EVU-Digitalisierungsbarometer: Handlungsbedarf bei Kundenzentrierung, Big Data Analytics und Prozessautomatisierung


Jedes dritte Energieversorgungsunternehmen verfügt über eine Digitalisierungsstrategie und macht mit digitalen Produkten Umsatz. Weitere 53 Prozent planen oder erarbeiten derzeit eine Digitalisierungsstrategie. Davon analysieren 84 Prozent der Teilnehmer Digitalisierungstrends und 44 Prozent suchen nach passenden Partnern. Bei nur 13 Prozent der EVU ist keine Digitalstrategie vorhanden und auch nicht in Planung. Das geht aus dem gemeinsam entwickelten Digitalcheck von BDEW, A.T. Kearney und IMP³rove hervor, an dem über 60 EVU aller Wertschöpfungsstufen und Größenklassen teilgenommen haben.


Einige Unternehmen erklären, keine dedizierte Strategie für Digitalisierung zu haben, sondern sie als Säule in der Unternehmensstrategie zu verankern und so eine bessere Verzahnung der Digitalisierung mit sonstigen Themen erreichen zu können. In den Bereichen Datenanalyse und deren Nutzung für Kundenservices bleibt jedoch großes Potential bisher ungenutzt, heißt es in dem Digitalisierungsbarometer.


Auch EVU ohne Digitalisierungsstrategie erzielen Umsatz mit digitalen Produkten

Auch die Unternehmen, die noch keine Digitalisierungsstrategie haben, erzielen bereits Umsatz mit rein digitalen beziehungsweise mit digital-gestützten Produkten, allerdings bedeutend weniger häufig als die Unternehmen mit vorhandener Digitalstrategie. So erzielen nur 69 Prozent der Unternehmen, deren Digitalisierungsstrategie noch in Arbeit ist, Umsatz mit rein digitalen Produkten und Services, während es 93 Prozent der Unternehmen sind, die bereits eine Digitalisierungsstrategie haben.


Von den Unternehmen ganz ohne Digitalisierungsstrategie machen nur 29 Prozent Umsatz mit rein digitalen Produkten. Die Unternehmen ohne dedizierte Digitalisierungsstrategie machen auch Fortschritte im Digitalisierungsprozess, vor allem in den Bereichen IT und Plattformen.


Erfolg des digitalen Wandels hängt nicht von der Unternehmensgröße ab

Der Erfolg des digitalen Wandels hängt nicht von der Unternehmensgröße ab, berichtet der Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Stefan Kapferer, über die vorliegenden Beobachtungen und Daten. Auch kleinere Unternehmen könnten – mit entsprechendem Fokus auf die eigene Digitalisierung und entsprechende Initiativen – bereits interessante Fortschritte aufweisen.

Es werde auch deutlich, dass vor allem in den Bereichen Kundenfokussierung und Datenanalyse die Handlungsnotwendigkeit in den Unternehmen erkannt wurde, die angestoßenen Projekte derzeit aber noch Anlaufschwierigkeiten haben. Das sei wichtig, denn der Digitalisierungsdruck durch Kunden und Marktteilnehmer werde weiter zunehmen, so Kapferer. Die besten Werte haben die befragten Energieversorger bei IT-Sicherheit und Marktkommunikation vorzuweisen. Der größte Handlungsbedarf liegt aktuell bei Big Data Analytics, Kundenzentrierung und Prozessautomatisierung.


EVU rechnen mit einem deutlichen Wachstum bei digitalen Produkten

„Das aktuelle Geschäftspotential mit digitalen Services und Produkten ist aus Sicht der Studienteilnehmer allerdings noch sehr überschaubar“, kommentiert Martin Ruppert, Geschäftsführer der IMP³rove Academy. Bei einem Viertel der an der Analyse teilnehmenden EVU sei der Anteil digitaler Produkte noch sehr gering im Verhältnis zum Gesamtumsatz. Die Energieversorger rechnen jedoch mit einem deutlichen Wachstum bei digitalen Produkten: Am stärksten beim Messstellenbetrieb, bei virtuellen Kraftwerken und „Apps“ für Energiedienstleistungen.

„Die Energieversorger müssen die Digitalisierung als dauerhafte Transformationsaufgabe verstehen, damit sie sich mit koordinierten Pilotprojekten, Kompetenzaufbau und Kulturwandel zu einem Selbstläufer in den Unternehmen entwickelt“, empfiehlt Horst Dringenberg, Partner bei A.T. Kearney.


Digitale Self-Service-Portale und E-Mobility Services sind am meist verbreitete Produkte

Aktuell sind die meistverbreiteten Produkte bei EVU (mit je 63 Prozent) digitale Self-Service-Portale und E-Mobility Services. Auch für 2020 werden Self-Service-Portale auf dem ersten Rang für digitale Angebote gesehen. Die zurzeit am wenigsten verbreiteten Produkte wie wettbewerblicher Messstellenbetrieb, virtuelle Kraftwerke, Apps für Energiedienstleistungen und Smart-Home-Produkte werden aus Sicht der Teilnehmer wahrscheinlich das höchste Wachstum in der Abdeckung durch EVU bis 2020 von durchschnittlich 70 bis 100 Prozent erzielen (Verdopplung des Anteils der EVU, die diese Produkte abdecken).


Hierbei muss beachtet werden, dass nicht alle teilnehmenden EVU immer die volle Wertschöpfungstiefe abdecken. So verfügen reine Verteilnetzbetreiber nicht über die gleichen Möglichkeiten zur Kundeninteraktion wie beispielsweise integrierte Stadtwerkeunternehmen.


Viele EVU binden aktiv Partner ein

Positiv bewerten BDEW, A.T. Kearney und IMP³rove den starken Fokus der Managementkapazität auf die Digitalisierung. Fast jedes EVU beschäftigt sich mehr oder weniger intensiv mit dem Thema – aus unterschiedlichen Gründen. Fast die Hälfte der Unternehmen hat das Thema „Digitalisierung“ zentral auf der ersten Führungsebene verankert – einen dedizierten Chief Digital Officer (CDO) haben nur fünf Prozent.


Das aktuelle und perspektivische Geschäftspotential ist aus Sicht der Studienteilnehmer noch ausbaubar. Bei einem Viertel der teilnehmenden Energieversorger liegt der Anteil digitaler Produkte am Umsatz derzeit noch bei null Prozent. Bei weiteren 36 Prozent liegt der Anteil digitaler Produkte am Umsatz aktuell bei weniger als einem Prozent. Auch binden viele EVU aktiv Partner ein – die ganze Breite an Kooperationsmöglichkeiten, zum Beispiel mit Start-ups, wird der dem Digitalisierungsbaromer zufolge aber kaum genutzt.


Es ist geplant, den Digitalisierungsmonitor nochmals durchzuführen. Für die nächste, im Mai 2018 beginnende Runde von „Digital@EVU“ können sich Interessierte unter der Mail-Adresse digitalevu@bdew.de bereits jetzt anmelden, um von einem persönlichen und ausführlichen Feedback zu Ihrem Digitalisierungsgrad zu profitieren.