Fossile Kraftwerke erzeugen meist Strom und Wärme zugleich. Nach Angaben der Bundesnetzagentur betrieben Anfang 2024, 123 von 141 Kraftwerksblöcke Wärmeauskopplung, berichtet das Fraunhofer IEG. Mit dem Kohleausstieg soll die Stromerzeugung grüner werden. Fernwärmenetze, die einen großen Anteil ihrer Wärme von fossil gefeuerten KWK-Anlagen beziehen, stehen vor der Herausforderung ihre Wärmeversorgung zu gewährleisten und zu dekarbonisieren.
Eine Alternative zur fossilen Wärmeerzeugung ist die Einbindung natürlicher Wärmequellen wie Luft, Gewässer und geothermale Wärme. Darüber hinaus kann industrielle Abwärme, kombiniert mit Großwärmepumpen (GWP), einen signifikanten Beitrag zur Dekarbonisierung der leitungsgebundenen Wärmeversorgung leisten und bestehende Kraftwerksblöcke als Wärmequelle anteilig oder in Gänze ersetzen.
Standortanalyse zeigt Potenziale vorhandener Wärmequellen
Im Forschungsprojekt „FernWP – Fern- und Prozesswärmeversorgung durch Wärmepumpen als Ersatz der Kohleverbrennung“ hat das Projektteam analysiert, ob sich bereits existierende Wärmequellen an acht exemplarischen Kraftwerkstandorten für GWP eignen und welchen Anteil der Wärmenachfrage sie decken können. Die Forschenden bewerteten diese Eignung aufgrund der zeitlichen bzw. räumlichen Verfügbarkeit von natürlichen Wärmequellen, der Temperaturniveaus, sowie netzspezifischer Charakteristika.
Die Ergebnisse zeigten, dass Niedertemperatur-Wärmequellen ein hohes verfügbares Einsatzpotenzial und den Fernwärmebedarf unter Bezug von Großwärmepumpentechnologie in Deutschland anteilig oder gänzlich decken könnten. Das verfügbare Wärmeangebot aus natürlichen und anthropogenen Quellen hänge jedoch stark vom Standort ab, wobei die geografische Lage und die vorhandene Infrastruktur an Kraftwerksstandorten zur weiteren Nutzung eine wichtige Rolle spielen.
Großwärmepumpen als Baustein klimaneutraler Fernwärme
„Mit Großwärmepumpen lassen sich natürliche Wärmequellen effizient nutzen und die Wärmeerzeugung aus Kohle schrittweise ersetzen“, sagt Anja Hanßke, Projektleiterin des Forschungsprojekts FernWP . Das Projekt zeige, dass Großwärmepumpen gegenüber konventionellen Technologien einen flexiblen Betrieb vorlegen können: Sie können unterschiedlich temperierte Wärmequellen effizient nutzen und je nach Anforderungen der Fernwärmenetze grüne Fernwärme anbieten. Zudem binden Großwärmepumpen erneuerbare Energiequellen effektiv ein.
Die spezifischen Bedingungen in den Einsatzregionen Deutschlands, wie die Bevölkerungsdichte und bereits vorhandene Infrastruktur, müssten beim Einsatz von Großwärmepumpen allerdings berücksichtigt werden. Eine Reduktion von Netzvorlauftemperaturen, soweit möglich, konne die Gesamteffizienz beim Einsatz von Großwärmepumpen weiter erhöhen. Die Transformation von Standorten mit Kohlekraftwerken zur Betriebsstätte von Großwärmepumpen sei grundsätzlich möglich, erfordere jedoch Anpassungen und Investitionen. „Die analysierten Kohlekraftwerksstandorte, an denen Wärmequellen wie Oberflächen- bzw. Fließgewässer, Geothermie und Solarthermie vorliegen, bieten aufgrund dieser Quellen ausreichend Potenziale, die für die Fernwärmeversorgung durch Großwärmepumpen erschlossen werden könnten.“
Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Projekt FernWP mit 4,4 Mio. Euro. Projektpartner sind Fraunhofer IEG (Koordination), Fraunhofer ISE, AGFW, Fraunhofer ISI, Gesmex Exchangers, Johnson Controls Systems & Service und die Stadtwerke Cottbus.