Studie: Wärmebedarf in Nordhessen lässt sich aus dezentralen und erneuerbaren Energien decken


 

Analog zum Strombedarf kann auch der Wärmebedarf in Nordhessen aus dezentralen und erneuerbaren Energien gedeckt werden. Das Potenzial ist groß genug. Allerdings sind erhebliche Anstrengungen vor allem im Bereich der Energieeffizienz notwendig. Und auch bei der derzeitigen Heizungsaustauschrate von zirka drei Prozent pro Jahr und der aktuellen Immobiliendämmquote benötigt die Umstellung noch viel Zeit. Zu dieser Erkenntnis gelangt eine Studie der Stadtwerke Union Nordhessen (SUN), des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) sowie des Instituts dezentrale Energietechnologien (IdE) aus Kassel.

Wie die Stadtwerke Union Nordhessen mitteilte, liege der Wärmebedarf der 730.000 Einwohner der drei nordhessischen Landkreise Kassel, Schwalm-Eder und Werra-Meißner sowie der Stadt Kassel mit jährlich 7.000 GWh fast doppelt so hoch wie der Strombedarf mit 3.700 GWh. Auch unterscheide sich der Lastgang, d.h. der Unterschied zwischen minimalem und maximalem Verbrauch, deutlich. Der Lastgang der Wärmeversorgung schwanke insbesondere jahreszeitenabhängig viel stärker als der der Stromversorgung, was erhebliche Auswirkungen auf die notwendigen Erzeugungskapazitäten habe. Derzeit liege der Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeerzeugung lediglich bei etwa zehn Prozent. Erdgas sei mit 52,5 Prozent der dominierende Endenergieträger, gefolgt von Öl mit knapp 28 Prozent. Dabei würden 80 Prozent in dezentralen Feuerungsanlagen erzeugt, nur knappe zehn Prozent stammten aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen.

Ein wesentlicher Untersuchungsgegenstand der Studie war, ob es genügend Potenzial in Nordhessen gibt, um eine dezentrale und regenerative Wärmeversorgung zu gewährleisten. Den Angaben zufolge könnten 104 Prozent des Bedarfs an Warmwasser und Raumheizung regenerativ erzeugt werden, allerdings nur dann, wenn die grundsätzlich als realisierbar eingeschätzte Energieeinsparung von etwas über 50 Prozent (3.600 GWh) auch realisiert würde. Knapp 1.000 GWh Wärme könnten aus Solarthermie-Anlagen stammen, knapp 500 GWh aus Bioenergie und gut 2.000 GWh aus überschüssigen erneuerbaren Strommengen.

Das Hauptproblem der meisten regenerativen Energien sei ihre schwer vorhersehbare und schwankende Erzeugung. Es gebe Zeiten mit mehr erneuerbarem Strom im Netz, als Bedarf bestehe, und umgekehrt gebe es Zeiten, in denen der Bedarf erheblich über der Erzeugung liege. Doch gerade darin sieht die Studie die Chance für die Wende auf den Wärmemärkten. Überschüsse aus der erneuerbaren Stromproduktion könnten in der Wärmeerzeugung genutzt werden. Die Voraussetzung sei aber der Ausbau von Wärmespeichern einerseits und andererseits erhebliche Investitionen in Umweltwärmeanlagen wie Wärmepumpen. Auch die Weiterentwicklung von Technologien wie Power to Heat oder Power to Gas spielten eine wichtige Rolle.