Sind solare Wärmenetze für die Wärmewende noch ein unterschätztes Instrument?


Solnet 4.0 ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördertes Vorhaben zur Marktbereitung für solarthermisch unterstützte Fern- und Nahwärmenetze mit dem Steinbeis Forschungsinstitut Solites, dem Fernwärmeverband AGFW, dem Hamburg Institut sowie dem Herausgeber der Zeitschrift Energiekommune als Projektpartner.


Wie die Projektpartner in dem Infoblatt „Solare Wärmenetze in der Wohnungswirtschaft“ berichten, hat die Energiewende im Wärmebereich noch deutlichen Nachholbedarf –  mit einem erheblichen Potenzial. Demnach bieten Wärmenetze eine gut geeignete Infrastruktur für den Ausbau grüner Wärme, insbesondere in dicht bebauten Gebieten, wo die Umstellung auf Erneuerbare bei Gebäuden schnell an ihre Grenzen stoße. Es könnten hohe solare Deckungsgrade erreicht werden, zudem sei die Versorgung über zentrale Wärmenetze deutlich kostengünstiger im Vergleich zu dezentralen Anlagen.


Wärmenetze werden noch nicht in größerem Umfang für Einbindung der Solarthermie genutzt

Doch auch wenn bereits viele Wärmenetze – unter anderem seitens der Wohnungswirtschaft – vorhanden sind, werden diese noch nicht in größerem Umfang für die Einbindung der Solarthermie genutzt, heißt es.


Gleichwohl seien in den letzten zwei Jahrzehnten zahlreiche solarthermische Anlagen in Betrieb gegangen, die bis heute ihre Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit unter Beweis stellen. sie basieren auf unterschiedlichen technologischen Konzepten, etwa der Kombination mit Speichern wie Aquiferspeicher oder der Nutzung des Fernwärmenetzes als Saisonalspeicher, wie auch verschiedenen Finanzierungs- und Vergütungsmodellen.


Einige Beispiele stellt Solnet 4.0 in seinem kürzlich erschienenen Infoblatt vor, wie beispielsweise ein Solarwärme-Contractingprojekt am Berliner Ring in Graz, die erste in Deutschland realisierte Solarthermie-Anlage mit Aquifer-Wärmespeicher in Rostock sowie das Projekt „Wohnen am Campus“ in Berlin-Adlershof.


Was fehlt noch zur Umsetzung innovativer Technologien und neuer Geschäftsmodelle?

Die Leiterin Energie und Technik beim Bundesverband Deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), Ingrid Vogler, betont in dem Papier die Bedeutung der Wärmewende für die Wohnungswirtschaft: „Entscheidend bei der Weiterentwicklung ihrer Bestände und energetischen Sanierungen sind neben dem Faktor „grüne Wärme“ dabei immer auch die Kosten pro gelieferte kWh. Wie lässt sich beides bestmöglich verbinden? Hier besteht großes Interesse, vor allem an konkreten Praxisergebnissen.“ Das betreffe auch das Thema solare Wärmenetze, für das Vogler grundsätzlich viel Potenzial sieht und sich mehr branchenweite Aufmerksamkeit durch eine stärkere Kommunikation von Erfolgsbeispielen wünscht.


Dass die thermischen Solaranlagen in wohnungswirtschaftlichen Wärmenetzen bisher noch nicht „in Fahrt gekommen“ sind, ist aus Sicht von Vogler weniger eine technologische als vor allem eine praktische Frage. So sei eine Voraussetzung die Verfügbarkeit passender Frei- oder Dachflächen. Auch werde Wärme derzeit nicht nach ihren Treibhausgasemissionen, sondern nach dem Primärenergiefaktor bewertet. Bei Netzen mit KWK mit hoher Stromauskopplung sei daher der Anreiz gering, thermische Solaranlagen einzubinden.


Zurückhaltung aufgrund von mangelndem Vertrauen und Flächenrestriktionen

Vielleicht fehlt auch, so Vogler, die Überzeugung darüber, dass die Anlagen ausgereift sind und einfach und zuverlässig das liefern, was geplant ist. Mangelndes Vertrauen, Flächenrestriktionen und niedrige Primärenergiefaktoren führten dann zu einer Zurückhaltung, solche Projekte anzugehen. Zudem macheder derzeitige Boom der PV es den solarthermischen Anlagen schwer, hier bestehe quasi eine Flächenkonkurrenz, meint sie: „Wer aktuell an Dächer denkt, der denkt schnell in Richtung Photovoltaik“.