Der gezielte Einsatz flexibler Kraftwerke kann das lokale Stromnetz entlasten und so künftig Netz-Investitionen verringern. Zu diesem Ergebnis kommt ein gemeinsames Projekt von Stromnetz Hamburg und dem Energieanbieter Lichtblick, bei dem der Einsatz intelligent gesteuerter Zuhausekraftwerke (Blockheizkraftwerken) im Hamburger Stromnetz erprobt wurde.
Für den von 2011 bis 2013 durchgeführten Feldtest im Hamburger Stadtteil Jenfeld setzte Lichtblick zehn Zuhausekraftwerke mit einer elektrischen Gesamtleistung von 0,2 MW ein. Die Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen versorgen in unmittelbarer Nachbarschaft fünf große Mietshäuser mit Heizenergie. Während die Wärme vor Ort gespeichert wird, optimiert eine Leitstelle den Betrieb der ZuhauseKraftwerke nach dem Strombedarf im Netz. Die Steuerung übernimmt dabei die von Lichtblick entwickelte Energiewende-Plattform „Schwarmdirigent“.
Während der Projektlaufzeit wurden die Zuhausekraftwerke nicht wie sonst üblich anhand der Börsenpreise für Strom optimiert, sondern nach den Anforderungen von Stromnetz Hamburg. Die Anlagen wurden gezielt in Betrieb genommen, wenn die Stromnachfrage im lokalen Netz besonders hoch war (so genannte Lastspitzen). Dabei sei es im Feldtest gelungen, mit über 97-prozentiger Zuverlässigkeit in Zeiten hoher Nachfrage Strom aus Zuhausekraftwerken zu liefern und so das Stromnetz signifikant zu entlasten.
„Mit Schwarmstrom aus Zuhausekraftwerken können wir schnell und zuverlässig auf lokale Schwankungen der Stromnachfrage reagieren. Mit dezentralen Lösungen wie Schwarmstrom können die Netze optimiert werden“, erklärte der Geschäftsführr Energiewirtschaft bei LichtBlick, Gero Lücking. Einerseits könnten lokale Investitionen in Transformatoren oder Stromleitungen reduziert werden. Andererseits seien die erforderlichen Ersatzinvestitionen in lokale Kraftwerke gering, denn Immobilienbesitzer im Netzgebiet investierten ohnehin in Heiztechnik. Die Zuhausekraftwerke deckten beide Bedarfe, die Wärme für Gebäude und den Strom für das Netz.
Allerdings können die positiven Ergebnisse des Projektes laut Lichtblick derzeit noch nicht in Geschäftsmodelle umgesetzt werden. Denn anders als für den Netzausbau, der über die Netzentgelte finanziert wird, gebe es derzeit für die Bereitstellung von Flexibilitätsoptionen – steuerbare Kraftwerke, Speicher oder Lasten zur Netzoptimierung – keine regulatorischen Anreize.