherweise schon heute rund 20 Prozent weniger CO2 aus, als für 2030 vorgesehen ist. Gebäude mit Fernwärmeversorgung überschreiten die Emissionsziele hingegen um knapp 50 Prozent. Die Dekarbonisierung der Fernwärme bleibt folglich eine wichtige Aufgabe für die kommenden Jahre“, so Kähler.