Contracting-Branche reduziert trotz weiteren Wachstums ihre geschäftliche Erwartung


Als Grund dafür sieht VfW-Geschäftsführer Tobias Dworschak vor allem die weitere Zunahme der Unsicherheit in den Rahmenbedingungen, wie zuletzt in Sachen EEG-Umlage bei der Eigenstromerzeugung, und dem Ausbleiben politischer Impulse. „Klimaschutz scheint im Moment nicht die höchste Priorität zu genießen“, so Dworschak.


Laut der jährlichen Erhebung des Verbandes unter seinen Mitgliedsunternehmen, die Contracting-Dienstleistungen anbieten und etwa 60 Prozent der Marktteilnehmer repräsentieren, ist 2017 sowohl der Umsatz als auch die Zahl der abgeschlossenen Verträge gestiegen, allerdings bei den abgeschlossenen Verträgen mit einer geringfügig niedrigeren Steigerungsrate als noch im Vorjahr.


Der Verband für Wärmelieferung hat nach eigenen Angaben derzeit 247 Mitgliedsbetriebe, die Anzahl der Mitgliedsunternehmen mit Verträgen beträgt 201. Bei den Vertragszahlen verzeichnet der VfW eine Steigerung um 4 Prozent auf 57.500 abgeschlossene Verträge. Der Jahresumsatz stieg von 2,77 Mrd. € 2016 auf 3,1 Mrd. € im Jahr 2017, was einem Zuwachs von etwa 12 Prozent entspricht, das sind 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Beim Contractingumsatz beträgt der Durchschnitt pro Mitgliedsunternehmen 15,4 Mio. €. Die Verteilung der Verträge unter den Unternehmen ist beim Umsatz nicht gleichmäßig. Es gibt Unternehmen mit bis zu 5 Verträgen und Unternehmen mit mehreren hundert Verträgen.


Energieliefer-Contracting bei 85 Prozent der Projekte

Die Abfrage nach der Häufigkeit der realisierten Varianten (nach DIN 8930-5) ergab, dass 85 Prozent der Projekte Energieliefer-Contracting, 8 Prozent Einspar-Contracting, 2 Prozent technischem Anlagenmanagement und 1 Prozent dem Finanzierungs-Contracting entspricht. Einen Anteil von zwei Prozent hatte das Pachtmodell, während ein Prozent der Projekte dem Kälte-Contracting zuzuordnen sind und jeweils 0,5 Prozent dem Licht-Contracting und dem PV-Contracting.


Bei den in den Projekten eingesetzten Energieträgern im Bereich der erneuerbaren Energien hatte im vergangenen Jahr Holz den größten Anteil (79 Prozent), gefolgt von Biogas mit 8 Prozent, Wind-, Sonnenenergie und Geothermie mit jeweils 4 Prozent und sonstige erneuerbare Energien mit 1 Prozent. Bei den erneuerbaren Energieträgern betrug die Anschlussleistung (thermisch) 3.367 MW sowie die Anschlussleistung (elektrisch) 567 MW, und bei den fossilen Energieträgern lag die Anschlussleistung (thermisch) bei 32.013 MW bzw. die Anschlussleistung (elektrisch) bei 563 MW.


Rückgang der Contractingprojekte im Wohngebäudebestand

Im Jahr 2017 stellte der Neubau fast 50 Prozent der umgesetzten Contractingprojekte in der Wohnungswirtschaft. 2015 lag der Wert im Neubau noch bei rund 20 Prozent. Im Wohngebäudebestand ist allerdings eher ein Rückgang der Zahlen zu beobachten. Es sei schön, zu sehen, dass die Energiedienstleister mit Contractinglösungen im Neubau überzeugen können, insbesondere im Bebestand gebe es aber nach wie vor erheblichen Nachholbedarf, so der VfW-Geschäftsführer: „Erstmal haben wir in diesem Jahr auch nach den wesentlichen Hemmnissen gefragt. Im Bereich der Wärmelieferverordnung spielen hier das aktuelle Zinsniveau und die aktuellen Energiepreise eine wesentliche Rolle. Es ist kaum einzusehen, dass der Erfolg der Wärmewende dauerhaft von derlei Faktoren abhängen soll.“


Die VfW-Umfrage identifiziert als Hemmnisse gegenüber Contracting im Gebäudebestand die Unsicherheit und Einschränkungen durch die oft wechselnde Rechtslage, Regelungen wie die Wärmelieferverordnung bzw. Kostenneutralität, die geringe Bekanntheit von Contracting, die Wahrnehmung der Kunden, Vorurteile sowie den Umgang mit Netzbetreibern in Kundenanlagen, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes.


Insgesamt beträgt das Neuinvestitionsvolumen der Contracting-Unternehmen 1,057 Mrd. €, der  Durchschnitt pro Mitgliedsunternehmen liegt bei 5,3 Mio. €. Es wurden durch Energiecontracting 12.340 Arbeitsplätze gefestigt, im Schnitt 62 pro Mitgliedsunternehmen. Auch sind 145 Arbeitsplätze entstanden, was 0,7 Arbeitsplätzen je Mitgliedsunternehmen entspricht.