Ein auf dem 18.000 m² großen Holzmarkt-Areal am Friedrichshainer Spreeufer in Berlin entstehendes Quartier soll bei der Versorgung mit Strom, Wärme und Kälte Maßstäbe setzen. Die Energie für das Kiez stammt nicht nur zu hundert Prozent aus erneuerbaren Quellen, sie wird langfristig auch weitgehend direkt vor Ort gewonnen. Das geht aus einer Mitteilung der Düsseldorfer Naturstrom AG hervor, die sich mit den Holzmarkt-Initiatoren in der Schwärmkraft Berlin GmbH zusammengetan hat, die das Energiekonzept im Quartier verwirklicht. Nachdem die Energiezentrale bislang Baustrom und Bauwärme für das Areal erzeugt hatte, konnte Naturstrom nun die reguläre Belieferung aufnehmen, heißt es.
Das Konzept für das Holzmarkt-Areal sei darauf ausgerichtet, lokale regenerative Quellen möglichst effizient für die Versorgung des Quartiers und der angrenzenden Nachbarn zu nutzen. Dadurch werde eine sichere, wirtschaftliche und größtenteils lokale Energieversorgung des Quartiers gewährleistet, erklärte Thilo Jungkunz, Geschäftsbereichsleiter Dezentrale Energieversorgung bei Naturstrom und Geschäftsführer der Schwärmkraft Berlin. Das Konzept soll Modellcharakter entwickeln und für weitere Projekte im Bereich der Quartiersversorgung Pate stehen. Für Naturstrom sei der Holzmarkt neben dem Möckernkiez (EUWID 33/2016) das zweite größere dezentrale Quartiersprojekt, das der Öko-Energieversorger in Berlin umsetze.
Um den Energiebedarf des Areals zu decken, nutzen Photovoltaikanlagen auf Dächern und Fassaden die Energie der Sonne zur Stromgewinnung, ein Blockheizkraftwerk erzeugt Strom und Wärme aus Biogas, und ein geothermisches System heizt und kühlt das Eckwerk, das größte Gebäude und Hauptverbraucher auf dem Areal. Und an besonders kalten Tagen decken hocheffiziente, emissionsarme Holzkessel, die mit Holz aus Brandenburg befeuert werden, die Bedarfsspitzen.
Die intelligente Verknüpfung der einzelnen Komponenten und die Einbeziehung aller zur Verfügung stehender Ressourcen sei enorm wichtig, betont Jungkunz. Alleine die Erschließung der regenerativen Potentiale vor Ort führe noch zu keiner energieeffizienten Nutzung. So werden beispielsweise die Tanks der Sprinkleranlage mit 230.000 l Wasser im Eckwerk als Wärmespeicher in das Energiekonzept integriert. Im Verbund mit den Systemen zur Nutzung des Erdreichs werde so eine besonders effiziente Beheizung und Kühlung möglich.
Wenn alle Gebäude auf dem Holzmarkt-Gelände errichtet und in Benutzung sind, soll der Strombedarf des Areals nach den Berechnungen von Naturstrom pro Jahr voraussichtlich bei rund 3,8 Mio. kWh liegen. Der Wärmebedarf des Holzmarkts werde bei rund 3,3 Mio. kWh jährlich liegen, der Kältebedarf bei rund 1,1 Mio. kWh.
Das Projekt ist in zwei Bauphasen eingeteilt, in denen unterschiedliche Energiebedarfe gedeckt werden müssen. In der ersten Bauphase wurden bereits der Club Kater Blau sowie ein Künstler- und Kreativdorf mit vier Hallen und zahlreichen kleineren Hütten errichtet, das Fame Restaurant befindet sich aktuell im Bau. Diese Verbraucher benötigten ab sofort Wärme, Strom und Kälte. In der zweiten Bauphase sollen das Eckwerk und ein Hotel errichtet werden. Dann wollen Schwärmkraft und Naturstrom auch das Energieversorgungskonzept komplett umsetzen, heißt es.
Bis dahin beziehen die bereits errichteten Gebäude des Holzmarkt-Quartiers – der Club, das Dorf und bald auch das Restaurant – Strom und Wärme über das mit Biogas betriebene Blockheizkraftwerk (BHKW), das Schwärmkraft und Naturstrom auf dem Gelände errichtet haben. Das Biogas wird den Angaben zufolge aus Rest- und Abfallstoffen erzeugt und ist mit dem Label „Grünes Gas“ zertifiziert. Das BHKW sorgt auch für den Strom für eine Kälteanlage, die den Club und eine Eventhalle im Dorf mit Kälte versorgt. Ergänzend zum BHKW liefere Naturstrom Ökostrom aus dem Netz, so dass die Stromversorgung von Club, Dorf, Kälteanlage und künftig dem Restaurant zu hundert Prozent aus Erneuerbaren gesichert sei.