AG Energiebilanzen: Erneuerbare Energien gewinnen im Energiemix weiter an Bedeutung


Biomasse, Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Geothermie und der biogene Anteil des Abfalls deckten demnach insgesamt 14,8 Prozent des gesamten inländischen Energieverbrauchs. Wichtigster Energieträger blieb in der Gesamtbilanz das Mineralöl mit einem Anteil von 35,3 Prozent, gefolgt von Erdgas mit 24,9 Prozent. Auf die Steinkohle entfiel ein Anteil von 8,8 Prozent und auf die Braunkohle 9,1 Prozent. Der Beitrag der Kernenergie lag bei 6,4 Prozent.


Bei der Bewertung von Wind- und Solarstrom oder Strom aus der Kernenergie wird in Deutschland – in Einklang mit internationalen Statistiken – hinsichtlich des Primärenergieverbrauchs die Wirkungsgradmethode verwendet. Bei der Kernenergie wird ein Wirkungsgrad von 33 Prozent angenommen, bei den Erneuerbaren wie Wind, Solar und Wasserkraft liegt er bei 100 Prozent – hier fließt nur die elektrische Energie in den Primärenergieverbrauch ein.


Wirkungsgradmethode: Beitrag erneuerbarer Energien fällt vergleichsweise gering aus


Damit kommt die Kernenergie bei gleicher Stromproduktion auf einen höheren Anteil am Primärenergiebedarf. Die erneuerbaren Energien sind damit in den entsprechenden Berechnungen zum Primärenergieverbrauch unterrepräsentiert. Bei einer alternativen Methodik, der Substitutionsmethode, wird errechnet, welche Energie konventioneller Energieträger benötigt würde, um eine äquivalente Stromerzeugung der regenerativen Energien freizusetzen. Hier liegt der Beitrag der erneuerbaren Energien deutlich höher.


Der nach Wirkungsgradmethode von der AG Energiebilanzen ermittelte Energieverbrauch in Deutschland ist demnach 2019 auf 12.832 Petajoule (PJ) oder 437,8 Mio. Tonnen Steinkohleneinheiten (SKE) zurückgegangen und lag damit um 2,1 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Für den Verbrauchsrückgang sorgten „weitere Verbesserungen bei der Energieeffizienz, Verschiebungen im Energiemix sowie ein konjunkturell bedingter Rückgang des Energieverbrauchs in der Industrie“, heißt es. Verbrauchssteigernd wirkten die etwas kühlere Witterung sowie die Zunahme der Bevölkerung. „Die verbrauchssenkenden Faktoren wirkten sich jedoch deutlich stärker aus als die verbrauchssteigernden.“ Bereinigt um den Einfluss der Witterung sowie Lagerbestandsveränderungen wäre der Energieverbrauch nach Berechnungen der AG Energiebilanzen sogar um 2,4 Prozent gesunken.


Gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität hat sich weiter verbessert


Die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität hat sich 2019 nach Berechnungen der AG Energiebilanzen um 2,7 Prozent (temperaturbereinigt: 3,1 Prozent) verbessert. Diese Kenngröße für den effizienten Umgang mit Energie berechnet sich aus dem Energieaufwand je Einheit Wirtschaftsleistung. Der langjährige Durchschnittswert dieser Kenngröße liegt bei 2,2 Prozent. Insgesamt hat sich damit, so das Fazit der AG Energiebilanzen, die Entkopplung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Energieverbrauch verstärkt fortgesetzt.


Die Verbrauchsentwicklung sowie strukturelle Veränderungen beim Energiemix hatten zur Folge, dass sich die energiebedingten CO2-Emissionen in Deutschland 2019 um reichlich 50 Mio. Tonnen verminderten. Das entspricht einem Rückgang um gut 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.


