Eine gemischte Bilanz für das Stromjahr 2017 zieht Agora Energiewende. Während bei erneuerbaren Energien Rekorde zu verzeichnen waren, gab es von der Denkfabrik in Punkto Energieeffizienz schlechte Noten. Im vergangenen Jahr wurde 0,8 Prozent mehr Energie verbraucht als 2016 – Strom, Diesel und Erdgas legten zu. Es werde damit nahezu unmöglich, die von der Bundesregierung im Energiekonzept 2010 beschlossenen Energieeffizienzziele für 2020 (minus 20 Prozent Primärenergie- und minus zehn Prozent Stromverbrauch gegenüber 2008) zu erreichen.
„Die Energieeffizienz-Fortschritte sind zu gering, um zusätzliche Verbräuche aus Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum auszugleichen oder sogar zu überkompensieren“, so der Direktor von Agora Energiewende, Patrick Graichen.
Der Primärenergieverbrauch Deutschlands ist 2017 zum dritten Mal in Folge gestiegen. Wie schon im Vorjahr erhöhte er sich um etwa 100 PJ (0,8 Prozent) auf insgesamt 13.525 PJ. Als Grund für die erneute Zunahme nennt der Think Tank im Wesentlichen die positive Konjunkturentwicklung, die steigende Wohnbevölkerung (plus 0,7 Prozent im Laufe des Jahres 2016) sowie zeitweise kühlere Witterungsverhältnisse Anfang 2017 im Vergleich zum Jahr 2016.
Weitere Verlagerung beim Energiemix
Bei der Zusammensetzung des Energiemix’ war das Jahr 2017 von weiteren Verlagerungen gekennzeichnet: Wahrend die Anteile von Mineralöl, Erdgas und erneuerbarer Energien anstiegen, sind bei Steinkohle und Kernenergie deutliche Rückgange zu verzeichnen. Nachdem der Stromverbrauch im Jahr 2016 im Vergleich zu 2015 fast stagniert hatte (plus 0,1 Prozent), stieg er 2017 wieder deutlich um 4,8 auf 600 Terawattstunden (plus 0,8 Prozent) an. Ebenso wie der Primarenergieverbrauch wuchs der Stromverbrauch im dritten Jahr in Folge. Der Trend des sinkenden Stromverbrauchs der Jahre 2007 bis 2014 ist damit – zumindest vorerst – gestoppt. Wie bei der Primarenergie könne insofern nur noch von einer halben Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Stromverbrauch gesprochen werden.
Erstmals mehr Strom aus Wind als aus Steinkohle und Atomkraft
Erneuerbare Energien waren im Jahr 2017 auf Rekordkurs, heißt es. 36,1 Prozent des Stroms wurden von Windkraft-, Biomasse-, Solar- und Wasserkraftanlagen geliefert. Das sind 3,8 Prozentpunkte mehr als 2016 – einen stärkeren Zuwachs gab es noch nie. Dazu hat vor allem die Windenergie beigetragen, sowohl aufgrund des weiteren Zubaus als auch infolge guter Windbedingungen 2017. Damit wurde erstmals mehr Strom aus Wind produziert als aus Steinkohle und Atomkraft. Diese fielen auf das niedrigste Niveau seit 1990.
Die Studie „Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2017“ steht auf der Internetseite www.agora-energiewende.de zum kostenfreien Download bereit. Die rund 60-seitige Publikation beschreibt in zehn Kapiteln mit zahlreichen Abbildungen die wesentlichen Trends. Sie basiert auf aktuell verfügbaren Daten aus zahlreichen öffentlichen Quellen.