Energieeffizienz-Dienstleistungen: Deutscher Markt bereits stark ausdifferenziert


Das zeigt eine Erhebung, die jetzt im Zuge des Forschungsprojekts QualitEE durchgeführt wurde. Zwar glichen sich die europäischen Märkte bei vielen Parametern, von Land zu Land ermittelten die Forscher zugleich signifikante Unterschiede.


Die Differenzierung des deutschen Marktes liege vor allem daran, dass sich verschiedene Regierungen seit den 90er Jahren intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hätten, berichtet die Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (ASEW), die im Rahmen von QualitEE für den Länderbericht zum deutschen EEDL-Markt verantwortlich zeichnet. In Deutschland falle es Projektträgern relativ einfach, eine ausreichende Finanzierung für die Projekte zu erhalten. In anderen Ländern ist die Finanzierung oft das größte Hindernis.


Deutlich anders stellt sich indes die Marktentwicklung an sich dar: Während 60 Prozent der EEDL-Anbieter in Deutschland 2017/2018 ein leichtes Wachstum bei Abschlüssen feststellten, registrierte die Masse der anderen Länder allenfalls stagnierende Auftragseingänge. Jedoch bewerten Anbieter aus anderen Ländern den EEDL-Markt insgesamt als wachsend, während die deutschen Anbieter hier überwiegend von Stagnation sprechen.


Marktentwicklung bleibt nach wie vor verhalten


„Das zeigt deutlich, dass die Grundlagen für erfolgreiche Energieeffizienz-Dienstleistungen in Deutschland vorhanden sind“, sagt Stefan Schulze-Sturm, Leiter Forschungsprojekte bei der ASEW. Die Marktentwicklung bleibe indes nach wie vor „eher verhalten“, das Wachstum müsse deutlich beschleunigt werden, um Potenziale für signifikante Beiträge zum Klimaschutz und zum Energieeffizienz-Ziel zu heben.


Als Hürden für eine dynamische Marktentwicklung haben die EEDL-Anbieter in Deutschland eine geringe Kundennachfrage, Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Politik sowie in Bezug auf Förderung ausgemacht. Auch mangelnde Unterstützung durch die deutsche Regierung und nicht zuletzt auch ein genereller Mangel an Vertrauen in die EEDL-Anbieter seien Hemmnisse für die Marktentwicklung.


Insbesondere das mangelnde Vertrauen in die Anbieter sei eine deutliche Hürde. „Ohne das grundlegende Vertrauen wird der EEDL-Markt in Deutschland nie durchstarten“, sagt Schulze-Sturm. Auch deshalb lege QualitEE den Fokus auf die Standardisierung von Qualitätskriterien für EEDL sowie die Institutionalisierung des Qualitätssicherungsprozesses.


Den von den Anbietern benannten Hürden stehen jedoch auch Faktoren gegenüber, die den Markt im betrachteten Zeitraum vorangebracht haben. Dies sind sinkende Budgets im öffentlichen Sektor, garantierte Energieeinsparungen in realisierten EEDL, steigende Energiepreise sowie anziehende Fördersummen für die Projektrealisierung. Während die Budgets vermutlich weiterhin unter Druck bleiben werden, seien vor allem die Stellschrauben „Energiebeschaffungskosten“ und „Höhe der Projektförderung“ variable Unbekannte. Gerade die Beschaffungskosten wiesen große Spannbreiten auf. Demgegenüber sind die Fördersummen laut ASEW zumindest in einem mittelfristigen Zeitraum „recht sicher kalkulierbar“.


Energiesparcontracting: Deutsche Anbieter tun sich oft noch schwer


Da die meisten Indikatoren hinsichtlich der Energiepreisentwicklung jedoch nach oben zeigen, könne vor allem der begünstigende Faktor „garantierte Energieeinsparung“ punkten: Je höher die Energiepreise, desto höher der Wert der durch EEDL eingesparten Energie. Hier täten sich die Anbieter in Deutschland oft noch schwer, den Kunden Energieeinsparungen („Energiesparcontracting“) vertraglich zu garantieren.


Der EEDL-Markt in den beteiligten Ländern ist so breit aufgestellt, dass hierüber bei einer erheblichen Ausweitung entsprechender Leistungen ein ernstzunehmender Beitrag sowohl für Klimaschutzziele, wie auch für eine Steigerung der Energieeffizienz geleistet werden kann, fasst die ASEW die Potenziale eines dynamischeren Marktes zusammen. Noch stehen dem jedoch Hürden gegenüber, „deren Abbau mehr als sinnvoll ist, um einem immer noch im Schlummer befindlichen Markt wichtige Wecksignale zu geben“.