Ein sozialverträglicher Kohleausstieg ist machbar und finanzierbar. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens der Berliner Energiewissenschaftler von enervis energy advisors GmbH im Auftrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di).
Die Wissenschaftler haben die Sozialkosten des Kohleausstiegs bis 2050 und dessen Finanzierbarkeit untersucht. Lob für den ver.di-Vorstoß kommt von den Grünen. „Es ist gut, dass ver.di sich mit dem Thema Kohleausstieg konstruktiv auseinandersetzt“, erklärten der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Oliver Krischer und die klimapolitische Sprecherin Annalena Baerbock.
Grundlage der enervis-Berechnungen bildeten drei Szenarien: der vorgezogene Ausstieg bis zum Jahr 2040 („Agora Kohlekonsens“), dazu ein „Referenz“-Szenario, das eine Halbierung der Kohlestromproduktion bis 2030 und den Ausstieg bis 2050 vorsieht, und ein Szenario „Retrofit“, das auch für die Jahre nach 2050 noch einzelne gegebenenfalls nachzurüstende Kohlekraftwerke vorsieht. In allen drei Fällen würden ab sofort keine neuen Kohlekraftwerke mehr gebaut.
Die Zahl der heute 15.000 Kraftwerksbeschäftigten nimmt in allen Szenarien deutlich ab - im Durchschnitt der Jahre zwischen 2016 und 2050 werden nur noch 4.000 (Konsens-Szenario) bzw. 5.900 (Referenz-Szenario) oder 8.600 (Retrofit-Szenario) beschäftigt. Dem Gutachten nach schwanken die maximalen jährlichen Kosten stark, würden aber voraussichtlich in keinem Jahr 250 Mio. € überschreiten.
Ver.di favorisiert die Finanzierung aus den Einnahmen aus dem CO2-Zertifikatehandel, die schon heute fließen. Daraus sollten, so sagt die zugrunde liegende EU-Richtlinie, Maßnahmen finanziert werden, die zu einer Senkung der Klimabelastung beitragen. „Mit unserem Vorschlag der Finanzierung eines sozialverträglichen Kohleausstiegs aus dem Zertifikatehandel-Topf tragen wir zu einer sinnvollen und wesentlichen Verwendung der Zertifikatehandel-Gelder bei, die zugleich umweltfreundlich und sozial und obendrein EU-konform ist“, betonte Bsirske.