Studie sieht Darmstadt-Rhein-Main-Neckar-Gebiet auf dem Weg zu einer Smart Region


Die Forscher erarbeiteten Handlungsempfehlungen für den Start möglicher Aktivitäten und die mögliche Organisationsstruktur einer Smart Region. Die Handlungsempfehlungen setzen – soweit sinnvoll – auf bereits in der Region laufenden Aktivitäten auf. Dabei wird eine moderne Energie-, Daten- und Gebäudeinfrastruktur zu einem immer wichtigeren Standortfaktor für die Region. Deshalb sollte deren Ausbau forciert werden, was unter anderem einen bedarfsgerechten Glasfaserausbau in der gesamten Region, den fortlaufenden Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur für E-Autos und die Prüfung von Potenzialen sogenannter intelligenter/multifunktionaler Straßenbeleuchtung umfasst.


In der Energieversorgung können durch die Digitalisierung die dezentrale Erzeugung von Ökostrom und der Verbrauch besser vernetzt werden. Unternehmen können durch den Ausbau des Breitbandnetzes effektiver arbeiten, weil große Datenmengen schnell versendet werden können, heißt es in der Studie.


Einsparpotentiale von Smart-Home Anwendungen sollen validiert werden

Die Studienautoren empfehlen, in einer ersten Entwicklungsstufe die Validierung der Einsparpotentiale durch Smart-Home-Anwendungen im Energiebereich in den Mittelpunkt zu stellen. Von den Herstellern von Smart-Home-Produkten (Sensoren, Aktoren, Funk-Gateways, Steuerungssoftware etc.) werde angegeben, dass durch eine intelligente Gebäudesteuerung der Energieverbrauch gesenkt werden kann und allgemein ein Einsparpotenzial von 30 Prozent kommuniziert. Diese Aussage gelte es zu validieren und darüber hinaus zu differenzieren, in welchen Bereichen und unter welchen Voraussetzungen Einsparungen erreicht werden können. Dabei sei zwischen unterschiedlichen Gebäudetypologien (Eigentum, Miete, Einfamilienhaus, Geschosswohnungsbau etc.) zu unterscheiden und entsprechend differenziert die Einsparpotenziale auszuweisen.


Ein wichtiger Schritt sei dabei die Entwicklung einer Software zur Visualisierung des Energieverbrauchs (Daten eines Smart Meters) und der regionalen Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energiequellen. In der zweiten Entwicklungsstufe könnten spezialisierte Smart-Living-Anwendungen gezielt im Hinblick auf den gemeinschaftlichen Nutzen für die Smart Region untersucht werden. Dies könnte Smart-Home-Anwendungen betreffen, die in Bezug auf Mobilität oder Energie einen Mehrwert für die Region herbeiführen können.


In der Studie heißt es, intelligente Mobilität sei nicht nur eine Zukunftsaufgabe des Bundes sondern auch von Regionen wie der Region Darmstadt/Rhein/Main/Neckar. Hier gelte es insbesondere, Elektromobilität, die beiden Verkehrsmittel Pkw und Fahrrad sowie die Vernetzung von Mobilitätsangeboten in den Blick zu nehmen. Der Ausbau von Elektromobilität berge ein großes Potenzial, um Mobilität in der Region nachhaltig zu entwickeln, genannt werden dabei Leitprojekte aus der Studie wie „Entdeckungsreise Elektromobilität“ und „E-Bike-Leitregion“.


EVU sind treibende Akteure bei Ausbau und Betrieb von Ladesäulen

Mit Stand Mitte Dezember 2017 sind in der untersuchten Region insgesamt 134 öffentlich zugängliche Ladesäulen vorhanden. Betrachtet nach Betreiberkategorien werden 82 Ladesäulen (61 Prozent) direkt durch die in der Region aktiven Energieversorgungsunternehmen (EVU) betrieben. Damit sind EVU die treibenden Akteure beim Ausbau und Betrieb von Ladesäulen. Innerhalb dieser Gruppe betreibt die Entega AG mit insgesamt 51 Ladesäulen die meisten Ladepunkte. Der Kategorie „Mobilitätsbranche“ wurden insgesamt 26 Ladesäulen (19 Prozent) zugeordnet. Auf die Kategorie „Sonstige“ entfallen 23 Ladesäulen (17 Prozent) und auf die Kategorie „Tourismus/Hotel/Gastronomie“ drei Ladesäulen (2 Prozent).


Die Mehrzahl der Ladesäulen wird von den sieben in der Region tätigen Energieversorgern betrieben. Hauptbetreiber innerhalb der Region sind die Entega AG und die GGEW AG. Augenfällig ist den Angaben zufolge auch, dass in der Stadt Darmstadt und den Landkreisen Darmstadt-Dieburg und Odenwaldkreis sowie im östlichen Teil des Kreises Bergstraße die Ladesäulenverteilung im Vergleich zu den anderen Landkreisen bereits relativ gleichmäßig ist.

In den Städten Mainz und Worms sowie im Landkreis Groß-Gerau und im Westen des Landkreises Bergstraße sind Ladesäulen unterschiedlicher Betreiber aufgestellt und es ist (noch) kein einheitliches Konzept zur Erstellung einer Ladesäuleninfrastruktur in der Fläche zu erkennen.


Bisher sehr geringe Nutzung der Ladesäulen

Wie bereits in den Kreisen Darmstadt-Dieburg, Odenwaldkreis und der Stadt Darmstadt demonstriert, kann sich eine zentrale Steuerung positiv auf die räumliche Verteilung der Endpunkte einer flächendeckenden Ladesäuleninfrastruktur auswirken. Trotz der Unterstützung der Ausbaupläne durch die Kommunalpolitik sei die Nutzung der Ladesäulen auch in den vergleichsweise gut ausgebauten Regionen bis heute sehr gering. Gespräche mit Bürgern in der Region bestätigten den Eindruck, dass der derzeitige Ausbau selbst in den Kreisen Darmstadt-Dieburg und Odenwaldkreis für den Einzelnen nicht ausreichend transparent sei, obwohl bereits einige Internetportale, die vorhandene Ladesäulen in der Region anzeigen, vorhanden sind.



Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur sollte bedarfs- und nutzenoptimiert sein

In einer ersten Entwicklungsstufe sollte für die Steuerung des bedarfs- und nutzenoptimierten Ausbaus der Ladesäuleninfrastruktur in der Smart Region ein Runder Tisch mit den relevanten Akteuren aus Politik und Wirtschaft und den in der Region tätigen EVU eingerichtet werden, der die Entscheidungsprozesse zum Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur ausarbeitet und in der Umsetzung begleitet, schlagen die Studienautoren vor. Die bereits vorhandenen Betreiber in der Region ebenso wie interessierte weitere Akteure sollten in Entscheidungen angemessen berücksichtigt werden und es sollte ein ganzheitliches Konzept für die Smart Region gemeinsam erarbeitet werden.


Die Langzeitstudie wurde im Auftrag der Entega-Stiftung vom Öko-Institut, der Quadriga Hochschule Berlin und dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M) durchgeführt. Die Institutionen erfassten im Zeitraum von einem Jahr den Status Quo der Digitalisierung in der Region um die Städte Darmstadt, Mainz und Worms sowie die Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau und den Odenwaldkreis, um Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Die Studie ist im Internet unter www.entega-stiftung.de zu finden.