Die EU fördert das fünfjährige internationale Projekt bis 2022 mit etwa 4,5 Mio. €. Dresden und seine Projektpartner aus Wirtschaft und Wissenschaft tauschten sich regelmäßig mit Vertretern in Antalya (Türkei) und Valencia (Spanien) aus: Von den Erfahrungen der anderen sogenannten Leuchtturm-Städte, die ebenfalls intelligente Energiesysteme einsetzen, profitierten alle Beteiligten, hob die Stadtverwaltung hervor.
Auch Leipzig will gemeinsam mit Partnerstädten in Europa smart, d.h. klug und digital, werden und hat sich für ein entsprechendes EU-Projekt beworben. Beate Ginzel, amtierende Leiterin des Referats Digitale Stadt der Stadt Leipzig, rechnet bis zum Sommer mit einer Entscheidung von Seiten der EU. Knapp sieben Mio. € könnten dann in ein Modellprojekt für ein intelligentes Energiesystem in Leipzig fließen. „Wir benötigen noch mehr dezentrale Energiequellen wie beispielsweise zusätzliche Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern in der Stadt“, erklärte Ginzel. Die Pläne lägen bereit, mit der EU-Förderung könnten sie umgesetzt werden.
Versorgung mit Wärme und Strom schrittweise für ganz Leipzig dezentralisieren
„Das Stadtwerk wird Betreiber eines Schwarmkraftwerks mit dezentralen Energiequellen und Speichermöglichkeiten“, erklärte Ginzel. Durch digitale Vernetzung könne man herausfinden, wo überschüssige Energie liegt und wo diese gebraucht wird. Nach dem fünfjährigen Pilotprojekt könne laut Ginzel die Versorgung mit Wärme und Strom, gerade mit Blick auf den Braunkohleausstieg, schrittweise für ganz Leipzig dezentralisiert werden.
„Puzzlestrategie“, nennt das Daniela Thrän, die Leiterin des Departments Bioenergie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Ihrer Meinung nach ist grundsätzlich jede Stadt dafür prädestiniert, eine „Smart City“ zu werden. Theoretisch sei eine komplette Umstellung auf erneuerbare Energien für Strom, Wärme und Verkehr bis 2050 möglich, schätzt sie.
Bestehende Infrastruktur sinnvoll weiterentwickeln
Dafür sei es wichtig, nicht nur den Anteil erneuerbarer Energien schnell zu steigern, sondern auch die bestehende Infrastruktur sinnvoll weiterzuentwickeln, sagte die Expertin. Fernwärmeleitungen könnten etwa auch für die Verteilung von Wärme, die aus Sonnenenergie gewonnen wurde, genutzt werden. Entscheidend für den Erfolg sei, Bewohner für das neue Energiekonzept zu begeistern. Neue Verkehrssysteme mit öffentlichem Nahverkehr, Carsharing und Lastenrädern müssten attraktiv statt kompliziert sein.
Kleinerer und damit energieeffizienterer Wohnraum könne etwa durch geteilte Gästewohnungen kompensiert werden. Thrän sprach sich zudem für einen CO2-Preis aus, um finanzielle Anreize für erneuerbare Energien und die Weiterentwicklung der Infrastruktur zu schaffen. (dpa)