Emissionsrückgang in Deutschland 2019 zum größten Teil in der Energiewirtschaft erreicht


Wie das Bundesumweltministerium (BMU) auf Grundlage der vorläufigen Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes (UBA) mitteilte, hat der Sektor 2019 fast 51 Mio. Tonnen CO2 weniger emittiert als im Jahr zuvor, das entspricht einem Rückgang um 16,7 Prozent auf insgesamt 254 Mio. Tonnen.


Ein wesentlicher Faktor sei der Einsatz von weniger emissionsintensiven Gas- statt Kohlekraftwerken, heißt es. „Hier macht sich neben niedrigen Weltmarktpreisen für Gas vor allem die erfolgreiche Reform des europäischen Emissionshandels bemerkbar, die zu höheren CO2-Preisen geführt hat.“


Der Durchschnittspreis für eine Tonne CO2 lag 2019 mit 24,65 € fast doppelt so hoch wie 2018, berichtet das BMU weiter. In der Folge war der Betrieb von Kohlekraftwerken 2019 häufig teurer als der von Gaskraftwerken. 2019 wurden Steinkohlekraftwerke mit insgesamt 3,5 GW Leistung stillgelegt oder in die Netzreserve überführt. Auch die in die Sicherheitsbereitschaft übernommenen Braunkohle-Kraftwerksblöcke im Oktober 2018 und im Oktober 2019 haben zur Minderung beigetragen.


Treibhausgasemissionen in den Sektoren Gebäude und Verkehr 2019 gestiegen


Ein weiterer wesentlicher Treiber der Minderung ist der deutlich gestiegene Beitrag der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion. „Grund dafür ist allerdings nicht in erster Linie der Bau neuer Anlagen, sondern ein besonders wind- und sonnenreiches Wetter“, betont das Bundesumweltministerium.


„In der Energiewirtschaft machen sich jetzt die Reform des europäischen Emissionshandels und der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie positiv bemerkbar“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). „Dieser Ausbau muss dringend weitergehen. Strom aus Wind und Sonne ist die Basis für erfolgreichen Klimaschutz.“ Ähnlich äußerte sich UBA-Präsident Dirk Messner: „Wir müssen wieder deutlich mehr Windenergieanlagen installieren, daran führt kein Weg vorbei, um Kohlestrom zu ersetzen, der vom Netz geht.“


Insgesamt wurden in Deutschland 2019 rund 805 Mio. Tonnen Treibhausgase freigesetzt. In Summe ist das ein Rückgang um rund 54 Mio. Tonnen oder 6,3 Prozent. Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen in Deutschland um 35,7 Prozent. Bis 2030 will Deutschland seine Emissionen laut Klimaschutzgesetz um mindestens 55 Prozent mindern.


Die Gesamtbilanz zeigt, dass fast der gesamte Rückgang auf den Energiesektor zurückzuführen ist. In anderen Sektoren sind die Emissionen dagegen zum Teil sogar gestiegen. Die Emissionen aus dem Gebäudebereich etwa stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 5 Mio. Tonnen an (plus 4,4 Prozent). Ein wesentlicher Treiber des Emissionsanstiegs sind hier die gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegenen Heizölabsätze. Das lag vor allem am Preis: 2019 war der Heizölpreis deutlich niedriger als 2018. Daneben spielte auch die Witterung eine Rolle: Nach dem außergewöhnlich warmen Jahr 2018 war das Jahr 2019 in vielen Teilen Deutschlands wieder etwas kühler.


Industriesektor spart 7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente ein


Auch die Treibhausgasemissionen des Verkehrs legten leicht um 1,2 Mio. Tonnen oder 0,7 Prozent zu und erreichten ein Niveau von 163,5 Mio. Tonnen CO2. Zwar kamen sparsamere Fahrzeuge auf den Markt, gleichzeitig nahm aber auch der Kfz-Bestand zu (+1,6 Prozent), so dass in Summe mehr Benzin und Diesel verbraucht wurde, heißt es beim BMU.


Im Sektor Industrie sind die Emissionen gegenüber dem Vorjahr um über 7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente zurückgegangen, das entspricht einem Minus von 3,7 Prozent. Zum großen Teil ist dieser Rückgang der rückläufigen Brennstoffnutzung in den Industriefeuerungen und der geringeren Stromerzeugung in den Industriekraftwerken zuzuordnen. Im Bereich der Prozessemissionen sanken diese laut BMU insbesondere in der Stahlindustrie. In der mineralischen Industrie, wie auch in der chemischen Industrie ergeben sich ebenfalls leichte Rückgänge der Treibhausgasemissionen.


Emissionen bei allen Treibhausgasarten zurückgegangen


Im Sektor Landwirtschaft gingen die Treibhausgasemissionen um 2,3 Prozent auf 68,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente zurück. Gründe dafür sind sinkende Tierbestände bei Rindern (-2,6 Prozent) und bei Schweinen (-2,0 Prozent) sowie ein um 10,3 Prozent zurückgegangener Mineraldüngerverkauf. Die beobachtbaren Effekte könnten nach ersten Analysen zum einen auf die Folgen der sehr trockenen Witterung zurückzuführen sein (insb. Tierfuttermittelverfügbarkeit), zum anderen auf geringe Marktpreise und die Verschärfung der Düngeverordnung von 2017.


Die Emissionen des Abfallsektors sanken gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Mio. Tonnen bzw. um 4,7 Prozent. Der Trend werde bestimmt durch die Emissionen der Abfalldeponierung, die um 5,9 Prozent weiter zurückgingen. Bei den anderen Kategorien gibt es kaum Veränderungen.


Im Ergebnis gingen bei allen Treibhausgasen die Emissionen zurück. Beim dominierenden Kohlendioxid beträgt der Rückgang nahezu 50 Mio. Tonnen (-6,6 Prozent). Die Methangesamtemission gingen um 2,5 Mio. Tonnen (-4,7 Prozent) zurück. Lachgas lag bei nahezu minus 1,3 Mio. Tonnen (-3,5 Prozent). Die Gesamtheit der F-Gase sank um nahezu 0,3 Mio. Tonnen.