Einbruch bei Stein- und Braunkohle


Der Verbrauch von Mineralöl erhöhte sich 2019 in Deutschland insgesamt um 2,0 Prozent auf 4.530 PJ (154,6 Mio. Tonnen SKE). Der Verbrauch von Dieselkraftstoff nahm um 1,5 Prozent zu, bei den Ottokraftstoffen gab es ein Plus von 0,7 Prozent. Der Bedarf an Flugkraftstoffen erhöhte sich um 0,9 Prozent. Mit einem Zuwachs von 15,5 Prozent entwickelte sich der Absatz von leichtem Heizöl besonders positiv. Hinter dieser Entwicklung stehen der AG Energiebilanzen zufolge allerdings „eher die Aufstockung der Vorräte bei den Verbrauchern als ein echter Verbrauchszuwachs“.


Der Erdgasverbrauch erreichte 2019 eine Höhe von 3.191 PJ (108,9 Mio. Tonnen SKE) und lag damit um 3,3 Prozent über dem Vorjahr. Einfluss auf diese Entwicklung hatten der gestiegene Einsatz von Erdgas zur Strom- und Wärmeerzeugung in den Kraftwerken und Blockheizkraftwerken (BHKW) der Stromversorger. Auch die Witterung im ersten Halbjahr 2019, die zeitweise deutlich kühler als im Vorjahreszeitraum war, ließ den Absatz vor allem an die privaten Haushalte sowie an den Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen steigen, heißt es weiter. Ein stetiger Zubau an erdgasbeheizten Wohnungen verstärkte den Verbrauchszuwachs. Andererseits führte die konjunkturelle Abkühlung zu einem Rückgang der industriellen Nachfrage nach Erdgas.


Steinkohle zunehmend aus der Stromproduktion verdrängt


Der Verbrauch an Steinkohle war erneut durch einen kräftigen Rückgang geprägt. Der Verbrauch sank gegenüber 2018 um knapp 21 Prozent auf 1.134 PJ (38,7 Mio. Tonnen SKE). „Der nunmehr über sechs Jahre stetig verlaufende Abwärtstrend ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass einerseits Steinkohlekraftwerkskapazitäten aus dem Markt genommen und andererseits regenerative Energien im Stromsektor massiv ausgebaut wurden“, schreibt die AG Energiebilanzen. Hinzu kamen der deutlich höhere Preis für CO2-Emissionszertifikate sowie niedrige Erdgaspreise. Im Rahmen dieser Entwicklungen wurde Steinkohle zunehmend in der Stromerzeugung verdrängt.


Der Verbrauch von Braunkohle erreichte 2019 eine Höhe von 1.167 PJ (39,8 Mio. Tonnen SKE). Der Verbrauch sank damit zum siebten Mal in Folge. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr lag bei 20 Prozent. Infolge der Sicherheitsbereitschaft weiterer Kraftwerksblöcke, der Minderförderung im Tagebau Hambach, einer gegenüber dem Vorjahr höheren Zahl von Kraftwerksrevisionen sowie durch die Zunahme der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gingen die Lieferungen an die Braunkohlekraftwerke deutlich zurück. Mit einer Förderung von insgesamt 131,3 Mio. Tonnen zähle die Braunkohle gleichwohl weiterhin zu den wichtigsten heimischen Energieträgern.


Verbrauch erneuerbarer Energieträger im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent gestiegen


Bei der Kernenergie kam es zu einem leichten Minus um rund ein Prozent. Insgesamt leistete die Kernenergie 2019 noch einen Beitrag von 820 PJ (28,0 Mio. Tonnen SKE) zur Energiebilanz.


Der Verbrauch erneuerbarer Energieträger betrug im 2019 insgesamt 1.896 PJ (64,7 Mio. Tonnen SKE). Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung um insgesamt 5,2 Prozent. Ursächlich waren im Wesentlichen ein starker Anstieg der Stromerzeugung sowie eine verstärkte Energieholznutzung in privaten Haushalten sowie im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen. Die Windkraft erhöhte ihren Beitrag um 15 Prozent. Bei der Wasserkraft gab es einen Zuwachs von 12 Prozent. Die Solarenergie legte nur leicht um 2 Prozent zu. Die Biomasse, auf die mehr als 50 Prozent des gesamten Aufkommens im Bereich der Erneuerbaren entfällt, verbuchte ein Plus von 2 Prozent.