Pünktlich zum Start der Heizperiode haben acht Thüringer Fernwärmeversorger auf Druck des Landeswirtschaftsministeriums ihre Preise gesenkt. „Damit werden die Verbraucher in Thüringen um insgesamt 1,45 Mio. € entlastet“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Staschewski (SPD) in Erfurt. Im Schnitt lagen die Preissenkungen bei sechs Prozent.
Die Preisnachlässe erfolgten im Zuge der Überprüfung der Thüringer Fernwärmeversorger durch die Landeskartellbehörde im Wirtschaftsministerium. Die Abfrage unter 45 Anbietern an 52 Standorten hatte ergeben, dass acht Unternehmen (davon zwei mit je zwei Standorten) um mindestens zehn Prozent über dem Durchschnittspreis aller Versorgungsunternehmen lagen. Diese Versorger waren daraufhin aufgefordert worden, ihre Preise zu reduzieren bzw. entsprechende vergünstigende Maßnahmen vorzunehmen. „Faire und wettbewerbsfähige Preise sind entscheidend, um Akzeptanz für die Energiewende zu schaffen“, betonte Staschewski.
Das Wirtschaftsministerium hatte den Zeitraum Januar 2013 bis Januar 2014 betrachtet und dabei vier typische Abnahmefälle untersucht: zwei im Bereich größerer Industrieunternehmen sowie jeweils einen in mehrgeschossigen Plattenbauten und Einfamilienhäusern. Die konkrete Überprüfung hatte sich auf den für die Praxis relevantesten Abnahmefall des Plattenbaus mit einer Gesamtfläche von ca. 2000 m² konzentriert (160 kW Leistung, 288 MWh, 1.800 h/Jahr). Der Durchschnittsnettopreis betrug hier 89,07 € je MWh, der teuerste Anbieter verlangte 107,22 €. In der Kritik standen diejenigen acht Versorgungsunternehmen, deren Durchschnittspreise über einer Grenze von 97,98 € lagen.
„Der Fernwärme-Markt als klassischer Monopolbereich muss aber auch weiterhin im Fokus der Landeskartellbehörde bleiben“, sagte der Staatssekretär weiter. Fernwärmeversorger haben innerhalb ihres Leitungsnetzes zumeist keine Konkurrenz, so dass die Kunden ihren Versorger nicht wechseln können. Bei der Fernwärme gebe es nach wie vor keinen funktionierenden Wettbewerb. Deshalb müsse hier die Kartellaufsicht dafür sorgen, dass Unternehmen ihre Monopolstellung nicht ausnutzen und ihren Kunden überhöhte Preise abverlangen, so Staschweski.
Neben mangelndem Wettbewerb gibt es im Fernwärmesektor noch immer ein deutliches Ost-West-Preisgefälle. Fernwärme ist in den neuen Ländern z.B. im Unternehmensbereich um durchschnittlich 14 € pro Megawattstunde teurer als in den alten Bundesländern (87,77 € im Vergleich zu 73,69 €). Mit einem durchschnittlichen Fernwärmepreis von 88,62 € liegt Thüringen leicht über dem Vergleichswert des Ostens und damit deutlich über dem des Westens.