Für die Wintermonate haben die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW in Absprache mit der Bundesnetzagentur (BNetzA) insgesamt rund 8.300 MW Reservekapazität gesichert. Wie aus einer gemeinsamen Mitteilung der Unternehmen hervorgeht, wurde die gesicherte Reservekapazität seit dem 10. Oktober bereits an 26 Tagen genutzt. Basierend auf den Einspeiseprognosen lag die abgerufene Reservekapazität im Stromnetz dabei in der Spitze bei bis zu 6.000 MW.
Die Netzreserve trage dazu bei, die Stromversorgung in dieser Zeit, in der eine besonders starke Belastung des Höchstspannungsnetzes zu erwarten sei, sicherer zu machen. Obwohl die Versorgungssicherheit derzeit nicht akut gefährdet sei, haben sich, so die Netzbetreiber die Belastung der Stromnetze und damit die Risiken für die Versorgung im Vergleich zu vergangenen Jahren aufgrund der zunehmenden Mengen an schwankender Einspeisung durch die erneuerbaren Energien und des Wegfalls konventioneller Kraftwerksleistung deutlich erhöht: Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien vor allem im Norden Deutschlands und durch den Ausstieg aus der Kernkraft sowie die Stilllegung weiterer konventioneller Kraftwerke im Süden entstehe ein zunehmendes Nord-Süd-Gefälle zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch in Deutschland. Das führe, solange das Stromnetz nicht entsprechend ausgebaut sei, zu extrem starken Belastungen des Höchstspannungsnetzes, die besonders in den Wintermonaten bei starker Windeinspeisung in Verbindung mit hoher Last kritisch werden könnten. Deshalb beschaffen die deutschen Übertragungsnetzbetreiber in Absprache mit der Bundesnetzagentur Reservekapazitäten für die Wintermonate. Obwohl die Winterreserve für Not- und Extremsituationen gedacht sei, müssten die Netzbetreiber aufgrund der angespannten Situation im Stromnetz mittlerweile regelmäßig auf sie zugreifen.
In diesem Winter sähen sich 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW mit einer weiteren Herausforderung konfrontiert. In Frankreich sollen mehrere Kraftwerke nur stark eingeschränkt zur Verfügung stehen. Aufgrund der dort weitverbreiteten elektrischen Heizungen könne es im Winter außerdem zu sehr hohen Spitzenlasten kommen. Die benachbarten deutschen Übertragungsnetzbetreiber stehen „in ständigem Austausch mit dem französischen Übertragungsnetzbetreiber RTE“, heißt es weiter. Sie prüften und analysierten die möglicherweise zu erwartenden Folgen für das Übertragungsnetz in Deutschland und bereiteten sich darauf vor, Frankreich gemeinsam mit den anderen europäischen Übertragungsnetzbetreibern im Bedarfsfall zu unterstützen.