EU-Ranking zur Energieeffizienz: Deutschland nur auf Platz 4 – hinter UK, Irland und Spanien


Insbesondere die Trends in der Energieeffizienz in Industrie und Transport hätten sich deutlich verlangsamt; hier liege Deutschland auf den hinteren Plätzen. Bei der Bewertung der Energieeffizienzpolitik könne Deutschland zwar punkten, die Maßnahmen müssten aber wie geplant umgesetzt werden und reichten derzeit noch bei Weitem nicht, um die nationalen, aber auch die europäischen Energieeffizienzziele in 2020 und 2030 zu erreichen.


Barbara Schlomann vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), das an dem Projekt maßgeblich mitwirkt, erläuterte: „Deutschland schafft es nicht aufs Siegertreppchen und steht hinter Ländern wie Irland oder UK vor allem zurück, weil die Energieeffizienzfortschritte, in der Industrie aber auch beim Verkehr und den Haushalten, deutlich nachgelassen haben.“ Das Scoreboard vergleicht Niveaus, Trends und Politiken der Energieeffizienz der EU-Länder und bündelt die Fortschritte in diesen drei Kriterien in einem Gesamtranking.


 „Vor allem im Industriesektor,“ führt Schlomann aus, „war die Entwicklung in Deutschland in den letzten 15 Jahren stärker durch Strukturverschiebungen zu weniger energieintensiven Industrien gekennzeichnet, denn durch Effizienzfortschritte im eigentlichen Sinne, wie beispielsweise der energetischen Optimierung von Industrieanlagen und Querschnittstechnologien wie Elektromotoren und deren Anwendung.“ Umso verwunderlicher sei es, dass der Industriesektor im Koalitionsvertrag keine Erwähnung findet, wo von den Einsparpotenzialen der verschiedenen Sektoren die Rede ist. Aber auch der Verkehrssektor brauche deutliche Impulse, neben den Gebäuden und Elektrogeräten.


Hohe Anzahl energetischer Sanierungen in Irland

Wie Schlomann analysiert, war das Vereinigte Königreich, neben Italien, besonders erfolgreich beim Personenverkehr mit steuerlichen Maßnahmen und Beschränkungen für den Individualverkehr beim Zugang zu Städten. Irland zeichnete sich durch eine besonders hohe Zahl von thermischen Gebäuderenovierungen aus. Natürlich zielten diese Länder auch auf andere Sektoren wie die Industrie ab. Besonders relevant für diesen Sektor sei der im Entstehen begriffene Innovationsfonds, der aus Einkünften aus dem Emissionshandel gespeist werde und besonders CO2-arme und energieeffiziente Industrieprozesse unterstützen soll.


Deneff: „Efficiency First“ sollte ein sektoren-übergreifender Handlungsgrundsatz der Energiepolitik werden

Mit Blick auf das Abschneiden Deutschlands betonte der geschäftsführende Deneff-Vorstand Christian Noll, dass die wenigen im Koalitionsvertrag beschlossenen Maßnahmen jetzt schnell umgesetzt werden und durch weitere Maßnahmen im Rahmen der angekündigten Energieeffizienzstrategie ergänzt werden müssen. Die deutschen Unternehmen stünden längst in den Startlöchern: „Die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands profitiert enorm von einer konsequenten Umsetzung der beschlossenen Energieeffizienzvorhaben. Damit wir Energieeffizienzweltmeister werden und es langfristig bleiben, muss „Efficiency First“ vom bloßen Slogan zum sektorenübergreifenden Handlungsgrundsatz der Energiepolitik werden.“ Drei Monate seien seit der Regierungsbildung vergangen, moniert Noll.


Die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung, die im Koalitionsvertrag angekündigt war, sei im Haushaltsentwurf bereits dem Rotstift zum Opfer gefallen. „Wenn das so weiter geht, droht der einstige Hoffnungsträger Deutschland zum Punktelieferant zu verkommen“, so Noll.