Der Energieverbrauch in Hessen hat sich in den vergangenen 15 Jahren um etwa zehn Prozent verringert. Betrachtet man den Endenergieverbrauch von Unternehmen, privaten Haushalten und dem Verkehrssektor zusammen, lag der Verbrauch im Jahr 2014 um 85 PJ unter dem Verbrauch im Jahr 2000.
„Die Einsparungen sind gelungen, obwohl die Wirtschaft brummt. Das zeigt: Wirtschaftliche Entwicklung ist auch ohne steigenden Energieverbrauch machbar, die Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch ist möglich. Allerdings zeigt der gegenwärtige Stand des Energieverbrauchs auch, dass bei Energieeinsparung und Energieeffizienz noch viel zu tun ist. Kurzum: Die Richtung stimmt, das Tempo noch nicht", sagte Wirtschafts- und Energieminister Tarek Al-Wazir (Grüne) am vergangenen Freitag bei der Vorstellung der Energiebilanz 2014 in Wiesbaden. Die Auswertung basiert auf einer Schätzprognose des Leipziger Instituts für Energie.
„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, den Anteil der erneuerbaren Energien am Strom- und Wärmeverbrauch deutlich zu erhöhen. Dies wollen wir einerseits über den Ausbau der Erneuerbaren, aber auch durch weitere Effizienzgewinne und Energieeinsparungen erreichen", so Al-Wazir. Der vorliegende Bericht liefere nun erstmals aktuelle Auswertungen, um die größten Einsparpotenziale in den verschiedenen Bereichen identifizieren zu können. Die Energiewende sei eben weit mehr als Windräder aufstellen und Stromleitungen verlegen. „Wir müssen auch einsparen und effizienter werden“, erklärte der Minsiter.
Laut dem Bericht sind die hessischen Unternehmen für knapp ein Drittel des Energieverbrauchs in Hessen verantwortlich. Dabei gehen sie über die Jahre effizienter mit der eingesetzten Energie um. Heute wird mit demselben Energieeinsatz knapp 30 Prozent mehr erwirtschaftet als vor 15 Jahren. Die Erfahrung einzelner Unternehmen zeige aber zugleich, dass 20 bis 30 Prozent zusätzliche Einsparung schon heute möglich seien. Es lohne sich für Unternehmen, hier mehr zu tun. Viele solcher Investitionen rechneten sich innerhalb kürzester Zeit. Aber offenbar habe sich das noch nicht überall herumgesprochen, so der Minister: „Daran werden wir arbeiten."
Mit 50 Prozent fällt der größte Anteil am Energieverbrauch in Hessen weiter auf den Verkehr. Hessen ist dort in einer Sondersituation, weil es sowohl Transitland als auch Standort des größten deutschen Flughafens ist. Auch hier ist die Bilanz gemischt. Der Verbrauch je Fahrzeug ist in 15 Jahren um 20 Prozent gesunken. „Aber auf hessischen Straßen sind gleichzeitig immer mehr Autos unterwegs. Deshalb blieb der Gesamtverbrauch annähernd gleich“, so Al-Wazir. Ein großer Anteil des Verbrauchs fällt in Hessen zudem auf den Frankfurter Flughafen. Die Flugzeuge seien zwar effizienter, aber auch größer geworden. Unterm Strich sei der Energieverbrauch pro Flug deshalb so hoch wie im Jahr 2000.
Privathaushalte verbrauchen heute knapp 20 Prozent weniger Energie als noch vor 15 Jahren. „Das klingt nach viel, reicht aber ebenfalls noch nicht", erklärte der Minister. Zuletzt wurden die Einsparungen immer geringer. Seit 2012 betrug der Rückgang nur ein Prozent. Das sei eindeutig zu wenig." Al-Wazir verwies auf die großen Einsparpotenziale bei Häusern und Wohnungen: „Hier müssen wir dringend ran. Wir prüfen derzeit, welche Möglichkeit wir auch als Land haben, die Sanierungsquote im privaten Sektor zu erhöhen." Insgesamt machen Privathaushalte knapp ein Viertel des gesamten hessischen Energieverbrauchs aus.
Strom, Wärme und Kraftstoffe zusammen kommen etwas häufiger aus Erneuerbaren Energien. Vor zehn Jahren lag der Anteil bei vier Prozent. Heute sind es gut neune Prozent. „Schaut man nur auf den Strom, liegen wir mittlerweile deutlich über 14 Prozent. Für Hessen ist das ein Rekord. Im Vergleich zum Bund liegen wir damit aber immer noch weit zurück", so Al-Wazir. Deshalb werde man den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter vorantreiben. Er wolle dass die Wertschöpfung hier im Land bleibt. Die EEG-Umlage zahlen alle Verbraucher, auch die hessischen. Ziel von Al-Wazir sei es, dass davon möglichst viel in Hessen bleibe.