Im Jahr 2014 ist der Heizenergiebedarf in Mehrfamilienhäusern in Deutschland um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Dies entspricht etwa 3,4 kWh pro m² Wohnfläche. Damit bestätigt sich der deutschlandweit ungebrochene Trend sinkenden Heizenergiebedarfs, wobei die Dynamik insbesondere von der Entwicklung in den westlichen Bundesländern getrieben wird. Vor allem aufgrund der niedrigen Energiepreise sind auch die Heizkosten erheblich gesunken, deutschlandweit von 11,14 auf 9,85 € pro m² Wohnfläche, das entspricht einem Rückgang von knapp zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr 2013.
Diese Ergebnisse liefert der vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) gemeinsam mit dem Energiedienstleister ista Deutschland GmbH erarbeitete Wärmemonitor Deutschland 2014, der auf einem Datenbestand von jährlichen Heizenergieabrechnungen für rund 300.000 Mehrfamilienhäuser in ganz Deutschland basiert. „Der Wärmemonitor 2014 zeigt zwar deutliche Fortschritte beim Energiebedarf, gemessen an den politischen Zielen der Bundesregierung dürften sie jedoch nach wie vor nicht ausreichen“, sagt DIW-Energieexperte Claus Michelsen. Der Heizenergiebedarf ist der um witterungsbedingte und klimatische Einflüsse bereinigte Heizenergieverbrauch; die Auswirkungen des milden Winters sind also bereits berücksichtigt.
Um die energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung zu erreichen, müssten im Bereich der Raumwärme große Energieeinsparungen erzielt werden, die auf lange Sicht eine umfassende energetische Erneuerung des gesamten Gebäudebestandes erforderlich machten. „Ergänzend können geringinvestive Effizienzmaßnahmen in Wohnimmobilien, wie zum Beispiel die gezielte unterjährige Information von Verbrauchern über ihre Energieverbräuche und die damit verbundenen Kosten, erheblich zum Erreichen der Klimaschutzziele beitragen“, so ista Deutschland-CEO Walter Schmidt.
Nach Angaben von ista und DIW stieg im vergangenen Jahr das Volumen der Modernisierungen und energetischen Sanierungen des Gebäudebestands. Aufgrund der dynamischen Entwicklung vor allem in Westdeutschland haben die alten Länder kräftig gegenüber dem bereits in der Nachwendezeit umfassend sanierten Wohnungsbestand in Ostdeutschland aufgeholt: Während im Jahr 2003 der durchschnittliche Energiebedarf in Westdeutschland mit 152 kWh pro m² Wohnfläche deutlich höher war als mit 133 kWh in Ostdeutschland, kann für die abgelaufene Heizperiode mit 0,5 kWh kaum noch ein Unterschied festgestellt werden (West 2014: 121 kWh, Ost 2014: 120,5 kWh). Auch in anderen Regionen nivellieren sich die Unterschiede beim Energiebedarf. Einige Regionen in Bayern und Baden-Württemberg haben bereits mit Regionen in Ostdeutschland gleichgezogen. Grundsätzlich ist der Energiebedarf im Nordwesten Deutschlands deutlich höher als im Süden.
Die Sanierungszyklen folgen den jeweiligen Bauzyklen und verlaufen daher ebenfalls regional unterschiedlich, heißt es weiter. Statistische Schätzungen auf der Grundlage von Informationen aus Energieausweisen, die seit 2009 für alle Immobilien in Deutschland verpflichtend sind, deuteten darauf hin, dass ein vollständiger Sanierungszyklus, d.h. der Zeitraum, nach dem eine grundlegende Sanierung des gesamten Gebäudes durchgeführt wird, in Mehrfamilienhäusern in Westdeutschland ungefähr 75 Jahre dauert. Ingenieurwissenschaftliche Studien gingen bisher von wesentlich kürzeren Sanierungszyklen von etwa 55 Jahren aus. Im Hinblick auf die langen Sanierungszyklen sei es daher umso wichtiger, bereits heute bei anstehenden Sanierungen die vorhandenen Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz optimal auszunutzen. Zudem könnten in bereits sanierten Gebäuden durch geringinvestive Maßnahmen weitere Potenziale erschlossen werden.