Zur Erreichung der der europäischen Energieeinsparziele ist für Deutschland der bisherige marktorientierte Ansatz effizienter als ein neues Verpflichtungssystem. Größere Anstrengungen müssen allerdings unternommen werden, wenn Deutschland seinen Endenergieverbrauch pro Jahr um 1,5 Prozent bis 2020 senken will, wie es die neue seit dem 4. Dezember 2012 gültige EU-Energieeffizienzrichtlinie vorgibt. Dieses Fazit zieht eine neue Studie der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsberatungsunternehmen frontier economics.
Die EU empfiehlt zur Erreichung der europäischen Energieeinsparziele die Einführung nationaler Energieeffizienzverpflichtungssysteme. Bislang setze Deutschland auf einen marktorientierten Ansatz mit einer Kombination aus Ordnungsrecht, Informations- und Beratungsangeboten, Energiedienstleistungen und Förderprogrammen, um die Energieeffizienz zu steigern. Der marktorientierte Ansatz garantiert laut der Studie eine höhere Effektivität, insbesondere wegen der höheren Flexibilität und schnellen Anpassbarkeit des Instrumentenmixes, der deutlich höheren Passgenauigkeit der individuellen Energieeffizienzmaßnahmen und wegen seiner Dauerhaftigkeit, da die Energieverbraucher Investitionen in Energieeffizienz aus eigenem Interesse umsetzen und nicht von Dritten verordnet bekommen. Darüber hinaus sorge die Marktorientierung für eine größere Gerechtigkeit bei der Verteilung von Kosten und Nutzen, da hier die Investitionen im Wesentlichen von den Energieverbrauchern getragen werden, die später auch von den sinkenden Energiekosten profitierten.
Die Studie hat insbesondere die Verpflichtungssysteme in Dänemark, Frankreich, Italien und Großbritannien betrachtet und kommt zu dem Ergebnis, dass sie keinen signifikanten Beitrag zur Senkung des realen Endenergieverbrauchs leisten konnten. Ein Energieeffizienzverpflichtungssystem verpflichte bestimmte Akteure, zum Beispiel Energieversorgungsunternehmen, festgelegte Energieeinsparziele zu erreichen. Der verpflichtete Akteur setze dies in der Regel durch standardisierte Energieeinsparmaßnahmen bei Energieverbrauchern um. Die Studie zeigt außerdem, dass Deutschland starke Anstrengungen unternehmen muss, um seine Endenergieeinsparziele zu erreichen und empfiehlt deshalb den deutschen, marktorientierten Ansatz weiterzuentwickeln. Dafür sollten insbesondere bestehende Informations-, Motivations- und Beratungsprogramme gebündelt, vereinfacht, verstetigt und aufgestockt werden, Markthemmnisse im Bereich Energiedienstleistungen beseitigt werden wie zum Beispiel mangelndes Marktvertrauen und mietrechtliche Hemmnisse sowie Förderprogramme und Steuererleichterungen verstetigt und finanziell aufgestockt werden.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass noch erhebliche wirtschaftliche Energieeffizienzpotenziale in Deutschland vorhanden sind. Bis 2020 könnten gegenüber 2008 15 Prozent Endenergie eingespart werden. Das größte Sparpotenzial existiere im Bereich Wärme und Brennstoffe, gefolgt vom Bereich Kraftstoffe sowie Strom. Die dafür nötigen Investitionen würden durch die Energiekosteneinsparungen ausgeglichen bzw. übertroffen. Besonders wirtschaftlich seien Energieeffizienzmaßnahmen im Industriesektor. Deutschland konnte den Angaben zufolge in den letzten 20 Jahren seinen Primär- sowie seinen Endenergieverbrauch im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten um rund fünf Prozent senken, während diese Werte in den 27 EU-Mitgliedsstaaten im Schnitt um über fünf Prozent gestiegen sind.