Etwa die Hälfte des globalen Energiebedarfs entfällt auf Wärme für Privathaushalte und Industriebetriebe. Erneuerbare Energien spielen bei der Wärmeerzeugung bislang aber eine untergeordnete Rolle: Auf sie entfallen nur 10 Prozent der weltweit erzeugten Wärme, wie die Studie „Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb“ aufzeigt.
Da im Stromsektor bereits viel erreicht worden sei, werde im Rahmen der Energiewende auch eine Wärmewende benötigt, die insbesondere die effiziente Nutzung des erneuerbar erzeugten Stroms im Wärmesektor vorantreibt. Dies wäre durch die verstärkte Nutzung von Wärmepumpen für die Bereitstellung von Gebäude- und Prozesswärme realisierbar und könnte wesentlich zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele beitragen, meinen die Studienautoren.
Dabei beweise die Wärmepumpe ihre praktische und wirtschaftliche Einsatzfähigkeit in den unterschiedlichsten Anwendungsfeldern sowohl im Gebäude- als auch im Industriesektor. Der Einsatz von erneuerbarem Strom anstelle von Heizöl und Gas verringere zudem die deutsche Importabhängigkeit. Gleichzeitig wirke sich die zeitliche Flexibilität des Betriebs von Wärmepumpen bei einem wachsenden Anteil an Erneuerbaren positiv auf die Sicherung der Netzstabilität aus. Dies verdeutliche, so PwC, dass die Wärmepumpe wesentlich zur Einhaltung des energiepolitischen Zieldreiecks mit den Anforderungen Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit beitragen kann.
Abwandern einer weiteren grünen Zukunftstechnologie verhindern
Technologieführern im Bereich der Wärmepumpe eröffne sich somit ein signifikantes globales Marktpotenzial. Deutsche Hersteller könnten dieses Marktpotenzial erschließen – vorausgesetzt, sie würden dabei von angemessenen politischen Rahmenbedingungen im Heimatmarkt unterstützt: Denn nur mit einem erfolgreichen Rollout im Heimatmarkt können die dafür notwendigen Herstellungs- und Logistikprozesse weiter optimiert werden, heißt es in der Studie. Das Abwandern einer weiteren grünen Zukunftstechnologie – wie 2012/2013 mit der Photovoltaikbranche geschehen – könne sich Deutschland aus wirtschaftspolitischen Gründen nicht leisten.
Die globale Nachfrage nach Wärmepumpen nimmt den Studienautoren zufolge zu. Im Jahr 2018 stieg die Nachfrage global um 10 Prozent, das Umsatzvolumen lag 2017 bei 48 Mrd. US-Dollar. Der Umsatz könnte sich bis 2023 nahezu verdoppeln, auf 94 Mrd. Dollar. Schätzungen der International Energy Agency (IEA) zufolge bedeute dies in Stückzahlen, dass bis zum Jahr 2025 weltweit 33 Mio., bis 2030 fast 60 Mio. Wärmepumpen verkauft werden.
Der europäische Marktanteil ist im internationalen Vergleich gering
China, Japan und die USA sind der Studie zufolge die Länder, die den Wärmepumpen-Absatz maßgeblich vorantreiben. Mehr als 80 Prozent der neuen Wärmepumpen wurden 2017 in diesen Ländern installiert. Gefördert wurde dies mit Steuernachlässen und staatlichen Kaufanreizen. Demgegenüber ist die Verbreitung in Europa gering: Lediglich 1,1 Mio. Geräte wurden 2017 installiert, die meisten davon in den skandinavischen Ländern.
Der europäische Wärmepumpenverband (EHPA) sieht großes Potenzial für die Technologie: Das potenzielle Absatzvolumen betrage jährlich etwa 6,8 Mio. Geräte. Ausgehend vom Bestand im Vorreiterland Norwegen errechnet der Verband einen möglichen Bestand von 89,9 Mio. Geräten. „Selbst für die vergleichsweise schwachen europäischen Verhältnisse ist die Entwicklung in Deutschland sehr dürftig“, meint Volker Breisig, Partner im Bereich Utilities & Regulation bei PwC Deutschland: „Auf 1.000 Haushalte kamen 2017 erst 2,3 installierte Geräte.“ In Norwegen lag der Anteil bei 34,3, in Schweden bei 22,7 Geräten.
Zwar finden die Wärmepumpen auch hierzulande eine stärkere Verbreitung, vor allem in Wohnungsneubauten: Dort liegt der Anteil der Wärmepumpen aktuell bei 45 Prozent. Der Großteil neuer Heizungen wird allerdings beim Austausch alter Geräte in Bestandsgebäuden installiert. Dort beträgt der Anteil von Wärmepumpen derzeit nur sechs Prozent. Zielführend wäre der PwC-Studie zufolge eine Verbreitung der Wärmepumpen-Technologie auf dem Niveau von Schweden.
Konsequente Wärmepumpen-Strategie bietet Vorteile
Die Studienautoren erläutern darüber hinaus weitere Vorteile einer konsequenten Strategie hin zur Wärmepumpe: Die Technologie habe das Potenzial, den schon lange bestehenden Sanierungsstau bei Gebäuden zu beheben, den Anteil erneuerbarer Energien im Wärmemarkt zu erhöhen und Unternehmen und Gewerke rund um die Gebäudesanierung (ca. 540.000 Beschäftigte in Deutschland) zu unterstützen. Angesichts auslaufender EEG-Förderung könnten Besitzer dezentraler PV-Anlagen den selbsterzeugten Strom nutzen, um eine Wärmepumpe zu betreiben.
„Wichtig ist auch, dass sich mit der klimafreundlichen Wärmepumpen-Technologie die angestrebte Sektorenkopplung und damit auch die Digitalisierung der Energiewende leichter verwirklichen lässt“, erläutert PwC-Experte Volker Breisig. Die Studie richtet sich zudem mit neun Handlungsempfehlungen an Entscheider. Vor allem sollte, so die Autoren, das Missverhältnis der Energiepreise korrigiert werden: „Der Strompreis für Wärmepumpen ist im Verhältnis zu Heizöl und Erdgas viel zu hoch und könnte etwa über eine deutliche Absenkung der EEG-Umlage spürbar gesenkt werden“, sagt Kai Schiefelbein vom BWP. Weitere Vorschläge der Autoren zielen u. a. auf regulatorische, steuerliche und finanzielle Rahmenbedingungen für die Wärmepumpenindustrie in Deutschland.