Die Müllverbrennungsanlage in Hannover wird an das Fernwärmenetz des Regionalversorgers enercity angeschlossen. Wie beide Unternehmen in einer gemeinsamen Mitteilung bekanntgaben, wird der Müllverbrenner EEW die Abwärme aus seiner Anlage in der niedersächsischen Landeshauptstadt in das Fernwärmenetz von Hannover einspeisen.
Einen Wärmeliefervertrag über eine Laufzeit von 20 Jahren mit der Option auf eine zeitlich befristete Verlängerung haben die beiden Unternehmen demnach bereits am 24. November unterzeichnet. enercity und EEW wollen „mehrere Mio. €“ investieren. Eine genaue Summe war nicht zu erfahren.
MVA Hannover verfügt über Wärmeleistung von bis zu 50 MW
Der Anschluss der MVA Hannover mit einer Wärmeleistung von bis zu 50 Megawatt (MW) ans Fernwärmenetz von enercity ist zur Heizperiode 2019/20 geplant, heißt es in der Mitteilung weiter. Das macht den Bau einer vier bis fünf Kilometer lange Fernwärmeleitung notwendig. Mit dem Bau wollen EEW und enercity nach eigenen Angaben noch in diesem Jahr beginnen. Bislang ist das Genehmigungsverfahren zum Trassenverlauf allerdings noch nicht abgeschlossen. Geben die Genehmigungsbehörden grünes Licht, wachse durch das Projekt die auf Basis erneuerbarer Energien gewonnene Wärmemenge auf bis zu 300 Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a) an, heißt es.
Anschluss EEW-Anlage trägt bis zu einem Viertel zu Fernwärmeabsatz bei
In der Spitze trage die aus der thermischen Abfallverwertung gewonnene Energie damit zu einem Viertel des jährlichen Fernwärmeabsatzes von insgesamt 1.200 GWh/a bei. „Mit diesem Projekt wird die Fernwärme in Hannover deutlich umweltfreundlicher“, so die enercity-Vorstandsvorsitzende Susanna Zapreva. Dieses neue Fernwärmeprojekt sei der Startschuss für eine umfassende Wärmewende in Hannover. „Wir wollen dabei eine Vorreiterrolle einnehmen und damit auf einen möglichen Kohleausstieg Deutschlands vorbereitet sein.“ Im EUWID-Interview hatte Zapreva bereits vor einigen Wochen erklärt, dass der Schwerpunkt neben dem Anschluss der Müllverbrennungsanlage und dem Bau einer Klärschlammverbrennungsanlage auch in Richtung Erdwärme, Abwärme und Solarthermie gelegt werden solle. „Derzeit prüfen wir alle vorhandenen Möglichkeiten“, so die enercity-Chefin.
Restmüll durch Organikanteil zu rund 50 Prozent “erneuerbar”
Auch EEW-Chef Bernard Kemper zeigte sich zufrieden. „Es freut uns sehr, dass wir mit enercity eines der führenden kommunalen Energieversorgungsunternehmen in Deutschland als Partner gewonnen haben, um unseren Beitrag zur nachhaltigen, zukunftsgerechten Sicherung der Fernwärmeversorgung für die Landeshauptstadt Hannover und einen wichtigen Klimaschutzbeitrag für die Region zu leisten“, so Kemper. Die Fernwärme aus der Müllverbrennungsanlage verdränge den Einsatz von Kohlekraft und erzielt damit nach Angaben der beiden Unternehmen eine jährliche CO2-Einsparung von bis zu 45.000 Tonnen. Die Energie aus der thermischen Abfallverwertung gilt aufgrund des Organikanteils im Restmüll von etwa 50 Prozent zur Hälfte als erneuerbar. Daher dürfen Energieversorger gemäß Energieeinsparverordnung diese in Müllverbrennungsanlagen erzeugte grüne Energie verwenden, um den gesetzlich geforderten Anteil regenerativer Heizenergie von Gebäuden zu steigern.