BSI: Vor allem IT-Probleme im Rahmen der Zertifizierung verzögern Smart Meter Rollout


Leider verzögert sich die flächendeckende Einführung von Smart Meter Systemen weiterhin. Dafür sorgten vor allem IT-Probleme im Rahmen der Zertifizierung der Smart Meter Gateways (SMGW) durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), erklärte Fritz Bollmann, Abteilungsleiter für Standardisierung im BSI, jetzt auf dem BDEW-Kongress Netze in Berlin. Das BSI könne die Zertifizierung noch in diesem Jahr nicht garantieren.


Im Bundesamt lassen derzeit neun Hersteller von Smart Meter Gateways (SMGW) ihre Geräte zertifizieren, das heißt auch auf mögliche Schwachstellen überprüfen. Globale Sicherheitslücken wie Meltdown Anfang des Jahres und CPU-Angriffsflächen werfen laut der Behörde daher den Prüfprozess immer wieder zurück. Auch die Gateways könnten durch ihre Bauteile davon betroffen sein und müssten solche Lücken dann schließen.


„Ich kann keine Garantie übernehmen, dass es noch dieses Jahr wird, aber alle Seiten arbeiten mit Hochdruck daran“, sagte Bollmann. Erst ab drei zugelassenen Geräten kann laut Gesetz der Smart Meter Rollout beginnen, um kein Monopol entstehen zu lassen. Mit der Zertifizierung des dritten Gerätes wolle das BSI auch schon eine Marktanalyse vorlegen, die im Hintergrund vorbereitet werde.


EY-Berater: Alternativtechnologien erfüllen nicht unbedingt die BSI-Sicherheitsstandards

Der mit dem Smart Meter Gateway gesetzte Standard werde gemäß dem Messstellenbetriebsgesetz weiterentwickelt, eine Roadmap mit den Leitplanken dafür sei in der Entwicklung, kündigte Bollmann an. Helmut Edelmann, Director Utilities bei Ernst & Young (EY) warnte, die Verzögerung könne dazu führen, dass interessierte Kunden auf Alternativtechnologien zurückgreifen, wie sie von der sächsischen IT-Firma Kiwigrid oder über Amazons Alexa schon angeboten werden. Diese erfüllten dann aber nicht unbedingt die hohen BSI-Sicherheitsstandards.


Der Referent für Energierecht und Netzregulierung im Bundeswirtschaftsministerium, Alexander Kleemann, kündigte an, dass die Standardisierung in einzelne Segmente aufgeteilt werde, wie Elektromobilität oder Submetering, damit sie leichter an reale Bedingungen und Anforderungen angepasst werden könne und jeweils nur von den Betroffenen zu erfüllen sein werde.


E.ON wollte schon im April starten

Ursprünglich wollte der Essener Energiekonzern E.ON am 16. April dieses Jahres mit dem Rollout beginnen, fühlt sich nun aber ausgebremst. Paul Vincent Abs, Geschäftsführer von E.ON Metering, will die Dienstleistung des Rollouts und Messstellenbetriebs auch für Stadtwerke anbieten und hat dafür schon die Übernahme der Grundzuständigkeit in vier Regionen vereinbart. „Wir sind bereit und es wird auch unsere eigenen Unternehmensprozesse stark umwälzen in Abrechnung, Kundenkontakt und Steuerung“, kündigte er an.


Es gelte Mehrwerte aus dem reinen Messen der Verbräuche oder Erzeugung entwickeln. E.ON wolle nicht nur die gesetzlich vorgeschriebenen größeren Verbraucher über 6000 Kilowattstunden (kWh) ausstatten, weil sich erst in der Masse die Gateway-Administration lohne. Wenn der Startschuss endlich komme, müsse E.ON 300.000 Moderne Messeinrichtungen (MME) installieren und befürchtet daher Knappheiten auf Geräte und der Monteurseite.


Zusatznutzen vor allem in der Wohnungswirtschaft

Zusatznutzen werde es vor allem in der Wohnungswirtschaft geben, wo die Automatisierung der Abrechnung hohe Mehrwerte verspräche, sagte Abs. Wichtigster Zusatznutzen des Smart Meter Rollouts aber werde die intelligente und sichere Steuerung der ans Netz angeschlossenen Geräte und Anlagen sein, wofür die höchstmögliche Sicherheit geboten sei, schloss Bollmann. (MBI)