Eine Stadt gilt als smart, wenn sie ein datengetriebenes Konzept zur Digitalen Daseinsvorsorge entwickelt hat und intelligente Software-Programme mit einer neuen Hardware-Infrastruktur verknüpft. Die Studie berücksichtigt die 7 Anwendungsbereiche Energy & Environment, Mobility, Home, Building & Security, Health, Government, Education und Infrastructure.
Es gibt laut Haselhorst Associates trotz der „Digitalen Agenda für Deutschland“ von 2014 heute noch keine deutsche Stadt, die im internationalen Vergleich einen Vorbildcharakter für die urbane Digitalisierung der Zukunft hätte.
Während die ersten 10 Ränge von Großstädten dominiert werden, bilden die kleineren Kommunen das Schlusslicht. Hamburg (38 Prozent), Köln (37 Prozent) und München (32 Prozent) führen das Ranking an, die Kommunen Bietigheim-Bissingen, Herrenberg und Stralsund stehen am Ende (je ein Prozent). Mit Darmstadt und Wolfsburg sind nur zwei Mittelstädte unter den besten Zehn vertreten, die übrigen acht sind Millionenstädte. Das Thema Smart City wird besonders in den kleineren Kommunen massiv unterschätzt, heißt es. Es sei dort noch nicht angekommen, dass Anforderungen der Energiewende oder Verkehrsprobleme bereits heute digital gelöst werden können.
Darmstadt führend bei „Smart Energy & Environment“
Trotz des kritischen Gesamt-Rankings der Klein- und Mittelstädte liefern hingegen die Auswertungen der Einzelkategorien laut Haselhorst Associates mitunter erstaunliche Ergebnisse: Mit einer Gesamtquote von 100 Prozent siegt beispielsweise Norderstedt in der Sparte „Digital Infrastructure“. Daneben führt Duisburg in der Kategorie „Smart Education“, Darmstadt bei „Smart Health“ und „Smart Energy & Environment“, Dortmund bei „Smart Home, Building & Security“. Sieger im Bereich „Smart Mobility“ ist Wolfsburg.
Ob klein, mittel oder groß – profitieren könnten letztlich alle Städte von den neuen Technologien. Angefangen bei digitalen Mobilitätskonzepten wie etwa Car-Sharing bis hin zu E-Learning-Plattformen in den Schulen böten smarte Konzepte viele Möglichkeiten, um die Standortattraktivität einer Kommune zu steigern. Es sei an der Zeit, dass die deutschen Städte die Chancen der Digitalisierung für sich nutzen. Bisher habe keine Kommune hierzulande einen internationalen Vorbildcharakter.
Marktpotenzial von rund 474 Mrd. € in den nächsten 10 Jahren allein in Deutschland
Für die Wirtschaft sei der Markt hoch attraktiv. Die Unternehmensberatung prognostiziert für die nächsten 10 Jahre ein Marktpotenzial von rund 474 Mrd. € allein in Deutschland. Das jährliche Investitionsvolumen soll bei etwa 25 Mrd. € liegen – mit jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich etwa 10 Prozent. Der Smart-City-Markt biete ein erhebliches Potenzial für Städte zur Steigerung ihrer Standortattraktivität – und für kommunale Unternehmen zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Stadtwerke können zum Beispiel als Treiber einer Smart-City-Entwicklung im Rahmen der „Digitalen Daseinsvorsorge“ neue Geschäftsmodelle für sich entwickeln.
Allerdings müsse das Marktpotenzial relativiert werden, denn es handele sich nicht nur um zusätzliche, sondern zu großen Teilen um Ersatzinvestitionen, das sei eine Herausforderung für Städte und die Industrie. Während die Städte jede anstehende Investition vor dem Hintergrund der Digitalisierungsfähigkeit überprüfen müssten, sollten Unternehmen ihre bisher etablierten Produkte und Lösungen „intelligent“ machen.
Andernfalls werden Sie als reiner Hardware-Lieferanten immer stärker dem Preiswettbewerb ausgesetzt sein, heißt es. Wie in anderen Bereichen der digitalen Wirtschaft auch würden sich die „smarten“ Produkte schnell im Wettbewerb durchsetzen.