Nutzung des Flexibililitätspotenzials der Industrie: Welche regulatorischen Änderungen sind nötig?


Um das Stabilisierungs-Potenzial der Industrie nutzen zu können, sind regulatorische Änderungen „unabdingbar“. So werde die Bereitstellung von Energieflexibilität durch die jetzige Gesetzgebung „eher bestraft als belohnt“, halten die Projektpartner des Kopernikus-Projekts SynErgie fest. In einem Positionspapier haben sie erste, kurzfristig notwendige Änderungsbedarfe durch den Gesetzgeber aufgelistet.


  • Netzentgelte: Netzentgelte stellen einen wesentlichen Anteil der Stromkosten von Unternehmen dar. Derzeit erhalten energieintensive Unternehmen Vergünstigungen, wenn sie gleichmäßig Strom verbrauchen. Der bewusste, sinnvolle unregelmäßige Stromverbrauch für den Ausgleich von Energiespitzen und -engpässen wird nach der derzeitigen Regelung stattdessen durch höhere Netzentgelte bestraft. Um Anreize für die Flexibilisierung von Unternehmen zu schaffen, müsste diese Bestrafung durch neue Berechnungsmethoden der Netzentgelte aufgehoben werden.
  • EEG Umlage: Unternehmen können ihre Kosten für die EEG-Umlage senken, indem sie eine zunehmende Energieeffizienz nachweisen. Dieser Nachweis ist jedoch bedroht, wenn Unternehmen bewusst und sinnvoll ihre Energienachfrage erhöhen, um Leistungsspitzen im Stromnetz auszugleichen. Aus diesem Grund sollte bei der Berechnung von EEG-Umlagen neben der Energieeffizienz zukünftig auch die bereitgestellte Flexibilität berücksichtigt werden.
  • Kleine Unternehmen: Kleine Unternehmen, die keine Vergünstigungen des Strom-Preises erhalten, haben derzeit keinen Anreiz in einen flexiblen Stromverbrauch zu investieren. Abgaben, Umlagen und Steuern verzerren ihren Strompreis so sehr, dass sich niedrige und negative Strom-Börsenpreisen nicht in ihren Stromkosten niederschlagen. Erst, wenn der Strompreis auch für kleinere Unternehmen die tatsächliche Netzsituation widerspiegelt, gibt es für sie Anreize netzdienlich, also flexibel zu handeln.
  • Ausbildung und Wissenstransfer: Eine flexible Stromnutzung ist eine Herausforderung für Unternehmen: Sie kann die Lebensdauer von Anlagen verkürzen, ihre Effizienz verringern und damit die Betriebskosten erhöhen. Um trotzdem Anreize für die flexible Stromnutzung zu schaffen, müssen die Eintrittsbarrieren zur Bereitstellung von Flexibilität gesenkt werden. Neben den obigen Mechanismen braucht es dazu Flexibilisierungs-Wissen auf Seiten der Unternehmen. Dieses könnte einerseits durch IT-gestützte Entscheidungssysteme bereitgestellt werden, andererseits durch geschulte Ingenieure und Techniker. Eine zusätzliche Möglichkeit wäre die Förderung von Flexibilitätsberatungen durch speziell geschulte Berater.