Demand Side Management: Dena legt Diskussionspapier zu Nachholeffekten bei Regelleistungserbringung vor


 

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat ein Diskussionspapier zur Bedeutung so genannter Nachholeffekte im Zusammenhang mit der Regelleistungserbringung durch flexible Stromlasten (Demand Side Management, DSM) veröffentlicht, das sie im Rahmen des Pilotprojekts DSM Baden-Württemberg erstellt hat.

Zu den Nachholeffekten, d.h. zu außerplanmäßigen Änderungen im Strombezug, kommt es laut der dena, wenn Unternehmen durch einen Regelleistungsabruf in nennenswertem Umfang von ihrer Produktionsplanung abweichen, und dies anschließend durch erhöhten oder verringerten Stromverbrauch ausgleichen wollen. Diese Abweichungen gegenüber dem geplanten Fahrplan könnten unter Umständen zu Ausgleichsenergiekosten für den Bilanzkreisverantwortlichen führen und damit ein finanzielles Risiko für ihn darstellen.

Die Energieagentur macht in ihrem Papier deutlich, dass die beginnende Flexibilisierung durch Laststeuerung im Stromnetz nicht durch eine Überbewertung der potenziellen Risiken, wie beispielsweise durch die Nachholeffekte, behindert werden sollte. Aus Sicht der dena müssten Lösungen entwickelt werden, um Planungssicherheit und Transparenz für die Marktteilnehmer zu schaffen und Marktzutrittsbarrieren zu reduzieren. Das Ziel, diese Fragen zu klären, sei seit Juli 2016 auch im Gesetz zur Weiterentwicklung des Strommarkts verankert.

Flexible Lasten nähmen zum heutigen Zeitpunkt noch nicht in großem Umfang am Regelleistungsmarkt teil. Aufgrund fehlender Erfahrungswerte ließen sich die Relevanz und das Risiko von Nachholeffekten aktuell noch nicht klar bemessen. Um eine messbare Bewertung und eine fundierten Standardisierung zu ermöglichen, schlägt die dena eine eingehende empirische Untersuchung und vergleichbare Messungen von exemplarischen Einzelprozessen mit unterschiedlicher Charakteristik (verschiedene Anlagentypen, Zeiträume und Leistungen) vor. Aufgrund der geringen Anzahl an präqualifizierten Lasten bestehe derzeit noch keine ausreichende Datenbasis über mögliche negative Nachholeffekte, so dass noch keine hinreichend belastbaren Schlussfolgerungen und Anforderungen an den Umgang mit Nachholungen abgeleitet werden könnten.

Die Energieagentur weist darauf hin, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) sowie die Bundesnetzagentur (BNetzA) die relevanten Fachverbände bereits im Frühjahr 2016 dazu aufgefordert haben, gemeinsame Standards für die Abwicklung der Abstimmungsprozesse bei der Regelleistungserbringung zu entwickeln, um die Marktentwicklung von Demand Side Management zu unterstützen. Die dena bringe ihre Erkenntnisse aus dem laufenden Pilotprojekt DSM Baden-Württemberg in die Verbändeabstimmung mit ein.

Das Pilotprojekt DSM Baden-Württemberg wird von der dena mit Unterstützung des Landesumweltministeriums umgesetzt. Ziel ist es, die Laststeuerung in der Praxis zu erproben, Erfahrungen zu sammeln und mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse das Geschäftsfeld für Unternehmen weiterzuentwickeln. Im Rahmen des Projekts vermarktet die Flughafen Stuttgart GmbH ihre flexiblen Stromlasten (EUWID 41/2015). Das Projekt ist bereits 2014 gestartet und wurde im Frühjahr 2016 erweitert (EUWID 11/2016).