Die Stadtwerke Augsburg (swa) haben in Kooperation mit Siemens den nach ihren Angaben weltweit ersten, komplett verlustfreien supraleitenden Strombegrenzer für dezentrale Einspeiseanlagen in Betrieb genommen. Wie die Stadtwerke anlässlich des Startschusses für die Pilotanlage mitteilen, wird mit der neuen Technologie die Einspeisung aus dem BHKW-Motoren-Prüfstand des Augsburger MTU-Werks in das Stromnetz der swa Netze GmbH abgesichert. Das Projekt wird vom bayerischen Wirtschaftsministerium im Rahmen des Programms „BayInvent - Innovative Energietechnologien und Energieeffizienz“ gefördert.
Die swa beschrieben die Funktionsweise des supraleitenden Strombegrenzers mit einer überdimensionalen Sicherung, die nicht durchbrennen kann, ohne Stromverluste arbeitet und selbständig wieder in den Normalbetrieb geht. Neu an der Entwicklung sei das völlig verlustfreie Arbeiten. Beim Betrieb herkömmlicher Strombegrenzer entstünden wegen des Widerstandes der Drosselspulen erhebliche Stromverluste, und die Sicherungen müssten nach einem Kurzschluss erneuert werden. Außerdem sei der Betriebs- und Wartungsaufwand deutlich geringer. Supraleitende Strombegrenzer können, so die Stadtwerke, in Zeiten der Energiewende mit einer Vielzahl verschiedener Energiequellen, die unregelmäßig in die Netze einspeisen, einen wesentlichen Beitrag zur Netz- und damit Versorgungssicherheit leisten.
Die Anlage wird im Feldtest bis 2017 betrieben, um die Funktionalität und Zuverlässigkeit der neuen Technologie unter Praxisbedingungen zu erproben. Im Rahmen eines Kooperationsvertrags zwischen Siemens und den Stadtwerken sei anschließend der Betrieb des Strombegrenzers über einen Zeitraum von mehreren Jahren vorgesehen.
Ein weiterer Vorteil supraleitender Strombegrenzer liege darin, dass sie im Normalbetrieb für das Netz „unsichtbar“ seien, weil sie bei den tiefen Temperaturen von minus 196 Grad Celsius, bei denen sie betrieben werden, keinen elektrischen Widerstand aufwiesen. Sie beeinflussten damit die Stabilität des Stromnetzes nicht negativ im Unterschied zu den heute üblicherweise verwendeten Drosseln, die den Angaben zufolge einen kontinuierlich hohen Widerstand haben.
Im Durchschnitt betrage der Verlust an elektrischer Leistung pro Drosselspule rund 25 kW. In der Anlage der swa betrage die Energieeinsparung entsprechend des Einsatzes der supraleitenden Strombegrenzer rund 36.000 kWh pro Jahr. Mit supraleitenden Strombegrenzern könne man auch mehrere elektrische Teilnetze verbinden und damit die Betriebssicherheit und Stabilität des Netzes erhöhen. Zudem entfalle der typischerweise notwendige Zusatzaufwand für den Austausch oder die Aufrüstung von elektrischen Komponenten zur Verstärkung der Netze, wenn supraleitende Strombegrenzer für die Verbindung mehrerer Teilnetze oder für die Anbindung dezentraler Energieeinspeiser eingesetzt werden.