Für Anfang Oktober steht, nachdem bereits Ende 2018 der „SignCubes“ von Power Plus Communications (PPC)/OpenLimit zertifiziert wurde und sich seither nichts mehr getan hat, eine weitere Zertifizierung an, eventuell noch vor dem für den 9. und 10. Oktober in Fulda geplanten Branchentreffen „Metering Days“. Nach weiteren Informationen der MBI-Publikation Energy Daily hatte dies ein BSI-Vertreter bei einem Treffen im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) kürzlich mitgeteilt. Für den Rollout sind jedoch drei unabhängig voneinander vom BSI zertifizierte Geräte notwendig.
Der Anbieter digitaler Systeme EMH Metering rechnet mit der BSI-Zertifizierung im Herbst. „Wir haben ein positives Signal vom BSI erhalten, dass wir uns auf der Zielgeraden befinden“, erklärte EMH-Geschäftsführer Peter Heuell. Auch das Hamburger Unternehmen Sagemcom Dr. Neuhaus erwartet die Zertifizierung im Oktober. Zumindest sieht man sich „ganz oben auf der Liste“, sagte eine Unternehmenssprecherin. Unter den Favoriten ist auch Theben, ein führender internationaler Anbieter von Zeit-, Licht- und Klimasteuerung. „Wir warten auf eine baldige Zertifizierung“, sagte eine Unternehmenssprecherin.
Das BSI erklärte bei dem Branchentreffen im Wirtschaftsministerium jedoch, dass die Zertifizierung nur erfolgt, wenn nicht doch noch schwerwiegende Komplikationen dem entgegenstehen. Das BSI habe weiterhin Sicherheitsbedenken beim laufenden Zertifizierungsverfahren. Von anderer Stelle hat MBI Energy Daily vernommen, dass die dritte Zertifizierung und damit der Rollout erst ab 2020 erfolgen soll.
Die schweizerische Landis + Gyr arbeitet bereits an der zweiten Generation ihres SMGW, das mehr Funktionen bietet. Daher werde die Zertifizierung nicht mehr so aktiv vorangetrieben, erklärte ein Sprecher. Das Unternehmen entwickelt nach eigenen Angaben andere Marktkonzepte, um die Wirtschaftlichkeit der intelligenten Messsysteme zu gewährleisten. Smart Meter seien nicht immer ein lohnendes Geschäft, weil die Finanzierbarkeit schwierig sei, so der Sprecher.
Das Aachener Unternehmen Discovergy hat es ebenfalls nicht mehr so eilig. „Ich bin bei dem Thema inzwischen völlig entspannt“, erklärte Geschäftsführer Nikolaus Starzacher. Dem einstigen Wettbewerbsdruck und dem Rennen um die Zertifizierung setze er sich nicht mehr aus. „Es entgeht einem im Moment nicht wirklich ein Geschäft“, führte Starzacher aus. Er sei jedoch froh, wenn endlich Bewegung in den Markt kommt, auch wenn Discovergy mit einem „Go“ vom BSI nicht mehr in diesem Jahr rechnet. Starzacher ist davon überzeugt, dass mit der Markterklärung das Geschäft für SMGW erst langsam ins Rollen kommt, und wenn es richtig losgeht auch Discovergy die Zertifizierung erhält.
Der Hersteller Kiwigrid schließt nach Angaben eines Unternehmenssprecher die Zertifizierung in diesem Jahr ebenfalls aus. Das Dresdner Start-up ging für Entwicklung und Vertrieb eines mehrwertdienstfähigen SMGW mit der Devolo AG eine strategische Partnerschaft ein. Keinerlei Aussagen zu dem Zertifizierungsprozess macht die EFR aus München.
Bitkom warnt vor Überregulierung
Der Digitalverband Bitkom erwartet zwar, dass der Einbau der intelligenten Messsysteme in den kommenden Monaten in großem Umfang startet, warnt aber gleichzeitig vor einer Überregulierung. „Wir brauchen verbindliche Standards und eine maximale Sicherheit, aber gleichzeitig müssen wir jetzt rasch die volle Funktionsvielfalt der Smart Meter ermöglichen“, sagte Bitkom-Energieexperte Robert Spanheimer.
Das BSI wollte sich aus Gründen der Vertraulichkeit gegenüber der MBI-Publikation nicht zum Sachstand des Zertifizierungsverfahrens äußern. „Wir sind zuversichtlich, dass die Anforderungen erfolgreich umgesetzt werden können und der verpflichtende Rollout zeitnah starten wird“, sagte eine BSI-Sprecherin. Die Verzögerungen im Zertifizierungsprozess seien u.a. auch auf die Prüfung von Vorgaben zum Datenschutz und zur IT-Sicherheit zurückzuführen. „Dabei kann es, auch wiederholt, zu erforderlichen Nachbesserungen an den Produkten oder der Gerätedokumentation durch die Hersteller kommen. Dies hat dann wiederum Auswirkungen auf den zeitlichen Abschluss“, so die Sprecherin weiter. Der Fortschritt des Verfahrens liege nicht ausschließlich in der Hand des BSI, sondern sei auch von den Herstellern abhängig.
PPC hat bereits zertifizierte Geräte ausgeliefert
Während acht Hersteller noch an den letzten Feinheiten ihrer Gateways feilen, hat PPC bereits die ersten zertifizierten Geräte im mittleren fünfstelligen Bereich ausgeliefert. Mit über 16.000 zertifizierten Geräten ging der größte Teil an E.ON, die einige davon auf freiwilliger Basis bereits eingebaut habe. „Von den Top 20 Energieversorgern liegen Bestellungen für zertifizierte Gateways vor“, sagte eine Unternehmenssprecherin. „Unsere Einschätzung ist, dass im Herbst ein weiterer Hersteller und dann zeitnah zwei weitere Hersteller zertifiziert werden, so dass die Markterklärung vom BSI Ende des Jahres erfolgt“, prognostizierte sie.
MBI Energy Daily erfuhr aus Branchenkreisen auch, dass das Bundeswirtschaftsministerium bei einer Sitzung der Arbeitsgemeinschaft „Intelligente Netze und Zähler“ Anfang September eine Neuaufstellung für die Digitalisierung der Energiewende vorgestellt hat. Dazu gehört eine „Geschäftsstelle & Ausschuss Gateway-Standardisierung“, die technische Standards empfiehlt und in der Task Forces für Mobility, Smart Grid und Sub-Metering angesiedelt sind, die im November an den Start geht.